Gene geben Afrikanern besseren Geschmackssinn

Zwar rühmen sich Europäer und Asiaten für ihre feine und zum Teil sehr ausgefeilte Küche. Geht es allerdings um den Geschmackssinn, stehen die Afrikaner nach jüngsten Untersuchungen ganz weit vorne.

Vor allem was den Sinn für bittere Geschmacksrichtungen angeht, konnten Wissenschaftler der Philadelphia Universität bei Volksgruppen in Kenia und Kamerun eine größere Diversität eines Gens feststellen, das für diese Geschmackskomponente verantwortlich ist. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.

Europäer und Asiaten tragen eine der beiden Varianten des Gens TAS2R38, das sie den Bitterstoff Phenylthiocarbamid PTC schmecken lässt. PTC kann von nahezu zwei Drittel der Europäer bis zu 1.000-mal besser wahrgenommen werden als vom restlichen Drittel. Dafür verantwortlich ist das individuelle Expressionsmuster von Varianten eines Genes für einen bestimmten Bittergeschmacksrezeptor. Unterschiedlich ist dabei die Konzentration, ab wann der Bitterstoff wahrgenommen und als unangenehm empfunden wird.

In Untersuchungen konnten die Forscher um die Genetikerin Sarah Tishkoff und ihrem Kollegen Michael Campbell feststellen, dass Kenianer und Kameruner viel sensibler auf die Konzentrationen des Bitterstoffs reagierten, als andere Versuchspersonen. Unter den Afrikanern gibt es deutlich mehr Varianten des Gens TAS2R38 als in der gesamten restlichen Bevölkerung. „Die Heterogenität hat wahrscheinlich zu einem gewissen Zeitpunkt einen Evolutionsvorteil für die Bevölkerung von Afrika gebracht“, vermutet die Forscherin. Möglicherweise spiele dabei die Vielzahl der angebotenen Nahrungspflanzen eine wichtige Rolle. „Wer einen besseren Geschmackssinn hat, kann auch leichter die besten Nahrungsmittel ermitteln.“ Die Forscher vermuten zudem, dass diese Fähigkeit eine Unterscheidung von ungenießbaren von gesunden Nahrungspflanzen ermöglicht.

Dass die Europäer wesentlich schlechter in der Identifikation der Bitterstoffe sind, hat seinen Grund darin, dass die genetische Diversität von Afrikanern südlich der Sahara weit größer ist, als jene der Europäer. Zudem gab es zwischen diesen beiden kaum einen Genaustausch – da offensichtlich nur wenige afrikanische Migranten Vorfahren von Europäern wurden.

2005 hatten deutsche Forscher entdeckt, dass der Bittergeschmack von Menschen, der sich in der Steinzeit entwickelt hat, einen evolutionären Vorteil bedeutet. Da zahlreiche giftige Nahrungsmittel bitter schmecken, bedeutet ein gut ausgeprägter Geschmackssinn einen deutlichen Selektionsvorteil. Der Selektionsvorteil von damals scheine sich allerdings heute ins Gegenteil zu verkehren, da viele Menschen bestimmte Gemüse ablehnen, weil sie bitter schmecken, obwohl ihr Verzehr das Risiko für bestimmte Krebs- oder Herz-Kreislauferkrankungen senken kann, „, so Wolfgang Meyerhof und Bernd Bufe vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung http://www.dife.de. „Die Lebensmittelindustrie ist daher bemüht, den Bitterstoffanteil in der Nahrung zu reduzieren.“

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.philau.edu

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