Fremdsprachen schärfen das Denken

Wer mehrere Sprachen beherrscht, fördert damit sein Gehirn und dessen Funktion. Das bestätigt nun ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von David Marsh von der Universität Jyväskylä. Im Auftrag der Europäischen Kommission werteten die Wissenschaftler über 1.400 weltweite Studien zu diesem Thema aus. Dabei konnten sie sechs wesentliche Gehirnfunktionen bestimmen, die durch Mehrsprachigkeit verbessert werden.

Das Beherrschen von Fremdsprachen und die damit verbundenen Denkprozesse fördern demnach das Lernen allgemein sowie das komplexe Denken, die Kreativität und die geistige Flexibilität. Zudem erhöhen Menschen, die mehr als eine Sprache sprechen, ihre interpersonelle Kompetenz und Kommunikation und sind besser vor dem geistigen Verfall im Alter geschützt.

Motivation fürs Sprachenlernen

Widerlegt wurde die lange verbreitete Annahme, dass Verbesserungen der Denkstrukturen erst dann einsetzen, wenn Menschen eine zweite oder dritte Sprache auf hohem Niveau beherrschen. „Die elektrische Aktivität des Gehirns verändert sich bereits am Beginn des Erlernens einer ersten Fremdsprache“, erklärt Marsh im pressetext-Interview. Das sei eine wichtige Motivation für jeden, der die Möglichkeit habe, eine Fremdsprache zu lernen oder im Gedächtnis zu behalten.

Als „besonders vielversprechend“ bezeichnet der Studienleiter die durch Mehrsprachigkeit verbesserte Fähigkeit des Lernens an sich. Fremdsprachen erleichtern es demnach, sich auch andere Wissensgebiete anzueignen. „Durch das Speichern ähnlicher Inhalte entwickelt sich das Arbeitsgedächtnis weiter. Es gelingt mehrsprachigen Menschen daher eher, länger über ein Problem nachzudenken“, so der Bildungsforscher. Höhere Schnelligkeit zeigte sich bei der Problemlösung und beim Aussortieren irrelevanter Informationen, zudem treffen mehrsprachige Kinder in Computerspiel-Experimenten schneller Entscheidungen als einsprachige.

Sprachen als Wirtschaftsmotor

Der Sprachenunterricht vermittelt für Marsh Fähigkeiten, die weit über die verbesserte Kommunikation hinausgehen. „In vielen Ländern Europas erhielten die Kinder der Elite früher Latein- und Griechischunterricht. Schon damals geschah das nicht bloß als Maßnahme zum besseren Verständnis der eigenen Sprache, sondern um damit auch andere Fähigkeiten und Werte zu erwerben.“

Angesichts den Anforderungen der heutigen Wissensgesellschaft solle das Sprachenlernen nicht mehr als Belästigung, sondern als Multiplikator für wirtschaftliches Wachstum und sozialen Zusammenhalt anerkannt werden, so das Resümee der Studienautoren.

Download des Berichts unter http://eacea.ec.europa.eu/llp/studies/documents/study_on_the_contribution_

of_multilingualism_to_creativity/compendium_part_1_en.pdf

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.jyu.fi/en

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