Gehirn speichert auch Vergessenes

Unser Gehirn behält viel mehr Informationen gespeichert als wir später aktiv abrufen können. Das konnten Neurobiologen der University of California in Irvine nun auch durch Gehirnmessungen zeigen.

Im Fachjournal Neuron beschreiben sie, dass die Hirnaktivitäten während des Erinnerns an ein Ereignis sehr ähnlich sind wie Prozesse beim ersten Erleben selbst, auch wenn Details nicht mehr abgerufen werden können.

Das Team rund um den Forschungsleiter Jeff Johnson untersuchte per funktioneller Magnetresonanz die Gehirntätigkeit von Studenten, denen man Kärtchen mit Wörtern von Gegenständen in die Hand gab. Mit dem Lesen jedes Wortes waren drei Aufgaben verknüpft: Man sollte sich vorstellen, in welcher Weise ein Künstler das bezeichnete Objekt darstellen und auf welche Weise man es selbst verwenden könne. Darüber hinaus bat man die Versuchspersonen, das Wort in Gedanken rückwärts auszusprechen. Bei jeder Übung hielt man die Aktivitäten fest, die sich dabei im Gehirn abspielten. Nach 20 Minuten Pause wurden die Wörter nochmals gelesen und es galt dabei möglichst detailreich in Erinnerung zu rufen, wie man diese Aufgaben gelöst hatte, wobei der Gehirnscanner wieder mitlief.

Viele Details der Erinnerung waren im zweiten Durchgang verloren gegangen, allerdings nur im abrufbaren Gedächtnis der Teilnehmer. Denn durch mathematische Analysen gelang es den Forschern zu zeigen, dass die Aktivitätsmuster der drei Aufgaben in der Wiederholung denen vom ersten Erleben immer ähnelten. War die Rückerinnerung eines Wortes bei einer bestimmten Aufgabe noch stark vorhanden, zeigte sich die Übereinstimmung besonders hoch, war sie schwach oder kaum mehr vorhanden, so erkannte man das Muster weniger deutlich. Nach Aufgaben unterscheidbar waren die Scans jedoch in allen Fällen. „Die Musteranalyse erlaubte die genaue Zuordnung von Aufgaben zu Mustern, selbst wenn Details der Erinnerung schon verschwunden waren“, berichtet Johnson.

Die Wissenschaftler werten dies als Beweis dafür, dass das Gehirn trotz Vergessens Teile von früheren Geschehnissen abgespeichert behält. „Falls die Details noch dort sind, können wir auch einen Weg finden, um sie wiederzuerlangen“, hofft der US-Forscher. Das Verstehen der Vergessensprozesse bei jungen, gesunden Erwachsenen liefere Ergebnisse, die auch für Situationen nachlassender Gehirntätigkeiten relevant seien, wie sie etwa im Alter auftreten. „Wichtig könnte diese Erkenntnis auch für das Schicksal der lebhaften Erinnerungen bei traumatischen Ereignissen sein, die wir am liebsten vergessen wollen“, so Johnson.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uci.edu

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