Experimentelle Studie am Münchner Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung zeigt die negativen Auswirkungen von Schlaganfall auf bestehende Makroangiopathie.
Schlaganfall ist nach wie vor eine der Haupttodesursachen in entwickelten Ländern. Nach einem ersten Schlaganfall ist das Risiko für ein weiteres Ereignis über Jahre hin erhöht. Frühere Studien zeigten auf, dass insbesondere eine Atherosklerose in den großen Blutgefäßen deutlich mit rezidivierendem Schlaganfall assoziiert wird.
Atherosklerose ist eine chronische Entzündung der Arterienwände, in dessen Verlauf es zur Bildung von atherosklerotischen Plaques (Gefäßverkalkungen) kommt. Diese können zu Rissen in der Blutgefäßwand führen und Infarkte in den Endorgangen, etwa im Gehirn, verursachen.
Welche Mechanismen dieser erhöhten Rezidivrate nach Schlaganfall aufgrund einer Atherosklerose zugrunde liegen, war bislang allerdings unbekannt. Schlaganfall selbst führt zu einer multiphasischen Immunkaskade des systemischen Immunkompartiments. Bereits wenige Stunden nach Schlaganfall kommt es zu einer sterilen Entzündung.
Diese Entzündung lässt sich auch nach Wochen sowohl in Patienten als auch in Mäusen nachweisen. In einer vorhergehenden Arbeit der Arbeitsgruppe von Dr. Artur Liesz am Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung konnte bereits gezeigt werden, dass ein Grund hierfür sogenannte Alarmine sind.
Alarmine sind verschiedenste Moleküle (Proteine, DNA, etc.), die von sterbenden Hirnzellen in die Blutzirkulation ausgeschüttet werden. Hier können sie via bestimmter Rezeptoren (sogenannte Pattern Recognition Receptors) verschiedenste (Immun)-Zellen aktivieren.
In der aktuellen Arbeit konnte das Team von Dr. Liesz erstmals nachweisen, dass es einen mechanistischen Zusammenhang zwischen Alarminen nach Schlaganfall und beschleunigter Atheroskleroseprogression gibt.
In einer experimentellen Studie mit internationalen Kollaborationspartnern (Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden, Schweiz, Vereinigte Königreiche), die in der aktuellen Ausgabe von Science Translational Medicine erschienen ist, konnte der Mechanismus im Detail aufgedeckt werden und zugleich potentielle Zugriffspunkte für zukünftige Therapieansätze gefunden werden.
Demnach kommt es nach Schlaganfall zu einer Synergie aus stressinduzierter Aktivierung des Knochenmarks und zugleich zu massiver Ausschüttung von Alarminen aus dem Gehirn. Immunzellen des Knochenmarks (sogenannte Monozyten) werden mobilisiert und der Anstieg von immunologischen Botenstoffen (Chemokine) und Adhäsionsmolekülen auf den Gefäßwänden führt zu einer neuen Welle von Immunzellen, die in die Entzündungsherde der vorhandenen Plaques einwandern. Es konnte gezeigt werden, dass dies nicht nur zur Vergrößerung, sondern auch zu einer gesteigerten Vulnerabilität der atherosklerotischen Plaques führt.
Durch pharmakologische Hemmung der adrenergen Knochenmarksaktivierung beziehungsweise der ausgeschütteten Alarmine konnte die Einwanderung entzündlicher Zellen in die Plaques vermindert werden.
Die Ergebnisse dieser Studie wecken die Hoffnung, dass eine Blockade der aufgedeckten immunologischen Checkpoints auch beim Menschen angewendet werden kann. Hierdurch ließe sich möglicherweise die hohe Rezidivrate nach atherosklerotischem Schlaganfall reduzieren.
