Körpereigene Abwehr für Kampf gegen Krebs nutzen

„Dass ich Partnerin in einem vielversprechenden, großem Forschungsvorhaben sein werde, das hätte ich vor einem halben Jahr noch nicht gedacht“, freut sich Dr. Dunja Bruder vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.

Ihre Arbeitsgruppe wird in den nächsten fünf Jahren maßgeblich an einem neuen, bundesweiten Forschungsvorhaben beteiligt sein – einer Helmholtz-Allianz. Insgesamt vier Helmholtz-Zentren sind in der Allianz „Immunotherapie von Krebserkrankungen“ involviert. Bei dem Vorhaben werden neuartige therapeutische Ansätze für die Krebsbehandlung erforscht: „Durch die enge Vernetzung von uns Wissenschaftlern in der Helmholtz-Allianz werden unsere Ergebnisse viel schneller und effektiver Krebspatienten zu Nutze sein“, ist sich Dunja Bruder sicher. Denn vorgesehen ist auch, dass die Wissenschaftler Tür an Tür mit Klinikern arbeiten. „Wir vom HZI kooperieren mit Ärzten der Medizinischen Hochschule Hannover.“

Dunja Bruder, die am HZI ihre eigene Arbeitsgruppe „Immunregulation“ leitet, wird in dem Projekt versuchen, mittels einer Immuntherapie dem Leberkrebs zu Leibe zu rücken. Ein besonders hohes Risiko an dem sogenannten hepatocellulärem Carcinom zu erkranken haben Menschen, die an einer chronischen Hepatitic C oder B Infektion (HCVoder HBV) leiden. Auch in Folge einer Leberzirrhose durch Alkoholismus kann der Krebs auftreten. Weltweit ist er die dritthäufigste, krebsassoziierte Todesursache.

„Für Außenstehende mag es ungewöhnlich erscheinen“, so Bruder, „dass ein Forschungszentrum, das Infektionen wissenschaftlich bearbeitet, sich auch mit Krebs auseinander setzt. Die Sache ist aber, dass wir das Verständnis über die Mechanismen der Immunologie hier nicht nur für die Therapie der Hepatitis C einsetzen wollen, sondern auch für die Tumorbekämpfung nutzen können.“

Am HZI hat sich die Forscherin bislang der Aufklärung körpereigener Abwehrmechanismen gewidmet und dadurch moderne Therapiekonzepte entwickelt: „Autoimmunerkrankungen, wie Diabetes Typ I etwa, sind dadurch gekennzeichnet, dass bestimmte Zellen des Immunsystems gesundes Gewebe angreifen. Schwerwiegende Organschädigungen sind die Folge. Wir haben nun festgestellt, dass wir in diese autoimmunologischen Reaktionen eingreifen können. Dabei nutzen wir einen bestimmten Zelltyp, sogenannte dendritische Zellen (DC). Als eine Art Vermittler haben sie die Aufgabe, den T-Zellen des Immunsystems zu zeigen, welches Gewebe krank ist und attackiert werden soll. Im Falle von Typ I Diabetes konnten wir die DC-Zellen dazu nutzen, die Aktivität von T-Zellen zu dämpfen. Infolge wurde weniger körpereigenes Gewebe zerstört. Beim Leberkrebs wollen wir nun das DC-System zur T-Zell-Stimulation einsetzen um so den Tumor gezielt und effektiv anzugreifen.“

Hintergrund:

Die Helmholtz-Allianz „Immuntherapie von Krebserkrankungen“ ist eine von drei weiteren jetzt neu ausgewählten Allianzen der Helmholtz-Gemeinschaft. Insgesamt fördert die Helmholtz-Gemeinschaft gemeinsam mit in- und ausländischen Kooperationspartnern die vier Allianzen mit bis zu 37,5 Millionen Euro für fünf Jahre.

Media Contact

Hannes Schlender idw

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-hzi.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer