Damit auch Parkinson-Patienten im Gleichgewicht bleiben

Die Muskeln werden starr und die Bewegungen langsamer, die Hände zittern, die Körperhaltung wird krumm: „Die Krankheit Morbus Parkinson tritt meistens zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf, rund ein Prozent der Über-60-Jährigen sind betroffen“, sagt Julia Augustijn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur Bewegungswissenschaft der TU Chemnitz.

Parkinson ist eine neurologische Erkrankung, die bis heute nicht heilbar ist; behandeln lassen sich lediglich die Symptome. Das Gleichgewicht zu halten fällt den Patienten mit zunehmendem Krankheitsverlauf immer schwerer – Stürze werden häufiger, ein eigenständiges Aufstehen gelingt oft nicht mehr.

Den Gleichgewichtssinn von Parkinson-Betroffenen länger zu erhalten, ist Ziel einer Studie der Professuren Bewegungswissenschaft sowie Allgemeinen Psychologie und Biopsychologie der TU Chemnitz. Sie untersuchen die Auswirkung eines sensomotorischen Trainings auf die Alltagsmotorik.

Dazu haben die Wissenschaftler ein spezielles dreimonatiges Trainingsprogramm entwickelt. Auf dem Plan stehen dabei unter anderem Standübungen – vom Einbeinstand über das Halten des Gleichgewichts auf instabilem Untergrund bis zu Aufgaben mit geschlossenen Augen. „Es gilt als erwiesen, dass auch bei Parkinson-Patienten ein kontinuierliches Balance- und Krafttraining motorische Störungen deutlich vermindert und so zur Prophylaxe von Stürzen beitragen kann. Voraussetzung dafür ist allerdings ein regelmäßiges Training“, sagt Augustijn und ergänzt: „Derzeitige bewegungstherapeutische Programme der Krankenkassen erfüllen diese Regelmäßigkeit und Kontinuität nur unzureichend bis gar nicht.“

Um das an der TU Chemnitz entwickelte Trainingsprogramm zu überprüfen und weiter zu optimieren, führen die Forscher ab September 2010 eine Studie mit dem Titel „Standfest“ durch, bei der sie unter anderem die Veränderungen des Gleichgewichtssinns sowie der motorischen Fähigkeiten im Alltag und den Einfluss des Trainingsprogramms auf die Reflexe erfassen. Die Kurse finden über einen Zeitraum von drei Monaten dreimal pro Woche statt. „Wir versuchen, Trainingsorte in der Nähe zu den Wohnorten der Teilnehmer zu finden“, sagt Augustijn. Das Training ist nach Angaben der Wissenschaftler ideal für Menschen, bei denen sich erst schwache Symptome zeigen. „Aber es eignet sich auch für alle, bei denen die Parkinson-Krankheit schon weiter fortgeschritten ist, sofern der Hausarzt das Okay gibt“, so Augustijn. Die Teilnehmer erhalten eine Rückmeldung zu ihrem Leistungsstand und zu festgestellten Leistungsverbesserungen.

Weitere Informationen und Anmeldung bei Julia Augustijn, Telefon 0371 531-36957, E-Mail julia.augustijn@hsw.tu-chemnitz.de.

Wichtiger Hinweis für die Medien: In der Pressestelle der TU Chemnitz können Sie honorarfrei ein themenbezogenes Foto anfordern. Motiv: Für einen sicheren Stand: Die Sportwissenschaftler der TU Chemnitz untersuchen die Auswirkungen von Trainingsmöglichkeiten mit einfachen Hilfsmitteln auch mit technischer Unterstützung – wie hier mit dem Gerät GKS 1000, das die Gleichgewichtsfähigkeit erfasst. Foto: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme.

Media Contact

Katharina Thehos Technische Universität Chemnitz

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer