Corporate Social Responsibility: Für ihr Umfeld engagierte KMU haben Wettbewerbsvorteile

Freiwilliges soziales oder ökologisches unternehmerisches Engagement (Corporate Social Responsibility) wird meist aus globaler Perspektive betrachtet mit dem Fokus auf Großunternehmen. Doch auch KMU engagieren sich ökologisch und sozial – und zwar oftmals stärker als ihnen selbst dies bewusst ist.

Nicht immer ist dieses Engagement jedoch strategisch ausgerichtet und wird ausreichend an die Anspruchsgruppen des Unternehmens kommuniziert. So lautet das zentrale Ergebnis einer Unternehmensbefragung, die Dr. Stephan Heblich vom Jenaer Max-Planck-Institut für Ökonomik in Kooperation mit der IHK Niederbayern durchgeführt hat.

„Corporate Social Responsibility kann als eine langfristige Investionstrategie verstanden werden,“ sagt Dr. Stephan Heblich vom Jenaer Max-Planck-Institut, „die unter dem Strich sowohl einen unternehmerischen als auch einen gesellschaftlichen Ertrag verspricht.“ So könne etwa ein Unternehmen, das auf familienfreundliche Arbeitszeiten oder Weiterbildungsprogramme setzt, langfristig eine kompetente Arbeitnehmerschaft sichern, die sogenannte „Humankapitalausstattung“. Auch das unternehmerische Engagement für die Umwelt verspricht einen doppelten Ertrag: „Unternehmen, die möglichen Umweltbelastungen ihrer Produktion innovativ entgegenwirken, haben gute Chancen, ihre umweltschonenden Verbesserungen auf dem Markt als Standard durchzusetzen, was Wettbewerbsvorteile begründen kann.“

Um das gesellschaftliche Engagement kleiner und mittlerer Unternehmen näher zu untersuchen, haben Stephan Heblich und Robert Gold vom Jenaer Max-Planck-Institut für Ökonomik in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Niederbayern im Frühjahr 2008 eine Umfrage unter 1591 IHK-Mitgliedern des Verarbeitenden Gewerbes in Niederbayern durchgeführt. Erreicht wurde eine Rücklaufquote von rund 15 Prozent. Die Ergebnisse belegen, dass sich die überwiegende Mehrzahl der befragten niederbayerischen Unternehmen – fast 90 Prozent – im regionalen Umfeld engagiert. Es zeigt sich aber vor allem bei Kleinen und Mittleren Unternehmen (sie stellen 87 Prozent der Studienteilnehmer) eine Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Engagement: Lediglich 13 Prozent der Unternehmen gaben an, Maßnahmen zum Erhalt der Umwelt zu treffen. Auf die gezielte Frage nach der Inkaufnahme von Mehrkosten für die Umweltverträglichkeit ihrer Produkte, antworteten dagegen 50 Prozent mit „Ja“. Die Unternehmen verhalten sich also verantwortungsvoller, als sie selbst denken – ein Phänomen, durch das den Betrieben möglicherweise ein Teil der Erträge ihres gesellschaftlichen Engagements verloren geht.

Insgesamt stützt die Studie die Hypothese von Corporate Social Responsibility als unternehmerisch lohnender Investitionsstrategie. KMU, die sich überdurchschnittlich und langfristig für ihr Umfeld engagieren, schätzten sich selbst als überdurchschnittlich erfolgreich ein, berichteten weniger von Problemen bei der Mitarbeiter-Rekrutierung und blicken insgesamt deutlich zuversichtlicher in die Zukunft als weniger oder gar nicht gesellschaftlich engagierte Betriebe. Darüber hinaus zeigte sich auch ein positiver Zusammenhang zwischen Innovationstätigkeit und gesellschaftlichem Engagement der Betriebe.

Die Befragung versteht sich als ein erster Schritt, um Corporate Social Responsibility und seine langfristigen Effekte für Unternehmen und insbesondere auch KMU zu erfassen. In weiteren Studien werden diese ersten Ergebnisse auf eine breitere Datenbasis gestellt. Die Studienreihe ist Teil des neuen Forschungsprojekts „Nachhaltigkeit und Unternehmertum / Sustainable Entrepreneurship“ am Max-Planck-Institut für Ökonomik.

Das Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum von Fragen des wirtschaftlichen Wandels insgesamt, der experimentellen Ökonomik sowie des unternehmerischen Verhaltens (www.econ.mpg.de).

Dr. Stephan Heblich ist seit dem 1.8.2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter der. Entrepreneurship, Growth, and Public Policy Gruppe am Max-Planck-Institut für Ökonomik. Seine Dissertation „Eigenverantwortliche Individuen und Pro-Aktive Unternehmen“ wurde 2008 mit dem Dissertationspreis der Universität Passau ausgezeichnet.

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