Bundesfreiwilligendienst stößt über Alters- und soziale Grenzen hinweg auf breite Resonanz

Laut einer Studie des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg und der Hertie School of Governance in Berlin sind im Bundesfreiwilligendienst (BFD) etwa gleich viele Männer und Frauen aller sozialen Schichten aktiv, 30 Prozent von ihnen sind über 27 Jahre alt.

Im Bundesfreiwilligendienst (BFD) sind etwa gleich viele Männer und Frauen aller sozialen Schichten aktiv, 30 Prozent von ihnen sind über 27 Jahre alt. Damit hat der Dienst ein Jahr nach seiner Einführung nicht nur die geplanten 35.000 Teilnehmer, sondern auch das Ziel der gesellschaftlichen Offenheit und Vielfalt vorerst erreicht. Genutzt wird der BFD vor allem von Menschen, die sich in einer Umbruchphase befinden, d. h. nach Abschluss der Schule, nach einer Familienphase oder als Qualifizierungsmöglichkeit bei Arbeitslosigkeit, aber auch zur Aufbesserung der Bezüge bei geringer Rente oder Hartz-IV-Bezug. Dies ergibt eine Studie des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg und der Hertie School of Governance in Berlin. Abzuwarten bleibt, ob sich diese Trends über die Einführungsphase hinaus verfestigen.

Auffällig ist die unterschiedliche Zusammensetzung der Teilnehmerschaft in Ost und West: Im Osten macht die Altersgruppe der 27- bis 65-Jährigen bis zu Dreiviertel der „Bufdis“ aus, in den meisten westlichen Bundesländern sind sie lediglich mit rund 20 Prozent vertreten. Der Grund hierfür liegt vermutlich in der höheren Arbeitslosigkeit in Kombination mit einem aktiven Informationsverhalten der Regionalbetreuer und Arbeitsagenturen in den östlichen Bundesländern. Bemerkenswert ist darüber hinaus der mit 52 Prozent hohe Männeranteil. Bei Einführung des BFD war durchaus unklar, inwieweit sich junge Männer für einen freiwilligen Dienst entscheiden würden, werden doch die bisherigen Jugendfreiwilligendienste vorwiegend von Frauen wahrgenommen.

Damit sich der BFD langfristig etabliert, betrachten die Autoren der Studie folgende Schritte als wesentlich: Vom „klassischen“ Ehrenamt einerseits und von der Erwerbsarbeit andrerseits muss der Dienst klar abgegrenzt werden. Wer bisher ehrenamtlich engagiert war, sollte zwar nicht vom BFD ausgeschlossen bleiben, durch eine systematische „Umwidmung“ aber würde der Dienst zur Mogelpackung. Gleiches gilt für die Abgrenzung des BFD zu gering entlohnter Arbeit. Dazu muss vor allem der „Lerncharakter“ des Dienstes gestärkt und dringend ein Bildungskonzept für die Über-27-Jährigen entwickelt werden. Ein eigenständiges, positives Profil fehlt dem BFD bislang ebenso wie ausreichend gesellschaftliche Anerkennung für die Freiwilligen. Beides sei zentral für den langfristigen Erfolg des BFD und auch erreichbar, wenn Politik und Träger den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen, so die Studie.

Die Studie „Ein Jahr Bundesfreiwilligendienst. Erste Erkenntnisse einer begleitenden Untersuchung“ von Helmut K. Anheier, Annelie Beller, Rabea Haß, Georg Mildenberger und Volker Then ist abrufbar unter http://www.csi.uni-hd.de oder http://www.hertie-school.org.

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