Ideenmanagement ist ein vernachlässigter Wettbewerbsfaktor

Nur 26,3 Prozent der 500 umsatzstärksten Konzerne in Deutschland haben eigenem Bekunden nach bereits ein modernes Ideenmanagement etabliert. Der Großteil der restlichen Unternehmen geht das Thema nicht ernsthaft an. 20 Prozent geben sogar offen zu, Mitarbeiterideen gar nicht zu erfassen. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie „Ideenmanagement 2007/08“ des Marktforschers EuPD Research.

Erstaunlich, denn ein professionell geführtes Ideenmanagement zählt oft zu den profitabelsten Abteilungen eines Unternehmens. Im Schnitt, so ermittelt die Studie, erwirtschaften diese Abteilungen für die Unternehmen einen Return-of-Investment (ROI) von 1:10. „Dabei unterscheidet sich das moderne Ideenmanagement heute teils deutlich von früheren Ansätzen, wie dem betrieblichen Vorschlagswesen. Nahmen die Unternehmen früher eher sporadische Verbesserungsvorschläge der Belegschaft an, so investieren einige Konzerne heute erfolgreich in Abteilungen, die sich ausschließlich mit dem Ideenmanagement beschäftigen“, erklärt Oliver-Timo Henssler, leitender Projektmanager bei EuPD Research.

Wie sich bei den Untersuchungen gezeigt hat, existieren in der Praxis allerdings immer noch sehr unterschiedliche Ansätze und Konzepte zur Förderung innerbetrieblicher Ideen. Diese Besonderheiten wurden im Rahmen der Studie „Ideenmanagement 2007/08“ in Tiefeninterviews ermittelt und um Modellprojekte, Best-Practice-Ansätze und individuelle Erfahrungen aus der Praxis der führenden deutschen Ideenmanager ergänzt. Die wissenschaftliche Bewertung der erhobenen Ergebnisse erfolgte durch Deutschlands führende Ideenmanagement-Experten: Prof. Dr. Friedrich Kerka, vom Bochumer Institut für angewandte Innovationsforschung, und Christiane Kersting, Expertin am Deutschen Institut für Betriebswirtschaft (dib) mit Sitz in Frankfurt am Main.

Zu den Unternehmen mit dem innovativsten Ideenmanagement im Bereich Produktion zählen in diesem Jahr Autobauer Audi, Siemens und der Energie- und Automationstechnikkonzern ABB. Bei den Dienstleistern liegt die Deutsche Post auf dem Spitzenplatz, gefolgt vom Druckhaus Spandau der Axel Springer AG in Berlin.

In der Praxis meist zu bürokratisch

Die größten Hemmnisse im Ideenmanagement verursachen die mangelnde Einbindung und fehlende Sensibilisierung der Führungskräfte, die auf die Expertise der eigenen Mitarbeiter zu wenig Wert legen. Ohne Unterstützung der Geschäftsführung ist aber der Aufbau eines nachhaltigen Ideenmanagements nur schwer möglich. In der Praxis sind zudem die oft lange und bürokratische Bearbeitung eingereichter Ideen zu bemängeln, sowie die ungenügende Kommunikation mit den Ideengebern, so die Studie weiter. Im Gegensatz zum althergebrachten betrieblichen Vorschlagswesen soll das Ideenmanagement auch die Kreativität der Mitarbeiter aktiv steuern – allerdings tun dies bislang noch wenige Konzerne. „Viele Ideen zu produzieren, ist weniger das Problem. Weit anspruchsvoller ist es, das kreative Engagement der Mitarbeiter gezielt zu aktivieren und für die Unternehmensentwicklung zu erschließen. Das ist die eigentliche Herausforderung des Ideenmanagements“, so Prof. Friedrich Kerka.

Befragung mittels quantitativ-qualitativer Tiefeninterviews

Dies sind einige Ergebnisse der Studie „Ideenmanagement 2007/08“, die EuPD Research unter den 500 umsatzstärksten Konzernen in Deutschland durchgeführt hat. Mit den leitenden Ideenmanagern von 98 Unternehmen konnten dazu detaillierte Tiefeninterviews geführt werden. Die Basis der Befragung bildete ein standardisierter Fragebogen zu den Themen:

