Sommerkinder leiden eher unter Kurzsichtigkeit

Der Geburtsmonat hat nach einer israelischen Studie zufolge Auswirkungen auf die Gesundheit der Augen. Forscher um Yossi Mandel von der Universität in Jerusalem haben bei rund 277.000 jungen Männern und Frauen festgestellt, dass im Sommer Geborene häufiger an Kurzsichtigkeit litten. Die Forscher glauben, dass die unterschiedlichen Mengen an Tageslicht, denen die Mütter oder die Kinder kurz nach der Geburt ausgesetzt sind, dafür verantwortlich sind, berichten sie im Fachmagazin Ophthalmology.

Die Wissenschaftler haben insgesamt 276.911 Personen im Alter zwischen 16 und 22 Jahren anhand von Aufzeichnungen bei der militärischen Musterung unter die Lupe genommen. Insgesamt waren es 157.663 männliche und 119.248 weibliche Probanden, deren Daten in die Studie mit eingeflossen sind. Insgesamt waren 29,9 Prozent der Erfassten kurzsichtig. 8,7 Prozent von ihnen wiesen Sehschwächen von mehr als drei Dioptrien, 2,4 Prozent sogar von mehr als sechs Dioptrien auf. Auffällig war, dass es die höchste Rate an Kurzsichtigen bei jenen auftrat, die in den Sommermonaten Juni und Juli geboren wurden. Die niedrigste Rate an Kurzsichtigen gab es unter den Dezember und Jänner-Geborenen.

Die Häufigkeitsverteilung zeigte dabei das gleiche Muster, wie es auch die Tageslänge im Verlauf des Jahres zeigt. Je länger die Tage sind, desto größer war auch die Wahrscheinlichkeit, eine starke Kurzsichtigkeit zu entwickeln. Eine Erklärung für dieses Ergebnis gibt es allerdings nicht. In Versuchen mit Hühnern haben Forscher festgestellt, dass die Augäpfel bei permanenter Helligkeit ungewöhnlich in die Länge wachsen. Und das passiere beim kurzsichtigen Menschen ebenso. Die Wissenschaftler vermuten, dass dieser Effekt wahrscheinlich auf den Einfluss des Hormons Melatonin, dessen Bildung durch Tageslicht gehemmt wird und das unter anderem den Tag-Nacht-Rhythmus steuert, zurückzuführen ist. Unklar ist auch, ob dieser Effekt dadurch zustande kommt, dass die Neugeborenen selbst im Sommer mehr Tageslicht ausgesetzt sind oder ob er schon während der letzten Schwangerschaftswochen indirekt über die Mütter entsteht.

Die Studie sei sehr interessant, obwohl eine logische Erklärung des Phänomens fehle, so Stefan Pieh von der Universitätsklinik für Augenheilkunde der Medizinischen Universität Wien http://www.meduniwien.ac.at gegenüber pressetext. „Bei Kurzsichtigkeit handelt es sich um eine Gewebsschwäche der Lederhaut, die durch die Nahakkumulation entsteht und auch erklärbar ist“, so der Mediziner. Es gebe zum Beispiel Beweise aus dem asiatischen Raum, wonach vor Einführung der Schulpflicht wesentlich weniger Fälle von Kurzsichtigkeit aufgetreten sind. „Das macht deutlich, dass das Nahe-Sehen zur Entwicklung der Kurzsichtigkeit führt.“ Der Mediziner könne sich dennoch vorstellen, dass die Helligkeit einen Einfluss auf die Sehschwäche habe. Das liege aber im experimentellen Bereich, meint der Experte abschließend.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.sciencedirect.com

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