Größere Sicherheit in der Behandlung von Hepatitis C

Auf der Jahrestagung der European Association for the Study of the Liver (Europäische Gesellschaft zum Studium der Leber/EASL) stellte das Kompetenznetz Hepatitis, ein Projekt der Deutschen Leberstiftung, Ende April in Kopenhagen neue Ergebnisse zweier Studien vor, die wichtige Erkenntnisse für die Therapie von akuter und chronischer Hepatitis C erbracht haben.

Die EASL-Jahrestagung ist der weltweit größte Kongress im Bereich der Leberheilkunde. Mehr als 7000 Hepatologen aus aller Welt nahmen in diesem Jahr vom 22. bis 26. April daran teil.

„Wir haben uns sehr gefreut, mit der „Akuten HCV III-Studie“ und der „REDD 2/3-Studie“ zwei „Hep-Net“-Studien auf der Tagung präsentieren zu können, die eine große Bedeutung für die Therapie von Hepatitis C- Patienten haben“, sagt Prof. Dr. Michael P. Manns, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Die Auswahl der beiden Studien aus mehr als 2000 eingereichten Beiträgen zeige ihre große Relevanz für die Hepatologie. Die beiden Studien wurden im Study House des „Kompetenznetz Hepatitis“ koordiniert.

Akute HCV III-Studie

Die „Akute HCV III-Studie“, die Dr. Katja Deterding, Assistenzärztin an der Medizinischen Hochschule Hannover, für die HepNet-Studiengruppe auf der EASL-Jahrestagung präsentierte, hatte zum Ziel, zwei Therapieansätze zu vergleichen. Die Studie sollte die Frage klären, ob es sinnvoller ist, Hepatitis C-Patienten sofort 24 Wochen lang mit Interferon alpha zu behandeln oder die Patienten zunächst 12 Wochen lang zu beobachten und sie erst dann, wenn es zwischenzeitlich nicht zu einer spontanen Ausheilung der Infektion gekommen ist, mit einer Kombinationstherapie aus pegyliertem Interferon und Ribavirin zu behandeln.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine sofortige Behandlung mit pegyliertem Interferon alfa 2b für 24 Wochen die sicherste Therapie für Hepatitis C-Patienten ist. Bei einzelnen Patienten, die aus Sorge vor den Nebenwirkungen der Interferon-Therapie erst die Möglichkeit einer spontanen Ausheilung abwarten wollen, führt eine verzögerte Therapie aber auch fast immer zu einer Ausheilung. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Patienten dann noch zur Behandlung erscheinen.

Die „Akute HCV III-Studie“, an der HepNet-Zentren aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligt waren, ist die bislang größte prospektive, randomisierte Studie zur akuten Hepatitis C in Europa. 107 Patienten in 72 HepNet-Zentren waren daran beteiligt. „Ohne das HepNet-Netzwerk mit dem Study House wären solche Studien nicht möglich“, sagt Prof. Dr. Manns. „Die akute HCV III-Studie ist in dieser Art weltweit einmalig und wird eine große Bedeutung für das Management von Patienten mit frischer Hepatitis C-Virusinfektion (zum Beispiel nach einer Nadelstich-Verletzung) haben.“

REDD 2/3-Studie

Die „REDD 2/3-Studie“, die Prof. Dr. Michael P. Manns den europäischen Leberexperten erstmalig präsentierte, hatte zum Ziel herauszufinden, ob Patienten mit chronischer Hepatitis C und dem Genotyp 2 oder 3 auch in einer kürzeren Therapiedauer und mit reduzierter Medikamentendosis erfolgreich behandelt werden können. Es zeigte sich, dass beim Einsatz von pegyliertem Interferon alfa 2b weiterhin die 24wöchige Behandlung die beste ist. Wichtigstes Ergebnis der Studie ist, dass eine Verkürzung der Therapie auf 16 Wochen nur bei einzelnen Patienten möglich ist. Dagegen zeigte eine niedrigere Interferon-Dosis (1.0 µg/kg statt 1.5 µg/kg) annähernd gleiche Ausheilungsraten.

An dieser Studie, die zwischen 2003 und 2006 im Kompetenznetz Hepatitis durchgeführt wurde, waren in Deutschland über 350 Patienten als sogenannte „HepNet-Kohorte“ beteiligt. Ab 2005 wurden von der Firma Schering-Plough nochmals etwa 350 Patienten in zahlreichen asiatischen Zentren hinzugefügt. Damit stellt diese Studie die bisher größte Untersuchung für asiatische Patienten mit dem HCV Genotyp 3 dar. Von Bedeutung ist, dass die Studie in Deutschland unter sogenannten „Real World“ Bedingungen durchgeführt wurde und damit weitaus realistischere Ergebnisse liefert als viele von der Industrie gesponserten Zulassungsstudien, bei denen häufig Patienten mit zusätzlichen Erkrankungen von der Behandlung ausgeschlossen werden.

Die Deutsche Leberstiftung

verfolgt das Ziel, die Patientenversorgung durch die Förderung der Forschungsvernetzung zu verbessern und die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen zu steigern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.deutsche-leberstiftung.de

Kontakt:
Deutsche Leberstiftung
Claudia Biehahn
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Carl-Neuberg-Straße 1
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Tel | 0511 – 532 6811
Fax | 0511 – 532 6820
E-Mail | presse@deutsche-leberstiftung.de
P.S.: Bitte vormerken: 6. HepNet Symposium am 5. und 6. Juni 2009 in Hannover!

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

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