– Etablierung und Organisation
– Belohnung und Prämierung
– Einsatz von Software und Datenbanken
– Motivation von Mitarbeitern und Führungskräften
– Kennzahlen und Erfolge
Indikator für die Führungsqualität
„Ideenmanagement, soviel ist deutlich geworden, ist ein guter Indikator für die Führungsqualität des Managements. Nur gut geführte Unternehmen mit zufriedenen Mitarbeitern sind auch auf Dauer innovativ“, erklärt Oliver-Timo Henssler, leitender Projektmanager bei EuPD Research. Die gefühlte Wertschätzung ist denn auch ein wesentlicher Antrieb, Ideen gegenüber den Vorgesetzten vorzubringen. In den Unternehmen der Stichprobe haben im Jahr 2006 durchschnittlich 25,8 Prozent der Mitarbeiter Ideen eingereicht. (2005: 23,4 Prozent). „Wie so oft gilt auch hier: der erste Vorschlag ist der schwierigste und kostet die Mitarbeiter in der Regel auch die meiste Überwindung. Hier müssen die Unternehmen ihre Mitarbeiter unterstützen und immer wieder aufs Neue motivieren“, meint Oliver-Timo Henssler. Dabei können unterschiedliche Ansätze helfen. Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) etwa belohnen neue Ideengeber mit Prämien. Der Automobilzulieferer ZF Passau schreibt zum Jahresende alle Mitarbeiter gezielt an, die noch keine Ideen eingebracht haben und fordert aktiv zur Ideeneinreichung auf.

Bonuszahlungen und „Club der Denker“ sollen motivieren

Die Motivation der Mitarbeiter erfolgt in 96,9 Prozent der Unternehmen in monetärer Form, 79,6 Prozent bieten zudem Sachprämien an. Immerhin 44,9 Prozent haben interne Wettbewerbe bzw. Auszeichnungen etabliert – so belohnt die Daimler-Tochter Evobus jährlich drei Führungskräfte, die sich am stärksten engagiert haben, die Deutsche Post hat einen Club der Denker für besonders innovative Mitarbeiter etabliert, und Beiersdorf lässt jährlich die schnellsten und besten Gutachter auszeichnen.

Zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren zählt auch die Nähe zu den Mitarbeitern. So setzt die König & Bauer AG auf ein Ideenmobil, das gezielt auf Tour in die Produktionsbetriebe geht und den Mitarbeitern in 10-stündigen Workshops das Ideenmanagement näher bringt. Der Technikkonzern Voith AG verlagert sogar das gesamt Ideenmanagement-Büro im 14-Tage-Turnus in die Produktionsabteilungen.

Ideenmanagement ermöglicht Einsparungen in Millionenhöhe

Die Ideenmanager haben einiges vorzuweisen – immerhin 11,2 Prozent der Konzerne konnten so allein in 2006 rechenbare Einsparungen von mehr als 10 Mio. € erzielen. Führend sind hier die Deutsche Post mit 271 Mio. €, VW mit 168 Mio. € und die Siemens AG mit 158 Mio. €. Gerade im Angesicht dieser Zahlen ist es kaum verständlich, dass die Mehrzahl der deutschen Unternehmen das Thema nach wie vor vernachlässigen: „Ideenmanagement hat keinen Haken. Es gibt kein Argument, das dagegen spricht, aber viele dafür. Wir brauchen eine stärkere Wahrnehmung in der Managementlehre“, so Christiane Kersting vom dib.

Studienbestellung im Internet

Bitte beachten Sie, dass die Studie nur in deutscher Sprache erhältlich ist. Für Ihre Bestellung füllen Sie das Formular unter www.eupd-research.com vollständig aus. Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail. Die Studie wird an die von Ihnen angegebene Adresse geliefert, eine Rechnung liegt bei.
Preis: 680 € – Vorzugspreis: 340 € (Unternehmen, die an der Studie teilgenommen haben, erhalten diese bei Bestellung bis zum 31.12.2007 zum Vorzugspreis) – CD-Rom (zusätzlich): 200 €. Alle Preise zzgl. MwSt. und 8 € Versandkosten)

EuPD Research ist Markt- und Meinungsforscher für Medien und Unternehmen. Als Fullservice-Dienstleister mit eigenem Befragungsdienst bieten wir unseren Kunden das gesamte Instrumentarium quantitativer wie qualitativer Forschung. Wir erstellen Marktstudien, Branchenberichte und Geschäftsklimaindizes und entwickeln damit zielgruppenorientierte Entscheidungshilfen. Dabei greifen wir auf ein Expertennetzwerk von Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern und Medienvertretern zurück.

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