Langzeitprognosen für Frühchen

Die Ergebnisse werden ausführlich auf einem öffentlichen Symposium am Samstag, 17. November, ab 9.30 im Hörsaal der Kinderklinik in der Josef-Schneider-Straße 2 präsentiert.

Die Versorgung sehr kleiner Frühgeborener mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm ist heute eine wesentliche Aufgabe der Kinder- und Jugendmedizin. Dank einer personell und technisch äußerst aufwändigen Behandlung in den ersten Lebenswochen auf hoch qualifizierten Intensivstationen sind die Überlebenschancen dieser extrem früh geborenen Kinder seit circa 30 Jahren stetig gestiegen.

„Aus großen Studien, die auch in Deutschland an verschiedenen Stellen durchgeführt wurden, ist seit vielen Jahren bekannt, dass bei rund 30 Prozent dieser Kinder im späteren Leben die Gesundheit beeinträchtigt ist“, sagt Professor Straßburg. Die ehemaligen Frühchen leiden demnach zum Beispiel an Bewegungsstörungen, Intelligenzminderungen, Sehstörungen oder chronischen Lungenerkrankungen. Außerdem seien immer wieder Kommunikations- und Verhaltensprobleme beschrieben worden.

„Aber viele von ihnen entwickeln sich zumindest in den ersten Lebensjahren auch ganz normal. Doch über ihren weiteren Werdegang im Jugendlichen- und Erwachsenenalter ist in Deutschland bisher erstaunlich wenig bekannt“, so der Professor. Darum hat eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung nun bei einer multizentrischen Studie Daten von circa 300 ehemals sehr kleinen Frühgeborenen analysiert, die jetzt 18 bis 24 Jahre alt sind. Eine Hälfte davon wurde in verschiedenen Kinderkliniken der alten Bundesländer, die andere Hälfte zwischen 1980 und 1986 in der ehemaligen DDR behandelt.

Mit einem Fragebogen erhoben die Wissenschaftler Daten zur Schul- und Berufsausbildung, zu aktuellen Krankheitsproblemen und besonders auch zur subjektiv empfundenen Lebensqualität. „Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich die ehemals sehr kleinen Frühgeborenen in punkto Lebensqualität nicht wesentlich von anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterscheiden“, so Straßburg. Über 80 Prozent der Befragten haben einen qualifizierten Schulabschluss, ein Viertel davon das Abitur.

Am Abend des Symposiums wird dann Geburtstag gefeiert: Vor 15 Jahren wurde nämlich das Sozialpädiatrische Zentrum „Frühdiagnosezentrum“ Würzburg gegründet. Es entstand 1992 als Ambulanz für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsauffälligkeiten und Behinderungen. Seither wurden dort ungefähr 15.000 Patienten und ihre Eltern betreut, viele von ihnen von den ersten Lebensjahren an bis mittlerweile auch in das beginnende Erwachsenenalter.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Hans Michael Straßburg, T (0931) 201-27709, strassburg_h@kinderklinik.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

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