Green Capital of Tomorrow – the next generation’s perspective

Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sind für die künftige Entscheider-Generation in Europa die wichtigsten Faktoren zur Erreichung einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Dies ist das Ergebnis einer neuen repräsentativen, pan-europäischen Studie. Für die meisten Städte werden auf diesem Gebiet weitere Anstrengungen angemahnt.

Als wichtigster Treiber entsprechender Entwicklungen wird der einzelne Bürger gesehen. Allerdings auch dahingehend, dass er mit dem eigenen Verhalten beitragen muss. Als weitere wichtige gesellschaftliche Kräfte werden die einzelnen regionalen Regierungen gemeinsam mit den Presse-Medien gesehen. Potentielle Themen hinsichtlich der Energiegewinnung und des Verbrauchs, beispielsweise Abschaltung von Kernkraftwerken und Energieeffizienz, spielen eine eher nachrangige Rolle.

Hamburg, 14.12.2011 – Rund 1.100 Studierende aus neun europäischen Ländern wurden als “The Next Generation” im Rahmen der internationalen Studie “Green Capital of Tomorrow – the next generation’s pespective” zu den Perspektiven Nachhaltigkeit, Umwelt und Klimaschutz in ihrer Stadt befragt. Initiiert wurde das Projekt durch Siemens, realisiert durch das Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg und unterstützt von der Stadt Hamburg im Rahmen der Umwelthauptstadt 2011. Jeweils zwei Studierende wurden aus jedem Land ausgewählt, die in dem Projekt mitwirkten und die Ergebnisse der Studie in einem Colloquium am 13. Dezember in Hamburg diskutierten sowie ein Memorandum zur nachhaltigen Stadtentwicklung erarbeitet haben. Die Länder sind Österreich, die Schweiz, Dänemark, Norwegen, Deutschland, Spanien, Frankreich, Polen und Belgien, inspiriert vom erfolgreichen Umwelthauptstadt-Projekt „Zug der Ideen“, der Städte in diesen Ländern anlief.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

1. Hohes Umweltinteresse und –Engagement
72 Prozent aller Befragten sind interessiert bzw. sehr interessiert an Umweltthemen, 27 Prozent engagieren sich aktiv in konkreten Projekten, in ihrer Ausbildung und z.B. durch ressourcenschonendes Verhalten. Hamburger Studierende sind mit 78 Prozent überdurchschnittlich interessiert. Gleichzeitig fühlen sich die Studierenden mit 72 Prozent wohl bzw. sehr wohl in ihrer Stadt, sind also stark integriert. In Hamburg sind es sogar 88 Prozent, der zweithöchste Wert nach Zürich.
2. Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz ist die bedeutendste gesellschaftspolitische Herausforderung

Noch vor der Bekämpfung der Finanzkrise, die von 65 Prozent der Befragten als sehr bedeutende Herausforderung eingeschätzt wird, rangiert auf Platz 1 Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz mit 71 Prozent (sehr bedeutend). Es folgt die Verbesserung des Bildungssystems (60 Prozent), Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Verbesserung von Familienarmut. Die Bekämpfung von Familienarmut empfinden 57 Prozent der Befragten als sehr bedeutend, in Hamburg sind dies sogar 60 Prozent. Auch die Verbesserung von sozialer Gerechtigkeit wird städteübergreifend von 49 Prozent – ebenso in Hamburg – als sehr bedeutend angesehen. In Hamburg sind es 79 Prozent, denen Umwelt- und Klimaschutz besonders wichtig sind, dieser Wert wird nur von Trondheim und Barcelona (82 bzw. 81 Prozent) übertroffen. Lediglich 40 Prozent halten die Abschaltung von Atomkraftwerken für sehr bedeutsam – hier rangiert Hamburg mit 58 Prozent auf Platz 1, Paris (23 Prozent) und Warschau (21 Prozent) auf den letzten Plätzen. Das Ergebnis spiegelt die unterschiedliche Bewertung nuklearer Risiken in den Städten Europas wieder.