Publikation
Brain-released alarmins and stress response synergize in acelerating atherosclerosis progression after stroke
Stefan Roth, Vikramjeet Singh, Steffen Tiedt, Lisa Schindler, Georg Huber, Arie Geerlof, Daniel J. Antoine, Antoine Anfray, Cyrille Orset, Maxime Gauberti, Antoine Fournier, Lesca M. Holdt, Helena Erlandsson Harris, Britta Engelhardt, Marco E. Bianchi, Denis Vivien, Christof Haffner, Jürgen Bernhagen, Martin Dichgans, Arthur Liesz
DOI: http://dx.doi.org/10.1126/scitranslmed.aao1313
Ansprechpartner:
Dr. Arthur Liesz
Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD)
Klinikum der Universität München (LMU)
Campus Großhadern
Tel: +49 (0) 89 4400 46169
E-Mail: arthur.liesz@med.uni-muenchen.de
Web: http://lieszlab.isd-muc.de
Philipp Kressirer | idw - Informationsdienst Wissenschaft
Weitere Berichte zu: > Atherosklerose > Bildung > Demenzforschung > Entzündung > Entzündungsherde > Entzündungsreaktion > Immunzellen > Plaques > Schlaganfall > Science Translational Medicine > chronische Entzündung > stress response
Tabakrauchen verkalkt Arterien stärker als reiner Cannabis-Konsum
11.04.2018 | Universität Bern
»Zweites Leben« für Smartphones und Tablets
16.03.2018 | Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Polymer-Leuchtdioden (PLEDs) sind attraktiv für den Einsatz in großflächigen Displays und Lichtpanelen, aber ihre begrenzte Stabilität verhindert die Kommerzialisierung. Wissenschaftler aus dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung (MPIP) in Mainz haben jetzt die Ursachen der Instabilität aufgedeckt.
Bildschirme und Smartphones, die gerollt und hochgeklappt werden können, sind Anwendungen, die in Zukunft durch die Entwicklung von polymerbasierten...
Study published in the journal ACS Applied Materials & Interfaces is the outcome of an international effort that included teams from Dresden and Berlin in Germany, and the US.
Scientists at the Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) together with colleagues from the Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) and the University of Virginia...
Neuartige hocheffiziente und brillante Quelle für Gammastrahlung: Anhand von Modellrechnungen haben Physiker des Heidelberger MPI für Kernphysik eine neue Methode für eine effiziente und brillante Gammastrahlungsquelle vorgeschlagen. Ein gigantischer Gammastrahlungsblitz wird hier durch die Wechselwirkung eines dichten ultra-relativistischen Elektronenstrahls mit einem dünnen leitenden Festkörper erzeugt. Die reichliche Produktion energetischer Gammastrahlen beruht auf der Aufspaltung des Elektronenstrahls in einzelne Filamente, während dieser den Festkörper durchquert. Die erreichbare Energie und Intensität der Gammastrahlung eröffnet neue und fundamentale Experimente in der Kernphysik.
Die typische Wellenlänge des Lichtes, die mit einem Objekt des Mikrokosmos wechselwirkt, ist umso kürzer, je kleiner dieses Objekt ist. Für Atome reicht dies...
Novel highly efficient and brilliant gamma-ray source: Based on model calculations, physicists of the Max PIanck Institute for Nuclear Physics in Heidelberg propose a novel method for an efficient high-brilliance gamma-ray source. A giant collimated gamma-ray pulse is generated from the interaction of a dense ultra-relativistic electron beam with a thin solid conductor. Energetic gamma-rays are copiously produced as the electron beam splits into filaments while propagating across the conductor. The resulting gamma-ray energy and flux enable novel experiments in nuclear and fundamental physics.
The typical wavelength of light interacting with an object of the microcosm scales with the size of this object. For atoms, this ranges from visible light to...
Physiker der Universität Regensburg (Deutschland), der Kanazawa University (Japan) und der Linnaeus University in Kalmar (Schweden) haben den Einfluss eines...
Anzeige
Anzeige
Internationale Konferenz zur Digitalisierung
19.04.2018 | Veranstaltungen
124. Internistenkongress in Mannheim: Internisten rücken Altersmedizin in den Fokus
19.04.2018 | Veranstaltungen
DFG unterstützt Kongresse und Tagungen - Juni 2018
17.04.2018 | Veranstaltungen
Nachhaltige und innovative Lösungen
19.04.2018 | HANNOVER MESSE
Internationale Konferenz zur Digitalisierung
19.04.2018 | Veranstaltungsnachrichten
Auf dem Weg zur optischen Kernuhr
19.04.2018 | Physik Astronomie