Forsa-Umfrage im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung: COPD nahezu unbekannt

Fast unbekannt ist COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) – zu Deutsch: obstruktive Lungenerkrankung, umgangssprachlich auch bekannt als „Raucherlunge“. 86 Prozent der Deutschen können mit der Buchstabenkombination COPD nichts anfangen. Dabei handelt es sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) um die weltweit vierthäufigste Todesursache. Schätzungen zufolge gibt es derzeit circa 64 Millionen Menschen auf der Welt, die an COPD erkrankt sind. Experten des Kompetenznetzes Asthma/COPD gehen von ungefähr vier Millionen Betroffenen allein in Deutschland aus.

Auffällig ist, dass fast doppelt so viele Frauen (17 Prozent) wie Männer (9 Prozent) die Krankheit einordnen konnten – und dass offensichtlich unter jungen Menschen massiver Aufklärungsbedarf besteht: Nur sechs Prozent der 18- bis 29-Jährigen definierten die Krankheit korrekt. Lediglich ein Prozent aller Befragten brachten sie mit Raucherhusten in Verbindung. „COPD geht in praktisch allen Fällen auf eine massive, langdauernde Belastung der Atemwege mit Schadstoffen zurück. Das ist heute in Europa überwiegend das Rauchen“, sagt Professor Claus Vogelmeier, Leiter des Kompetenznetzes Asthma/COPD in Marburg. Die WHO geht aufgrund der Tatsache, dass weltweit immer mehr Menschen rauchen, davon aus, dass die Erkrankung bis zum Jahr 2030 an die dritte Stelle der todbringenden Krankheiten vorrücken könnte.

Andere Lungen- und Atemwegserkrankungen sind den Deutschen deutlich vertrauter als COPD. Am bekanntesten ist Lungenkrebs, den 60 Prozent der Befragten spontan als Lungenkrankheit nannten. Es folgen Asthma (48 Prozent), chronische Bronchitis (44 Prozent), Lungenentzündung (32 Prozent) und Tuberkulose (26 Prozent).

Zu den Risikofaktoren von Lungen- und Atemwegserkrankungen zählt die Mehrzahl der Befragten das Rauchen (89 Prozent) und Luftschadstoffe wie Staub oder Feinstaub (60 Prozent). Andere Ursachen wie Infektionen, genetische Veranlagung, ungesunde Ernährung oder auch Allergien wurden kaum genannt. Dazu passt, dass lediglich jeder zehnte Befragte angab, sich Sorgen zu machen, im Laufe des Lebens an einer Allergie zu erkranken, die die Lunge beeinträchtigt. „Wir kennen bereits eine Vielzahl von Risikofaktoren für die Entstehung einer Allergie, von Umweltfaktoren bis hin zu genetischen Veranlagungen. Asthma ist mehr als eine Allergie der Atemwege. Es gibt verschiedene Formen des Asthmas, die äußerlich einander ähnlich sehen, jedoch vermutlich unterschiedliche Krankheitsprozesse beinhalten“, sagt Professor Vogelmeier.

Danach gefragt, welche Verhaltensweisen dazu beitragen können, die Lunge gesund und leistungsfähig zu halten, bezeichneten 80 Prozent der Befragten Sport als die beste Medizin. 60 Prozent plädierten dafür, die Finger von Zigaretten zu lassen oder das Rauchen aufzugeben. Fast jeder vierte Befragte nannte allgemein „frische Luft“ als Mittel, Lungen- und Atemwegserkrankungen vorzubeugen.

Wer bereits von einer chronischen Lungenerkrankung betroffen ist, sollte zudem Schutzimpfungen nicht vergessen: COPD-Patienten empfiehlt die nationale ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut, sich gegen Influenza und Pneumokokken impfen zu lassen, um das Risiko für akute Verschlechterungen zu senken. Festzuhalten bleibt: „Nicht zu rauchen ist die effektivste Prävention bei COPD, Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Professor Vogelmeier. Nikotinverzicht lohnt sich also mehrfach – eine zentrale Botschaft zum Deutschen Lungentag.

Die vollständigen Ergebnisse der Forsa-Umfrage sowie weitere Informationen zum Deutschen Lungentag und Atemwegserkrankungen gibt es auf der Webseite des Wissenschaftsjahres Gesundheitsforschung: http://www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de.

Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Seit 2000 dienen sie als Plattform für den Austausch zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft entlang ausgewählter Themen. Im Wissenschaftsjahr 2011 – Forschung für unsere Gesundheit steht der Mensch im Mittelpunkt – und mit ihm die individualisierte Medizin als Zukunft von Vorsorge, Diagnostik und Therapie.

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