3. Nachhaltige Stadtentwicklung von zentraler Relevanz – Ressourcensicherung und Ausbau erneuerbarer Energien als wichtigste Handlungsfelder

So sehen 83 Prozent der Befragten die Nachhaltigkeits-Entwicklungen in ihrer eigenen Stadt als bedeutend bzw. sehr bedeutend an, allerdings wird eine verbesserte Kommunikation angemahnt. So fühlen sich 10 Prozent gut informiert bzw. 25 Prozent informiert, 60 Prozent aber sind nur teilweise oder wenig über die Herausforderungen und Aktivitäten in ihrer Stadt informiert – in Hamburg fühlen sich immerhin 39 Prozent gut bzw. sehr gut informiert. In der Bedeutung einzelner von insgesamt 13 Handlungsfeldern für Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Ressourcenschonung mit 57 Prozent, der Ausbau erneuerbarer Energien mit 55 Prozent und Abfallwirtschaft/Recycling (50 Prozent) auf Top-Plätzen. Neue Mobilitätskonzepte und Einbringung von Nachhaltigkeitskonzepten in der Bildung folgen mit jeweils 45 Prozent. Energieeffizienz wird trotz ihres faktisch großen Potentials für den Klimaschutz „nur“ von 43 Prozent als sehr bedeutend gewertet. Dass soziale Gerechtigkeit bei der Nachhaltigkeits-Entwicklung besonders wichtig sei, äußerten 33 Prozent, in Hamburg 35 Prozent. Insgesamt jedoch wünscht die „Next Generation“ ein Vorankommen in allen Handlungsfeldern. In Hamburg werden vor allem der Ausbau Erneuerbarer Energien (58 Prozent) und Verkehrskonzepte (50 Prozent), sowie Nachhaltigkeits-Bildung (51 Prozent) überdurchschnittlich bewertet.

4. Gemischte Beurteilung der Chancen für die eigene Stadt in der Entwicklung zur „Green Capital of Tomorrow“

Nur 13 Prozent sehen sehr gute, 43 Prozent sehen gute Chancen und Perspektiven für die Nachhaltigkeits-Entwicklung in der eigenen Stadt. 45 Prozent urteilen, dass ihre Stadt weniger gute bzw. nur teilweise gute Perspektiven hat. Hamburg weist aus Sicht der Studierenden die besten Perspektiven auf: 67 Prozent sehen gute bzw. sehr gute Chancen. Insgesamt wollen 72 Prozent der Befragten, dass ihre Stadt die Nachhaltigkeits-Anstrengungen verstärken soll.

5. Erzeugung von Akzeptanz und Verantwortlichkeit beim einzelnen Bürger
In der Frage, welche Aufgaben den Weg zur „Green Capital of Tomorrow“ markieren, sehen 79 Prozent als wichtigste Aufgabe, dass der einzelne Bürger Verantwortung übernimmt und sein Verhalten ändert. In Hamburg ist dieser Aspekt mit 88 Prozent am stärksten ausgeprägt. Der europäische Gedanke wird von den Befragten bei der Aufgabe, das Wissen über Lösungen europaweit auszutauschen, besonders betont (78 Prozent Zustimmung, in Hamburg: 86 Prozent). Auch bedarf es klarer Kommunikation und Transparenz von Zielen und Strategien der Nachhaltigkeit, um Akzeptanz und Handlungsbereitschaft zu erzeugen (71 Prozent, in Hamburg: 79 Prozent).
6. Der Erfolg von Nachhaltigkeits-Entwicklung hängt vom Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte ab

Besonders hohe Bewertungen bei der Frage, welche Erfolgsbedeutung einzelne gesellschaftliche Kräfte haben, erhält die nationale Regierung (80 Prozent), die Medienbranche (79 Prozent) vor den städtischen Verantwortlichen (71 Prozent) und der europäischen Regierung (69 Prozent). Die erfolgreiche Entwicklung zur nachhaltigen Stadt wird als lokale (14 Prozent), nationale (15 Prozent) und europaweite Aufgabe (24 Prozent) bzw. von allen gemeinsam (47 Prozent) angesehen.

