Fertiggerichte schon bei Kindern oft auf dem Speiseplan

Gefördert durch das NRW-Verbraucherschutzministerium hat das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) – eine der Universität Bonn angegliederte Einrichtung – nun erstmals genau untersucht, wie häufig so genannte „Convenience“-Produkte auf den Tellern deutscher Kinder landen.

Ergebnis: Bei 86 Prozent der Studienteilnehmer steht mindestens jeden dritten Tag ein Fertiggericht auf dem Speiseplan. Im Schnitt sind die praktischen Mahlzeiten aus der Dose oder Truhe allerdings fettreicher als empfehlenswerte herkömmliche Gerichte, so die FKE-Untersuchung weiter. Außerdem enthalten sie häufiger Zusätze wie Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker. Die Studie erscheint demnächst im British Journal of Nutrition.

Zwischen 2003 und 2006 hat das Dortmunder Institut in der so genannten „DONALD-Studie“ („DONALD“ steht für DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study) bei rund 550 Kindern und Jugendlichen die Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe genommen. Die Zwei- bis 18-Jährigen sollten drei Tage lang aufführen, was sie genau gegessen hatten. 86 Prozent gaben dabei an, mindestens ein Fertiggericht zu sich genommen zu haben. Bei jedem fünften Kind landete sogar täglich mindestens eine Fertigmahlzeit auf dem Teller. Dabei ernährten sich Jungen häufiger von Convenience Food als Mädchen. Davon unabhängig hatten Fertiggerichte bei den 14- bis 18-Jährigen eher einen Stammplatz auf dem Speiseplan als bei Jüngeren.

„Im Prinzip ist es verständlich, dass diese Mahlzeiten bei uns so hoch im Kurs stehen“, erklärt Dr. Mathilde Kersting vom FKE. „Convenience Food ist praktisch und spart Zeit.“ Beim Pro-Kopf-Verzehr von Tiefkühlnahrung liegt Deutschland übrigens keineswegs an der Spitze, sondern im europäischen Mittelfeld. Dennoch sieht die Privatdozentin Fertiggerichte kritisch: „Die Produkte enthalten durchschnittlich deutlich mehr Fett und weniger Gemüse als aus unserer Sicht empfehlenswert ist. Zudem beinhalten sie oft Geschmacksverstärker.“ Eine Folge: Die Kinder werden gewissermaßen auf einen Einheits-Geschmack eingenordet. „Essen, wie wir es empfehlen, hat es gegen diesen Standard dann schwer“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. „Wir wissen aus Studien, dass Erfahrungen aus der Kindheit die Geschmacksvorlieben lange prägen können.“

Obst als natürliches Fertiggericht

Dennoch raten die FKE-Forscher von Fertiggerichten nicht gänzlich ab. Sie empfehlen aber, die Produkte öfter mal ein wenig „aufzupeppen“. „Sahne im Rezept lässt sich oft problemlos durch Milch ersetzen“, betont Mathilde Kersting. „Und wenn man eine Pizza mit frischem Gemüse belegt, schmeckt das sogar besser.“ Als Zwischenmahlzeit legen die Dortmunder Wissenschaftler Eltern und Kindern Obst ans Herz – gewissermaßen ein natürliches Fertiggericht.

„Natürlich wäre es schön, wenn in den Familien täglich frisch gekocht würde“, so Verbraucherschutzminister Eckhard Uhlenberg. „Die Realität sieht aber nun einmal anders aus, und dem müssen wir Rechnung tragen.“ Das Ministerium hat deswegen einen Flyer bezuschusst, der die Tipps der Ernährungsexperten noch einmal übersichtlich zusammenfasst. Er wird unter anderem durch die nordrhein-westfälischen Kinderärzte verteilt oder kann beim Ministerium bestellt werden.

Kontakt:
Privatdozentin Dr. Mathilde Kersting
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Institut an der Universität Bonn
Telefon: 0231/79-221018
E-Mail: kersting@fke-do.de

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Dr. Inka Väth idw

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