Brände erneuern afrikanische Graslandschaften

Natürliche Grasfeuer haben offenbar eine größere Bedeutung für die Ökologie von Savannen als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus dem Etosha-Nationalpark im Norden Namibias. Mit der Studie wurde erstmals anhand einer Grasart das komplexe Zusammenspiel der Faktoren Feuer, Konkurrenz, Feuchtigkeit und Samenbildung untersucht.

In semi-ariden Regionen können seltene Brände dafür sorgen, dass ältere Gräserhorste verschwinden und so Platz für jüngere Gräser wird. Feuer spielt daher eine wichtige Rolle bei der Erneuerung, schreiben die Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universitäten Frankfurt/Main und Köln in der aktuelle Ausgabe des Fachblattes Journal of Ecology. Die Ergebnisse sind vor allem für das Management in semi-ariden Naturschutzgebieten von Bedeutung, in denen Brände aus Mangel an natürlichen Pflanzenfressern die einzige praktische Möglichkeit sind, die Grasschicht zu erneuern.

Die Forscher hatten für ihre Studie eine 500 mal 500 Meter große Fläche im Etosha-Nationalpark ausgewählt, weil dort eine Grasart dominiert und störende Faktoren wie Beweidung oder andere menschliche Einflüsse ausgeschlossen werden konnten. Der Etosha-Nationalpark im Norden Namibias ist mit über 20.000 Quadratkilometern das zweitgrößte Naturschutzgebiet Afrikas. Seine Fläche entspricht etwa der Größe Hessens. Die Temperaturen in der semi-ariden Savanne schwanken zwischen 6 Grad Celsius im Winter und 35 Grad im Sommer. Das Untersuchungsgebiet zählt mit einem Jahresniederschlag von lediglich 380mm zu den trockensten Gebieten, in den Pflanzen noch wachsen können. Das ist weniger Regen als im Schatten des Harzes fällt.

Das Blinkhaar-Federgras (Stioagrostis uniplumis) ist die dominierende Grasart, die mehrere Jahre alt wird. Eine Saison lang beobachteten die Forscher im Wochenrhytmus das Wachstum dieser Gräser und maßen die wichtigsten Klimaparameter. Daneben experimentierten sie auf Teilflächen, in dem sie zusätzlichen Samen aussäten, kontrolliert Feuer nachstellten, konkurrierende Grasarten ausbrachten und künstlich bewässerten. Dabei stellte sich heraus, dass die abgestorbene Grasschicht das Nachwachsen von Jungpflanzen stark behindert. Feuer kann jedoch die bestehende alte Grasschicht aufbrechen und gibt so dem Nachwuchs Chancen. Künstliche Bewässerung oder zusätzlicher Samen brachte dagegen keinen höheren Rekrutierungserfolg.

Vom 15. bis 19. September 2008 findet in Leipzig die bisher größte Konferenz von Ökologen aus ganz Europa statt. Über 1000 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern haben sich zur „EURECO-GFOE 2008“ angemeldet. Die Tagung wird von der European Ecological Federation (EEF) und der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) im Congress Center Leipzig ausgerichtet und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie den Universitäten Halle-Wittenberg und Leipzig organisiert.

Die EEF ist die Dachorganisation aller nationalen ökologischen Gesellschaften in Europa. In ihr sind über 8000 Ökologen organisiert. Die GfÖ dagegen ist die nationale Gesellschaft der Ökologen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.

Publikation:
Julia Zimmermann, Steven I. Higgins, Volker Grimm, John Hoffmann, Tamara Münkemüller and Anja Linstädter: Recruitment filters in a perennial grassland: the interactive roles of fire, competitors, moisture and seed availability. Journal of Ecology 2008, 96 , 1033–1044. DOI:

10.1111/j.1365-2745.2008.01409.x

Die Untersuchungen wurden von der Volkswagen-Stiftung und der Robert-Bosch-Stiftung gefördert.

Weitere fachliche Informationen:
PD Dr. Volker Grimm
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-1711
http://www.ufz.de/index.php?de=3679
und
PD Dr. Karin Frank
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-1279
http://www.ufz.de/index.php?de=5457
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1269
E-mail: presse@ufz.de
Weiterführende Links:
Fire, resprouting and variability:
http://www.ufz.de/index.php?en=2027
Etosha National Park:
http://www.etosha.de
Mehr zum Thema Biodiversität finden Sie in einer Spezialausgabe des UFZ-Newsletters zur 9. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention zur Biologischen Vielfalt (COP9), die im Mai 2008 in Bonn stattgefunden hat:

http://www.ufz.de/index.php?de=16853

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen.

Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

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