Europäischer Automobilmarkt erreicht Talsohle

Die Autoindustrie fährt 2010 in Westeuropa noch im Rückwärtsgang. Im laufenden Jahr werden mit voraussichtlich 12,7 Millionen Fahrzeugen rund eine Million Pkw weniger verkauft als 2009, wie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) prognostiziert. Ursache hierfür sind die umfangreichen Stützungsmaßnahmen der europäischen Staaten im vergangenen Jahr.

„Nachdem staatliche Abwrackprämien und Steuererleichterungen den Automarkt im vergangenen Jahr stabilisiert haben, muss sich die Industrie nun wieder aus eigener Kraft mit attraktiven Produkten und Angeboten behaupten. Der Absatz wird ab dem kommenden Jahr wieder steigen, die Marke von 14 Millionen verkauften Pkw könnte 2012 wieder knapp erreicht werden“, erwartet Felix Kuhnert, Leiter des Beratungsbereichs Automotive bei PwC.

Die Marktentwicklung in Europa hat auch Auswirkungen auf die künftige Verteilung der Automobilproduktion. Nach Schätzungen der PwC-Experten werden im Jahr 2012 erstmals mehr Pkw in den Schwellenländern gefertigt als in den Triade-Märkten (EU, Nordamerika, Japan und Südkorea). Im Jahr 2013 dürften in den Schwellenländern 42 Millionen Autos die Fertigungshallen verlassen und damit 15 Millionen mehr als 2009. In den etablierten Märkten steigt die Produktion im gleichen Zeitraum von 30 Millionen auf schätzungsweise 39 Millionen Einheiten.

Deutsche Hersteller wachsen vor allem in Asien

Deutsche Autos werden sich auch künftig einer wachsenden Nachfrage in Asien erfreuen. Liefen 2009 rund 1,4 Millionen Autos deutscher Marken in asiatischen Fabriken vom Band, werden es 2013 voraussichtlich 2,4 Millionen sein. Für Deutschland ist im selben Zeitraum ein Produktionszuwachs um 500.000 auf 4,7 Millionen Fahrzeuge zu erwarten. Damit wird im Jahr 2013 wieder das Niveau von 2008 erreicht.

Von besonderer Bedeutung ist der Standort Asien für die deutschen Volumenhersteller. Sie werden im Jahr 2013 mit 1,8 Millionen Pkw genau so viele Fahrzeuge in Asien fertigen wie in Deutschland. Die Premiumhersteller weiten ihre Fertigung in Fernost zwar ebenfalls aus, mit geschätzten 600.000 Pkw bleibt das asiatische Produktionsvolumen jedoch hinter dem für Deutschland erwarteten Wert von 2,9 Millionen Fahrzeugen zurück.

Downsizing als Chance für Premiummarken

Ein überdurchschnittliches Wachstum erwarten die PwC-Experten im Segment der Klein- und Kompaktwagen. Zwischen 2010 und 2015 dürfte die weltweite Produktion von 28 Millionen auf 41 Millionen Pkw zulegen. Dies entspräche einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 7,6 Prozent, während die Automobilfertigung insgesamt um rund sechs Prozent jährlich steigen dürfte. Die starken Zuwächse im Kompaktsegment sind einerseits auf wachsenden Wohlstand und damit steigende Nachfrage in den Emerging Markets zurückzuführen. Andererseits entscheiden sich auch in den Industrienationen immer mehr Käufer für kleinere Autos mit geringerem Kraftstoffverbrauch.

„Den Trend zum 'Downsizing' haben die Premiummarken erkannt. Sie stehen vor der Herausforderung, trotz vergleichsweise geringer Fertigungszahlen auch mit Kompaktmodellen ausreichende Margen zu erwirtschaften. An einer Reduzierung der Produktionskosten, beispielsweise durch die konsequente Umsetzung von Plattformstrategien und Kooperationen mit anderen Herstellern, führt daher im Premiumsegment kein Weg vorbei“, betont Felix Kuhnert.

Elektromobilität führt zu neuen Geschäftsmodellen und Kooperationen

Im Jahr 2020 werden nach PwC-Schätzungen weltweit 1,5 Millionen ausschließlich elektrisch angetriebene Pkw produziert. Hinzu kommen schätzungsweise bis zu fünf Millionen Fahrzeuge mit Hybridantrieb. Ihnen stehen geschätzte 80 Millionen Pkw mit einem Verbrennungsmotor gegenüber. Die weitere Entwicklung der Elektroautos wird jedoch in hohem Maße durch die Fortschritte in den Bereichen Batterietechnologie, Lade-Infrastruktur und neue Mobilitätskonzepte beeinflusst.

„Sollten industrieübergreifende, überregionale und innovative Partnerschaften im Bereich der Elektromobilität weiterhin zunehmen, könnten die Engpässe in den Bereichen Batterietechnologie und Lade-Infrastruktur beseitigt werden. Dies würde die Entwicklung des Elektromobils erheblich beschleunigen“, sagt Felix Kuhnert.

Sinnvoll sind daher Investitionen in ein gemischtes Portfolio aus kontinuierlich verbessertem Verbrennungsmotor, Hybrid- und reinem Elektroantrieb. Insbesondere Zulieferunternehmen werden hierfür ihre Geschäftsmodell hinterfragen und an Markt- und Technologieentwicklungen anpassen müssen.

Media Contact

Stefan Bießenecker presseportal

Weitere Informationen:

http://www.pwc.de

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