Deutsche Automobilindustrie unter Innovationsdruck

„Die massiv angestiegenen Rohstoffkosten haben die Perspektiven für die deutsche Automobilindustrie eingetrübt. Wer im Zuge der Klimadebatte und hoher Kraftstoffpreise als Automobilhersteller auch künftig ein Mitspracherecht auf dem Markt haben möchte, kommt um Innovationen, Kooperationen und nicht zuletzt Investitionen nicht herum.“

Mit dieser Einschätzung fasst Peter Fuß, Partner bei der globalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die Ergebnisse der heute, Donnerstag, präsentierten Erhebung über die Zukunft des Automobilstandorts Deutschland im Gespräch mit pressetext zusammen. Wegen der hohen Rohstoff- und Energiepreise, die bereits 87 Prozent der Automobilzulieferer stark zu schaffen machen, stehe der deutsche Markt unmittelbar vor einer Neuorientierung, die sich in einer Konsolidierungswelle samt Marktbereinigungstendenzen niederschlagen wird.

Bei der Datenauswertung unter 150 deutschen Automobilzulieferern kommen die Experten zu dem Schluss, dass nicht alle Unternehmen der Fuß zufolge „technologischen Neuorientierung in der Automobilbranche“ gewachsen sein werden. „Hierbei werden es nur diejenigen schaffen, die die Weiterentwicklung von Technologien zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und der Reduzierung bzw. Vermeidung von Emissionen begleiten.

Antriebstechnologien, die zum Beispiel auf alternativen Kraftstoffen basieren, machen jedoch Investitionen erforderlich, die viele Zulieferer auf den Prüfstand stellen“, sagt Fuß auf Nachfrage von pressetext. Laut dem Insider werde es ein „weiter so“ für Automobilzulieferer in Zukunft nicht geben. Angesichts dieser Entwicklungen werden die Fahrzeughersteller somit neue Anforderungen an die Technologiekompetenz und die Investitionsbereitschaft der Zulieferer stellen.

Obwohl die Margen von Automobilherstellern sowie Zulieferern tendenziell sinken, müssen die Unternehmen trotzdem genug Finanzkraft aufbringen, um aus eigener Kraft oder mittels Kooperationen oder Zukäufen die neuen Zukunftstechnologien zu entwickeln und anzubieten. „Den Unternehmen, die jetzt investitionsbezogen den Anschluss verpassen, wird schnell das Aus drohen“, so Fuß. Als erste Folge aus dieser sich abzeichnenden Situation wird sich der kostenbedingte Aufbau von Produktionskapazitäten im Ausland in den kommenden Jahren erheblich verlangsamen. Noch vor zwei Jahren plante noch jeder zweite deutsche Zulieferer, im Ausland Produktionskapazitäten aufzubauen. Mittlerweile beabsichtigt nur noch jedes vierte Unternehmen entsprechende Pläne in die Tat umzusetzen. Laut Fuß machen die steigenden Energiepreise eine Produktion im Ausland – sofern diese in erster Linie das Ziel verfolgt, den westeuropäischen Markt zu beliefern – zunehmend unrentabel.

Vielmehr würden Logistikkosten und Probleme bei Qualität und Flexibilität einen erheblichen Teil der Kosteneinsparung wieder auffressen. Der Kostenvorteil in CEE sei in den letzten Jahren angesichts steigender Arbeitskosten bei einer gleichzeitig sehr zurückhaltenden Entwicklung in Deutschland deutlich gesunken. Auf der Herstellerseite ist derzeit allerdings kaum ein Nachlassen der Internationalisierungsdynamik festzustellen. Dementsprechend investieren zahlreiche Hersteller gegenwärtig in neue Auslandsstandorte.

So wird sich Osteuropa Fuß zufolge auf mittlere Sicht als die Region entpuppen, die auf die deutschen Zulieferer die größte Anziehungskraft ausüben wird. Die Zahlen verdeutlichen diesen Trend, da 15 Prozent aller Zulieferer planen, Investitionen in Osteuropa – und hierbei vor allem in Polen und der Slowakei – zu tätigen. Aber auch Russland und China (je sieben Prozent) erfreuen sich ebenso wie Indien (fünf Prozent) zunehmender Beliebtheit.

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Florian Fügemann pressetext.deutschland

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