Professor Dr. Werner Beba, Leiter des CC4E und verantwortlich für die Studie resümiert: „Bei der ’Next Generation’ ist die Bedeutung von Umweltorientierung und Nachhaltigkeit als wesentliche Zukunftsaufgabe klar verankert. Die Studie zeigt auch, dass es in den wichtigsten Bereichen eine städteübergreifende gemeinsame Auffassung gibt. Allerdings müssen die bisherigen Anstrengungen auf dem Weg zur nachhaltigen Stadt deutlich verstärkt werden“. Zum Abschneiden Hamburgs bemerkt er: „Im ausklingenden Umwelthauptstadt-Jahr sind die Ergebnisse für Hamburg ermutigend: Beim Umweltinteresse, Bedeutung von Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schutz, aber auch hinsichtlich der Perspektiven als Green Capital of Tomorrow erzielt Hamburg akzeptable Werte.“

Im Nachgang zur Studie trafen sich 22 Studierende aus den neun europäischen Ländern, die an der Studie teilgenommen hatten. Im Rahmen eines Kolloquiums auf Einladung der Siemens AG und unter Leitung der HAW Hamburg diskutierten sie die Ergebnisse der Studie und formulierten ein gemeinsames Memorandum. Die höchste europaübergreifende Relevanz haben für die „Next Generation“ folgende Punkte:

– Neben einem verstärken Ausbau des Rad- und Fußwegenetzes sollten Städte von jedem ihrer Bürger deutlich mehr Eigenverantwortung in punkto Nachhaltigkeit einfordern.

– Zu einer wirklich nachhaltigen Stadtentwicklung gehören neben technischen Aspekten auch die soziale Balance, unter anderem die Bekämpfung der Armut.

– Städte müssen klare Ziele für Nachhaltigkeit formulieren und diese offensiv an ihre Bürger kommunizieren. Nur so lassen sich Akzeptanz und Veränderungen im Bewusstsein erreichen.

– Lokale Nachhaltigkeitsziele sollen mit nationalen Zielen korrespondieren: lokales Handeln, global Denken.

Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Wissenschaft und Forschung und Zweite Bürgermeisterin: „Ich beglückwünsche die Studentinnen und Studenten und die HAW zu dieser erfolgreichen Studie „Green Capital of Tomorrow – the next generation´s perspective“ und danke der Siemens AG für die Unterstützung dieses Projektes.Die pan-europäische Studie ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Wissensmetropole Hamburg und ein Zeugnis für die Internationalität unseres Wissenschafts- und Forschungsstandortes. Grundidee und Grundanforderung der EU für das Projekt „European Green Capital“ ist auch der Gedankenaustausch in Europa. Diesen zu fördern ist von enormer Wichtigkeit und wird durch die Studie beispielgebend umgesetzt. Ihre Ergebnisse belegen, dass das Projekt „Umwelthauptstadt“ erfolgreich ist. Besonders wertvoll ist auch, dass hier Studentinnen und Studenten – The Next Generation / Young Influencer selbst Treiber der Studie waren. Sie beweisen, wie Nachhaltigkeit und Konsequenz in Sachen Umweltschutz aussehen müssen – kreativ, positiv, aktiv. Sie sind die Entscheider von morgen und schon jetzt die Gestalter von heute.“

„Der Megatrend Urbanisierung ist für Siemens eine Herausforderung, auf die wir unsere Geschäftspolitik schon länger bewusst ausgerichtet haben. Für mich war es deshalb besonders spannend, zu erfahren, wie die Entscheider-Generation von morgen, die ja auch die Kunden von morgen sind, das Thema nachhaltige Stadtentwicklung einschätzt“, kommentiert Michael Westhagemann, CEO der Region Deutschland Nord der Siemens AG, die Studie. „Und auch wenn die Europa-Tournee des‚Train of Ideas’ der Umwelthauptstadt 2011 gezeigt hat, wie ähnlich die Herausforderungen überall in Europa sind, so haben uns die Ergebnisse der vorliegenden Studie dennoch klar gemacht, dass noch ein gutes Stück Weg vor uns liegt zu Nachhaltigkeit und effektivem Klimaschutz. Ein Stück Weg, den wir als Infrastruktur-Unternehmen natürlich mit gestalten.“

Weitere Details der Studie stehen online unter www.haw-hamburg.de zur Verfügung. Ein Extra-Seite zum Thema findet sich auch auf der Homepage der Siemens AG unter www.siemens.com/presse/trainofideas

Kontakt:
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Leiter Competence Center Erneuerbare Energien & Energieeffizienz
Prof. Dr. Werner Beba, Professur für Marketing
Tel. 040.42875 – 6937
werner.beba(@)haw-hamburg.de

Media Contact

Dr. Katharina Ceyp-Jeorgakopulos idw

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