Essstörung in der Jugend: Nicht als "Phase" abtun

Schädliches Ernährungsverhalten ist bei Jugendlichen nicht nur Ausdruck einer Phase, die wieder vorbeigeht. Pubertierende mit Essstörungen nehmen ungesunde Essensgewohnheiten oft ins junge Erwachsenenalter und darüber hinaus mit, berichten Forscher der University of Minnesota in der Zeitschrift „Journal of the American Dietetic Association“. Ihre Studien verdeutlichen, wie wichtig die frühzeitige Prävention und Behandlung von Essstörungen bei Jugendlichen sind.

„Je jünger Betroffene bei der Ausbildung einer Essstörung sind, desto schlechter ist ihre Prognose für eine spätere Anorexie oder Bulimie und desto häufiger bleiben später Restsymptome“, bestätigt auch Katja Schnicker, Leiterin des Schwerpunkts „Essstörungen“ an der Mainzer Institutsambulanz für Psychotherapie http://www.psychotherapie-mainz.de , im pressetext-Interview.

Junge Frauen häufig betroffen
Die US-Forscher um Dianne Neumark-Sztainer analysierten Daten 1.030 männlicher und 1.257 weiblicher Jugendlicher, die in zwei Studiendurchgängen untersucht worden waren. Beim ersten Mal waren sie entweder 13 oder 16 Jahre alt, während die nächste Untersuchung erst zehn Jahre später erfolgte. Befragt wurden die Teenager und später jungen Erwachsenen jeweils nach der Ernährung, nach extremen Formen der Gewichtskontrolle wie Hungerkuren, der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, dem Überspringen von Mahlzeiten sowie nach Kontrollverlust beim Essen.

Besonders bei Frauen waren derartige abnormale Ernährungsformen häufiger anzutreffen. Der Anteil stieg bei ihnen innerhalb des Untersuchungszeitraums von acht bzw. zwölf Prozent auf einheitlich 20 Prozent, während er bei den Männern zuerst zwei, später sieben Prozent betrug. Frauen berichteten auch deutlich häufiger, im Vorjahr eine Diät gemacht zu haben: Egal aus welcher Altersgruppe, betraf es jede Zweite, während es bei den Männern nur jeder Vierte war.

Vorteile werden zum Problem
Die Pubertät ist die Zeit, in der sich die Identität eines Menschen entwickelt. Das geschieht unter anderem durch die Wahrnehmung und Befriedigung eigener Wünsche und Bedürfnisse und häufig durch eine damit einhergehende Abgrenzung von der Ursprungsfamilie, erklärt Schnicker.
„Viele, denen dies aus unterschiedlichsten Gründen nicht gelingt und die sich selbst als instabil erleben, wollen dies durch zuviel Essen oder Hungern aufholen. In der Peer-Group bringt das im Moment Vorteile, jedoch um den hohen Preis der Essstörung, die dann auch längerfristig bestehen bleiben kann.“

Mädchen sind davon eher betroffen, da bei ihnen Figur und Gewicht eine wichtigere Rolle spielt als bei Jungen, für die meist Muskulatur und Kraft Vorrang haben. Gleiches gilt für Jugendliche, die als Kinder übergewichtig waren, dies stark negativ erlebten und nach einer Gewichtsabnahme nun Angst vor erneutem Zunehmen entwickeln.

„Eine Hauptursache ist, dass das Schlanksein für die Betroffenen derart hohe Bedeutung hat. Das überall vorgezeigte Schönheitsideal, jedoch auch die abschreckende Darstellung von Übergewicht und Adipositas tragen dazu wesentlich bei“, so Schnicker.

Stabilität anderswo suchen
Um von drohender Magersucht oder Bulimie fortzukommen, rät die Expertin den Betroffenen, andere Ressourcen und Bereiche ihrer Persönlichkeit zu stärken. „Hobbys, Freunde oder der Beruf können den Selbstwert stabilisieren und dabei helfen, dass Gewicht und Figur nicht mehr als den Anteil davon einnehmen, der ihnen zusteht.“

In der Prävention gehe es darum, die Gefahr eines restriktiven Essverhaltens oder Erbrechen aufzuzeigen und in der Altersgruppe Einsicht zu fördern, dass sowohl Magersucht als auch Bulimie behandlungsbedürftige Krankheiten sind.

Media Contact

Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www1.umn.edu

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