Deutscher Maschinen- und Anlagenbau hat Krise unterschätzt, mittelfristige Szenarien deuten auf lang anhaltenden Abschwung hin

Der Maschinen- und Anlagenbau steht vor der größten Krise aller Zeiten. Eine neue Studie von Roland Berger Strategy Consultants macht deutlich, dass der drastische Konjunktureinbruch fast die gesamte Branche überrascht hat: Im April 2008 waren sich noch 90% der Befragten aus einer großen Umfrage von Roland Berger unter 800 Führungskräften einig, dass die Krise vor allem ein Problem der Finanzbranche sei. Die überwiegende Mehrheit ging davon aus, dass die Krise regional begrenzt oder auf die USA beschränkt sein würde.

Aktuelle Zahlen belegen jedoch, dass der Optimismus nicht gerechtfertigt war: Ein Jahr später sind fast alle wichtigen Exportmärkte des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus eingebrochen, der Auftragseingang um 40% zurückgegangen. Schlimmer noch: Wichtige Indikatoren deuten darauf hin, dass die Krise voraussichtlich noch einige Quartale anhalten wird. Der Maschinen- und Anlagenbau befindet sich in einer ungünstigen „Sandwich-Position“: Während der Auftragseingang einbricht und immer mehr Aufträge storniert werden, nimmt der Preisdruck zu. Fazit: Nur solche Unternehmen, die der Unsicherheit aktiv begegnen und sich völlig auf die Herausforderungen einstellen, werden die Krise überstehen.

„Fast alle Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben die Auswirkungen der Finanzkrise auf ihre Branche erheblich unterschätzt“, sagt Dr. Martin Eisenhut, Leiter des Kompetenzzentrums Engineered Products/High Tech von Roland Berger. „Vor nicht einmal einem Jahr dachten noch 90% der Führungskräfte, die Krise würde ihr Unternehmen gar nicht betreffen. Nachdem der Auftragseingang im Maschinenbau um 42% eingebrochen ist, lässt sich sagen, dass das eine klare Fehleinschätzung war. Fast alle Unternehmen haben mittlerweile drastische Restrukturierungsprogramme angekündigt.“ Die Kapazitätsauslastung ist im Februar auf durchschnittlich 78% gesunken (Oktober 2008: 89%).

Ein Ende der Krise ist noch nicht in Sicht

Drei wichtige Indikatoren deuten darauf hin, dass die gegenwärtige Krise noch einige Zeit andauern wird: Erstens geht ein großer Teil der deutschen Produktion in Länder, die schwer unter der Wirtschaftskrise leiden. Zweitens verzeichnen alle relevanten Kundensegmente einen deutlichen Rückgang von Produktion und Auslastung und drittens zwingt die Dynamik der Wertschöpfungskette die Maschinen- und Anlagenbauer in den meisten Wirtschaftszweigen häufig in eine ungünstige „Sandwich-Position“: „Während der Auftragseingang einbricht und immer mehr Aufträge storniert werden, nimmt der Preisdruck weiter zu“, erläutert Eisenhut.

„Trotz unterschiedlicher Geschäftsdynamik sind alle relevanten Segmente des Maschinen- und Anlagenbaus betroffen.“ Die Automobil- und Automobilzulieferindustrie ist besonders stark betroffen: Sie wird 2009 voraussichtlich 20% bis 25% weniger produzieren als 2008 (Kunststoffindustrie: -10% bis -15%, Stahl- und Metallbau: -5% bis – 20%).

Die Unternehmen müssen sich auf alle Szenarien einstellen

„Die weitere Entwicklung hängt von vielen Faktoren ab, wie den Kredit- und Kapitalrichtlinien der Banken, den wirtschaftlichen Impulsen der staatlichen Konjunkturprogramme oder den Auswirkungen staatlicher Subventionen in China“, meint Manfred Hader, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants. Die Wachstumsrate bis 2012 kann deshalb je nach Szenario zwischen -10% und +11% liegen. „Unter so unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen sich die Unternehmen auf das Schlimmste gefasst sein“, sagt Hader. „Nur die, die der Unsicherheit aktiv mit Plänen für alle möglichen Szenarien begegnen, werden die Krise überwinden – und vielleicht sogar von ihr profitieren.“

Krisenmodus 2009: Drei Prioritäten für Topmanager

„Drei Maßnahmen sollte jede Unternehmensleitung im Maschinenund Anlagenbau unverzüglich ergreifen“, rät Eisenhut: „Kurzfristige Liquidität sichern, Geschäftsprozesse umstrukturieren und von der Marktkonsolidierung profitieren.“ Intensive Gespräche mit Kunden und Banken helfen, die Finanzierung zu sichern. Eine kontinuierliche Überprüfung der Umsatzplanung (nach Produktlinien) von 2009 bis 2011 sollte Gegenmaßnahmen für alle möglichen Szenarien liefern, auch für den nur scheinbar unvorstellbaren Worst Case. „Unternehmen, die bereit sind, auf jede Entwicklung unverzüglich zu reagieren, werden in der Lage sein, die Chancen der Krise zu nutzen und vorausschauend potenzielle Übernahmeziele zu erkennen“, sagt Eisenhut.

Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter: www.rolandberger.com/pressreleases

Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.100 Mitarbeiter haben im Jahr 2008 einen Honorarumsatz von mehr als 670 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.

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Sebastian Deck presseportal

Weitere Informationen:

http://www.rolandberger.com

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