Gießener Virologen koordinieren deutsch-israelisch-palästinensische Studie zur Hepatitis-B-Impfung

Zusammen mit Ärzten aus Palästina und Israel wollen Gießener Virologen den üblichen Hepatitis-B-Impfstoff mit einem kürzlich in Israel und Palästina zugelassenen, verbesserten Impfstoff vergleichen.

Ziel ist es, Neugeborene von Müttern, die mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) infiziert sind, zukünftig wirkungsvoller schützen zu können. Koordiniert wird die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit über 900.000 Euro geförderte dreijährige Studie von Privatdozent Dr. Dieter Glebe und dem Leiter des Instituts für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universtität Gießen, Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfram Gerlich.

Eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) erzeugt akute und chronische Entzündungen der Leber, die langfristig zu komplettem Leberversagen oder Leberkrebs führen können. Weltweit sind 370 Millionen Menschen chronisch mit diesem tückischen Virus infiziert, eine Million verstirbt jährlich an den Spätfolgen. Während in Deutschland nur 0,5 Prozent der Bevölkerung chronisch mit HBV infiziert sind, liegt in Palästina die Häufigkeit bei acht Prozent.

HBV wird vor allem während der Geburt von der infizierten Mutter auf ihr Neugeborenes übertragen, das dann fast immer eine chronische Infektion entwickelt und ein hohes Risiko hat, im mittleren Lebensalter an Leberversagen oder Leberkrebs zu versterben. Die momentan verfügbaren Impfstoffe zeigen zwar eine sehr gute Schutzwirkung bei älteren Kindern und Erwachsenen, versagen jedoch in Palästina bei bis zu 25 Prozent der Neugeborenen von infizierten Müttern. Der verbesserte Impfstoff beruht auf Forschungsergebnissen von Prof. Gerlich, die er schon 1984 erarbeitet hat. Jedoch konnte erst in jüngster Zeit durch international viel beachtete Arbeiten von Dr. Glebe experimentell bewiesen werden, dass der neue Impfstoff tatsächlich einen besseren Immunschutz bewirkt.

Auf palästinensischer Seite wird die Studie von Dr. Maysa Azzeh an der Al-Quds Universität, Ost-Jerusalem-Abu Dies, geleitet und in sechs Geburtszentren in der Westbank durchgeführt. Frau Azzeh hat bei dem früher in Gießen tätigen Molekularbiologen und Virologen Prof. Gerd Hobom promoviert, und danach noch zwei Jahre am Institut für Medizinische Mikrobiologie bei Prof. Trinad Chakraborty gearbeitet, bevor sie nach Palästina zurückkehrte. Dr. Rifaat Safadi (Hadassah Universität, Jerusalem) ist ein international anerkannter klinischer Hepatologe. Er leitet den israelischen Arm der Studie in vier Geburtszentren in Jerusalem und Nazareth. Bei einem Teil der geimpften Neugeborenen ist trotz der Impfung eine Hepatitis-B-Infektion zu erwarten. Die dabei auftretenden Virusstämme sollen dann am Institut für Medizinische Virologie der JLU charakterisiert werden, um so Rückschlüsse auf das Impfversagen zu erhalten und gezielte Verbesserungen zu ermöglichen.

Kontakt:
PD Dr. Dieter Glebe, Institut für Medizinische Virologie
Frankfurter Str. 107, 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 41246, Fax: 0641 99 41209
Email: dieter.glebe@viro.med.uni-giessen.de

Media Contact

Lisa Dittrich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-giessen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer