Videospiel zeigt Angstsysteme des Gehirns

Mithilfe eines Videospiels hat der britische Forscher Dean Mobbs die unterschiedlichen Reaktionen des Menschen auf Gefahr gezeigt. Im Rahmen der Studie wurden Testpersonen mittels eines einfachen Computerspiels, ähnlich wie bei Pac-Man, verfolgt, bedroht und mit leichten Elektroschocks bestraft.

„Je näher die Gefahr kommt, desto impulsiver reagiert der Mensch“, schließt Mobbs aus den Ergebnissen der Studie. „Der Versuch zeigt deutlich, dass es ein intelligentes und ein primitives Angstsystem gibt“, erklärt Borwin Bandelow von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde im Gespräch mit pressetext.

Im Zuge der Studie überwachten die Forscher die Gehirnaktivitäten der Testpersonen während des Spielens. Während der virtuelle Verfolger noch auf Abstand zum Spieler blieb, wies der vordere Teil des Gehirns verstärkte Aktivitäten auf. „Dieser Bereich reagiert bei Angst und hilft Fluchtstrategien abzuwägen“, so der Forscher. “ Zuerst erfordert die Situation höheres Denken und intelligentes, vorausschauendes Planen. Der Vorgang passiert bewusst und unterscheidet uns von den meisten Tieren“, kommentiert Bandelow.

Als der Angreifer näher kam, verlagerte sich die Aktivität auf den mittleren Teil des Gehirns. „In dieser zweiten Situation standen die Testpersonen direkt vor der Gefahr und reagierten primitiv“, so Bandelow. „Wenn eine schnelle Reaktion nötig ist, könnte diese Region des Gehirns den vorderen Teil blockieren“, folgert Mobbs. So würde beispielsweise die Entscheidung „Kampf oder Flucht“ instinktiv getroffen.

„Im mittleren Teil des Gehirns sitzen primitive, angeborene Ängste wie zum Beispiel Spinnenangst. Diese Angst ist nicht erlernt, sondern eindeutig instinktiv. Während sie früher einen Überlebensvorteil darstellte, ist Spinnenangst heute völlig unbegründet“, erklärt Bandelow, Autor des „Angstbuches“. Im Gegensatz dazu befände sich das intelligente Angstsystem im vorderen Bereich. „Im vorderen Teil sitzen beispielsweise soziale Ängste, die uns davon abhalten, uns in Gesellschaft unangemessen zu verhalten. Diese Ängste erfordern Erfahrung, deshalb kennen Kinder zu Beginn ihres Lebens auch noch kein Schamgefühl“, so Bandelow. Neben Phobien, die Menschen in ihrem Handeln lediglich einschränken, seien andere Ängste jedoch durchaus sinnvoll. „Die Ängste vor tiefem Wasser, Gewitter oder Dunkelheit erfüllen immer noch ihren Zweck. Auch das instinktive Ausweichen vor schnellen Objekten, wie beispielsweise Autos, kann überlebenswichtig sein“, sagt der Angstforscher.

Dass Computerspiele in Menschen dieselben Reaktionen auslösen wie reale Gefahren, sei nicht problematisch. „Angst hat großen Unterhaltungswert. Eine Gefahr zu überstehen erzeugt eine Ausschüttung im Belohnungssystem des Menschen und sorgt für ein gutes Gefühl. Computerspiele, genauso wie Krimis, arbeiten mit der Erzeugung und Auflösung von Angst“, so Bandelow abschließend.

Media Contact

Georg Eckelsberger pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.psychiater-im-netz.de

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