Capgemini Energie-Studie: Finanzkrise kann zur europäischen Energiekrise führen

Die Finanzkrise wird deutliche Auswirkungen auf die Investmentzyklen der Energieindustrie haben und somit die notwendigen Investitionen in Höhe von einer Billion Euro in den Ausbau der europäischen Energie-Infrastruktur negativ beeinflussen.

Betroffen ist vor allem der Ausbau der Stromerzeugung sowie der Strom- und Gasnetze, so dass nach dem Ende der Wirtschaftkrise mit dem dann kommenden Aufschwung eine Energiekrise droht. So das Kernergebnis des zehnten europäischen Energiereports des Beratungsunternehmens Capgemini.

Versorgungssicherheit ist gefährdet

In den Jahren 2007 und 2008 war Europa nicht in der Lage, die Themen Versorgungssicherheit wie auch CO2 Emissionsreduzierung entsprechend anzugehen. So stieg im Jahr 2007 – wenn auch langsamer als zuvor – die Nachfrage nach Strom um 0,9 Prozent und auch die Kohlendioxid-Emissionen sanken nicht wie geplant, sondern blieben auf Vorjahresniveau.

Die Versorgungssicherheit nahm somit zwischen 2006 und 2007 trotz relativ mildem Wetter ab: Gemessen an der tatsächlich zur Verfügung stehenden Kapazität nach UCTE (Union for the Coordination of Transmission of Electricity)-Zahlen reduzierte sich die „Stromreserve“ in Europa in diesem Zeitraum von 7,6 Prozent auf 5,3 Prozent.

„Ohne ein deutliches Investitionsprogramm für die Strom- wie auch Gas-Infrastruktur ist damit die Versorgung deutlich gefährdet. Der bevorstehende wirtschaftliche Abschwung wird zwar zunächst das Problem der drohenden Energieversorgungslücke zeitlich verschieben. Aber umso härter wird dann der Schock mit dem hoffentlich bald wieder startenden Aufschwung kommen“, so Bernd Wöllner, Leiter Energy & Utilities bei Capgemini Consulting, der Strategie- und Transformationsberatungs-Einheit von Capgemini. Das Beratungsunternehmen schätzt die notwendigen Investitionen in die Strom- und Gas-Infrastruktur auf rund eine Billion Euro verteilt über die nächsten 25 Jahre.

Klimaschutz noch zu sehr Lippenbekenntnis

Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2005 haben die Versorgungsunternehmen zwar ihre Investitionen wieder gesteigert. Da jedoch etwa 58 Prozent der geplanten neuen Erzeugungskapazität auf fossilen Brennstoffen beruht, ist dies keine klare Entscheidung in Richtung weniger CO2 Emissionen. Im Jahr 2007 stiegen die Investitionen in erneuerbare Energien, vor allem Windenergie, so dass 8,3 Gigawatt an Kapazität in Europa neu entstanden. Allerdings ist Windenergie keine planbare Größe und steht speziell zu den Peak-Zeiten nicht immer zur Verfügung. Unter anderem dies erklärt die schlechtere Lage bei der Versorgungssicherheit.

Marktkonsolidierung schreitet voran

Auf europäischer Ebene haben mit GDF-Suez und Endesa-Enel/Acciona in der ersten Jahreshälfte 2008 einige Großfusionen stattgefunden, die ihrerseits aufgrund von Vorgaben der Regulierungsbehörden weitere Käufe und Verkäufe nach sich ziehen. Die bevorstehende Wirtschaftskrise wird gerade für Unternehmen mit einer gesunden Bilanz und hohen Barvermögen in nächster Zeit weitere Anlässe für Zukäufe schaffen – auch wenn die Finanzierung sicher schwieriger sein wird. Auf der Seite der potenziellen Übernahmekandidaten stehen unter anderem junge Firmen sowie Marktneulinge mit schwächeren Bilanzen.

Gleich ist allen Firmen in der derzeitigen Situation, dass sie ihre operative Kraft stärken müssen. Dies gilt vor allem für die internen Prozesse, ihre Organisation und die Reaktionsfähigkeit auf Marktveränderungen.

„Es ist klar, dass die Themen Versorgungssicherheit und Klimaschutz spätestens zu Beginn des neuen Aufschwungs wieder auf den Tisch kommen. Und dann vehementer als je zuvor. Daher sollten Unternehmen wie auch Regierungen besser jetzt an ihren Investitionsplänen für Null-CO2 Erzeugungskapazitäten festhalten“, bilanziert Bernd Wöllner.

Über Capgemini und Capgemini Consulting

Capgemini ist einer der weltweit führenden Dienstleister für Managementberatung, Technologie-Services sowie Outsourcing. Capgemini beschäftigt in 36 Ländern rund 86.000 Mitarbeiter und erzielte 2007 einen Umsatz von über 8,7 Milliarden Euro.

Capgemini Consulting ist die globale Strategie und Transformationsberatungs-Einheit von Capgemini. Über 4.000 Strategie- und Managementberater begleitet seit Jahrzehnten Unternehmen mit ihrem mehrdimensionalen Business Transformation Framework zu messbaren und nachhaltigen Erfolgen.

Media Contact

Achim Schreiber presseportal

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer