Computertomografie ist genauer als die Magnetresonanztomografie in der Diagnostik der koronaren Herzkrankheit

CT-Bild: Die Abbildungen zeigt eine unauffällige (nicht stenosierte) rechte Koronararterie in einer dreidimensionalen Rekonstruktion in der Computertomografie. Im Vergleich zur MRT verdeutlicht die Aufnahme die höhere räumlich Auflösung die insbesondere eine bessere Darstellung auch der kleinen Gefäßabschnitte ermöglicht. Charité - Radiologie - Dr. Dewey <br><br>

Bei Patienten mit Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit (KHK) schließt die Computertomografie (CT) diese Erkrankung zuverlässiger aus als die Magnetresonanztomografie (MRT). Sowohl die Sensitivität (97%) als auch die Spezifität (87%) der CT waren bezüglich der Erkennung von Einengungen (Stenosen) der Herzkranzgefäße (Koronararterien) relevant höher als die der MRT (87% bzw. 70%).

Außerdem führten CT-Geräte mit mehr als 16 simultanen Detektorzeilen und niedrige Herzfrequenzen der Patienten zu einer signifikant höheren Genauigkeit der CT in der Erkennung der KHK. Das ergab eine an der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführte Meta-Analyse unter der Leitung von Privatdozent Dr. Marc Dewey, Institut für Radiologie. Ausgehend von insgesamt 3.804 recherchierten Publikationen in deutscher oder englischer Sprache wurden 109 verwertbare Studien in die Meta-Analyse eingeschlossen. Hierbei wurden in 89 Studien die CT und in 20 Studien die MRT bei insgesamt 7.516 bzw. 989 Patienten durchgeführt und die Ergebnisse mit dem derzeitigen diagnostischen Goldstandard – dem Herzkatheter – verglichen.

Studienqualität muss besser werden
Neben der Genauigkeit, bei der die CT besser abschnitt als die MRT, wurde auch die Qualität der eingeschlossenen Studien anhand von 12 Kriterien (Quality Assessment of Diagnostic Accuracy Studies, QUADAS) verglichen. Demnach erfüllten nur 51% der CT-Studien und 40% der MRT-Studien mindestens acht der 12 Kriterien. Die Qualität der Studien bewertet Dewey deshalb kritisch. „Die untersuchten Arbeiten waren nicht in allen Aspekten qualitativ hervorragend“, erklärt der Privatdozent. So wurde die Durchführung und Auswertung des Herzkatheters in den Publikationen häufig nur unzureichend beschrieben. Einige Qualitätsparameter, wie zum Beispiel der Studienablauf, konnten daher oft nicht beurteilt werden, da diese nicht beschrieben wurden. Deshalb sollten die entsprechenden Richtlinien (Standards for Reporting of Diagnostic Accuracy, STARD) in Zukunft stärker berücksichtigt werden. „Davon unbeeinflusst bleiben die Ergebnisse unserer Meta-Analyse valide“, betont Marc Dewey. Gleichzeitig ermutigt er aber seine Kolleginnen und Kollegen, einen stärkeren Fokus auf die Qualität der Beschreibung und Durchführung diagnostischer Studien zu richten und nach etablierten Standards wie QUADAS und STARD zu arbeiten.
Demografischer Wandel: Herzdiagnostik wird immer wichtiger
„Die nicht-invasive Koronarangiografie mittels bildgebender Verfahren wie der CT oder der MRT wird immer wichtiger werden. Die KHK ist vor allem eine Krankheit des mittleren und höheren Lebensalters und betrifft beide Geschlechter Frauen wie Männer. Aufgrund des demografischen Wandels wird die KHK in den nächsten Jahren nicht abnehmen, sondern konstant bleiben oder sogar zunehmen“, befürchtet Dewey. Seltene Komplikationen, die mit der Herzkatheteruntersuchung einhergehen können, sind durch die nicht-invasive CT jedoch vermeidbar.
Allerdings gibt es auch in der CT Risiken für den Patienten, etwa durch die Strahlenexposition oder durch seltene Nebenwirkungen bei der Gabe von Kontrastmittel. Trotz dieser Nachteile profitieren Patienten mit geringem bis mittlerem Verdacht auf eine KHK, zum Beispiel bei atypischen Beschwerden, insgesamt durch die hohe Genauigkeit, die kurze Untersuchungsdauer und die seltenen Komplikationen der nicht-invasiven CT des Herzens.

Dewey hofft, dass in Zukunft die MRT mit verbesserter Software und spezifischen Kontrastmitteln sowie höheren Magnetfeldstärken an Genauigkeit zulegt. Bislang ist sie, wie die Meta-Analyse zeigt, der CT bei der Diagnostik der Herzkranzgefäße noch unterlegen.

Die Ergebnisse der Meta-Analyse wurden im Februar 2010 in den Annals of Internal Medicine (Vol. 152 (3):167-177) veröffentlicht.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner
Privatdozent Dr. Marc Dewey
Institut für Radiologie
Campus Charité Mitte
Tel.: 030 – 450 527 296
Fax: 030 – 450 527 996
E-Mail: dewey@charite.de

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Florian Schneider idw

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