Bleilacke als weltweites Gesundheitsrisiko

Seit 1978 sind Bleilacke in den USA verboten. In anderen Staaten jedoch nicht, wie eine Studie von Forschern der University of Cincinnati gezeigt hat. In zwölf Staaten auf drei Kontinenten werden immer noch Lacke mit Blei hergestellt und verkauft.

Die darin enthaltenen Mengen übersteigen häufig sogar die US-Grenzwerte, die mit 600 ppm festgesetzt wurden. Die Wissenschaftler schlagen Alarm, denn Blei zählt zu den gefährlichsten Substanzen überhaupt und sollte aus den Farben und Lacken schleunigst verschwinden.

Scott Clark und sein Team konnten feststellen, dass rund 73 Prozent der für den Endkonsumenten bestimmten Farben und Lacke aus zwölf Staaten, die 46 Prozent der weltweiten Bevölkerung repräsentieren, den US-Standard von 600 ppm übersteigen. 69 Prozent der Markenprodukte hatten mindestens ein Beispiel darunter, das den Wert von 10.000 ppm überschritt. Die mehr als 370 Lackproben stammten aus verschiedenen Regionen in Afrika, Asien und Südamerika, waren aber zum Teil auch in den USA erhältlich.

„Blei ist tatsächlich eine besondere Substanz“, meint der Umweltmediziner Klaus Rhomberg im pressetext-Interview. Die Untersuchungen über die Gefährlichkeit des Bleis seien nämlich interessanterweise seitens der Industrie gekommen, die das Blei unbedingt aus den Treibstoffen haben wollte, weil die Katalysatoren nicht funktionierten. „Untersuchungen an Kindern haben gezeigt, wie massiv die Gesundheits- und vor allem die Entwicklungsstörungen durch diese Substanz sind.“ Hochrechnungen zufolge waren bis zu einem Viertel aller Kinder zu hohen Bleiwerten ausgesetzt. „Blei verzögert die Gehirnentwicklung und führt zu Schäden“, so der Mediziner. Der größte Teil der Belastungen sei aus den Autoabgasen gekommen. Weitere Schadstoffquellen sind Bleifarben sowie Wasserleitungen aus Blei.

Clark fordert im Fachmagazin Environmental Research ein sofortiges Verbot von Blei in Farben und Lacken. „Ein globales Verbot ist dringend angesagt, um mehr als drei Mrd. Menschen, die dieser Substanz in allen möglichen Staaten der Welt ausgesetzt sind, zu schützen. Eine weitere Diskussion sei der mit 600 ppm angesetzte Grenzwert, der nach heutigem Erkenntnisstand zu hoch angesetzt sei. „Moderne Forschungsergebnisse haben deutlich gemacht, dass Kinder bereits in extrem niedrigen Dosen betroffen sind und dass es eigentlich überhaupt keine sicheren Bleiwerte gibt.“

Erst im September 2006 hatte Clark einen Bericht vorgelegt, wonach 75 Prozent der in Indien, Malaysia und China hergestellten Lacke Blei enthielten, die deutlich über dem US-Grenzwert von 600 ppm lagen. „Obwohl mittlerweile Bleivergiftung von Kindern als ernstes Problem gilt, wird wenig Wert darauf gelegt, das Blei aus den Farben zu entfernen“, kritisiert Clark. Nachfolgende Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Lacke und Farben ohne Blei im Endverbraucherpreis nicht teuerer sind als jene, die den gefährlichen Zusatz enthalten.“

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uc.edu

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