Depressionen: Genauso tödlich wie Rauchen

Das Mortalitätsrisiko ist bei Depressionen mindestens so groß wie beim Rauchen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Universität Bergen und vom Londoner Kings College in einer Studie an mehr als 60.000 Patienten.

In einem Beobachtungszeitraum von vier Jahren haben die Depressionen zu ebenso vielen Sterbefällen geführt wie der Nikotinmissbrauch, berichten die Forscher im Journal of Psychiatry.

„Das ist keineswegs erstaunlich“, meint die Wiener Psychiaterin Liane Saxer-Novotny im pressetext-Interview. „Depressionen sind im Gegensatz zu anderen Erkrankungen nicht salonfähig.“ Immer noch gebe es die Ansicht, dass Depressionen selbst verschuldet sind. „Dann folgen Argumente wie etwa jenes, dass man das selbst schaffen müsste“, so die Expertin.

Zahl der versteckten Depressionen sehr hoch

„Die Zahl der versteckten Depressionen liegt auch sehr hoch“, meint Saxer-Novotny. „Essstörungen, Fettsucht, Alkohol- und Nikotinmissbrauch oder Workoholics sind einige Beispiele dafür“, erklärt die Psychiaterin. Die Ursachen liegen im Ablauf des täglichen Lebens. „Die Zeit ist schneller geworden. Die Anforderungen sind hoch. Der Stress wird immer größer und das Eingestehen dabei nicht mithalten zu können, ist nicht gestattet.“

Die Zeit sei zudem nicht familienfreundlich. „Die Gespräche in den Familien nehmen ab“, berichtet die Psychiaterin. Auch die mangelnde Bewegung sei ein großes Problem. Bewegung fördere den Ausstoß von Glückshormonen. „Viele Faktoren sind ausschlaggebend für die Entstehung von Depressionen“, erklärt die Expertin.

Zu wenig Aufmerksamkeit bei psychischen Störungen

„Anders als beim Rauchen, wissen wir nicht wie kausal die Assoziationen der Sterbefälle bei Depressionen sind. Allerdings legen die Studienergebnisse nahe, dass man mehr Bedacht auf diese Verbindung legen sollte“, meint Studienleiter Robert Stewart vom Institute of Psychiatry am Kings College. Die Studie zeige nämlich auch, dass Patienten mit Depressionen ein erhöhtes Mortalitätsrisiko haben, während die Kombination aus Angst und Depressionen dieses Risiko deutlich senke.

Es scheint als gebe es zwei verschiedene Risikogruppen, meint Stewart. Jene, die sehr viel Angst haben, reagieren natürlich empfindlicher gegen Stress. Das erhöhe die Belastungen für Herz- und Kreislauferkrankungen. Während jene, die kaum ängstlich sind und jegliche Symptome leugnen, auch kaum medizinische Hilfe wegen physischer Probleme in Anspruch nehmen. Das würde das höhere Mortalitätsrisiko erklären.

Stewart kann sich auch vorstellen, dass Mediziner physische Symptome bei Depressions-Patienten weniger Ernst nehmen, da sie denken, dass die Depression die Ursache für die Erkrankung ist.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

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