Gehirn: Kindesmissbrauch verändert Stress-Gen

Missbrauch in der frühen Kindheit verändert auf Dauer, wie das Gehirn auf Stress reagiert.

Die Analyse des Gehirngewebes von Erwachsenen, die Selbstmord begangen hatten, ergab entscheidende genetische Veränderungen bei jenen, die als Kind missbraucht worden waren. Laut Wissenschaftlern der McGill University wird die Produktion des Rezeptors beeinflusst, der bei Reaktionen auf Stress beteiligt ist. Die in Nature Neuroscience veröffentlichte Studie betont laut Experten wie Jonathan Mill vom Kings College London die Auswirkungen von Stress auf die frühe Entwicklung des Gehirns.

Frühere Studien hatten ergeben, dass Missbrauch in der Kindheit mit verstärkten Reaktionen auf stressige Umstände zusammenhängt. Wie genau diese Umweltfaktoren mit Genen interagieren und zu Depressionen oder anderen geistigen Störungen beitragen, ist laut BBC bisher nicht ausreichend erforscht. Für die aktuelle Studie untersuchte das Team um Michael Meaney die Gene in Hinblick auf den Glucocorticoid-Rezeptor, der dazu beiträgt die Reaktionen auf Stress zu kontrollieren. Die Wissenschaftler konzentrierten sich dabei auf eine bestimmte Gehirnregion von zwölf als Kinder missbrauchten Selbstmordopfern und zwölf Selbstmördern, die diese Erfahrung nicht gemacht hatten.

Bei jenen, die als Kinder missbraucht worden waren, konnten chemische Veränderungen, die die Aktivität des Gens verringerten, nachgewiesen werden. Diese verringerte Aktivität führt dazu, dass weniger Glucocorticoid-Rezeptoren vorhanden sind. Die Betroffenen würden laut den Wissenschaftlern daher eine abnormal erhöhte Reaktion auf Stress gehabt haben. Damit scheint nachgewiesen, dass eine Missbrauchserfahrung während der Entwicklung des Gehirns einen langfristigen Einfluss darauf haben kann, wie ein Mensch auf Stress reagiert.

Meaney geht jedoch davon aus, dass diese biochemischen Auswirkungen auch zu einem späteren Zeitpunkt im Leben eintreten können. Bis jedoch nicht dieser biochemische Prozess nachgewiesen worden sei, seien viele der Verantwortlichen nicht wirklich bereit, diese Tatsache anzuerkennen. Darüber hinaus könne man sich die Frage stellen, ob ein Medikament diese Auswirkungen wieder rückgängig machen könne.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer