MZES-Studie zu Familienfreundlichkeit: Region muss den bundesweiten Vergleich nicht scheuen

In Zusammenarbeit mit der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und der Stadt Heidelberg entstand am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) die Vereinbarkeitsstudie MRN 2007. Erstmals wurde systematisch und weitreichend die Sicht der Unternehmen auf das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf für eine regionale Einheit Deutschlands erhoben. Die Antworten der 477 Unternehmen der Region, die sich an der Befragung beteiligten, spiegeln die Rahmenbedingungen für ihre 94.900 Beschäftigten wider und sind damit nicht nur repräsentativ für die Lage der Unternehmen in der Metropolregion, sondern geben auch indirekt Aufschluss über die Lage der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Region.

Die häufigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Metropolregion sind Arbeitszeitmodelle. Die Vereinbarkeitsstudie MRN 2007 identifiziert zwar durchaus positive Effekte von Arbeitszeitmodellen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, doch sind diese im Vergleich zu anderen Maßnahmenbereichen gering. „Flexiblere Arbeitszeiten allein reichen nicht aus“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Dr. Andreas Wüst. Bedeutung komme daher auch dem zweiten untersuchten Maßnahmenbereich, der Elternförderung zu. Sie dient dazu, während der Elternzeit den Kontakt zur Berufswelt aufrecht zu erhalten. Vier von zehn Unternehmen der Region bieten solche Maßnahmen an, und diese zeigen Wirkung: In Betrieben, die Maßnahmen zur Elternförderung anbieten, sind anteilig mehr Frauen und Mütter beschäftigt, auch weibliche Führungskräfte sind häufiger anzutreffen.

Betriebliche oder betrieblich unterstützte Kinderbetreuung ist von den drei Maßnahmenbereichen am wenigsten verbreitet. Ein gutes Drittel der Unternehmen der Region bietet zumindest eine Maßnahme an, die kleinen schneiden etwas besser ab als der Mittelstand. Kinderbetreuung gilt im Vergleich zu anderen Maßnahmen als für die Unternehmen besonders schwer umsetzbar. Auch wird bei diesem Thema eher die öffentliche Hand in der Verantwortung gesehen. Zudem fehlen zum Teil Informationen über geeignete Maßnahmen und deren Rentabilität.

Unzureichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten stellen aus Sicht der Unternehmen das im Moment größte Manko besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar. Die Vereinbarkeitsstudie MRN 2007 belegt, dass auch vergleichsweise leicht durchführbare Fördermaßnahmen wie Unterstützung bei der Betreuungsplatzsuche positive Auswirkungen haben. Kinderbetreuungsmaßnahmen in den Unternehmen tragen dazu bei, dass mehr Eltern in ihren Beruf zurückkehren und Erwerbsunterbrechungen kürzer ausfallen.

In Relation zum gesamten Bundesgebiet steht das Rhein-Neckar-Dreieck hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf recht gut da. Der Studie zufolge muss die Metropolregion den Vergleich insgesamt nicht scheuen: Stark verbreitete familienfreundliche Maßnahmen, wie flexible Arbeitszeiten, sind im Bund wie in der Region in rund 70 Prozent der Unternehmen möglich. Diplom-Soziologe Christian Stumpf, Mitarbeiter im Projekt, führt aus: „Weniger übliche Arbeitszeitmodelle wie Job-sharing, Sabbaticals und auch Telearbeit werden in der Metropolregion etwas häufiger angeboten. Auch bei der Elternförderung ist das Angebot der Unternehmen der Region geringfügig größer.

Kontakthalteprogramme werden bundesweit in 16 % der Betriebe angeboten, in der Metropolregion ist der Anteil doppelt so hoch.“ Leicht höhere Verbreitung finden in der Region auch Wiedereinstiegsprogramme. Das Angebot von Weiterbildungen während der Elternzeit ist laut der Studie dagegen etwas niedriger.

Bei vielen Unternehmen der Region besteht ein Informationsdefizit beim Thema Familienfreundlichkeit. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen haben sich bislang nur zu einem geringen Teil über familienfreundliche Maßnahmen informiert. Von einer Ausweitung des Informationsangebots und einer breit angelegten Kommunikation über Möglichkeiten, die Familienfreundlichkeit zu verbessern, darf man demnach weitere positive Impulse erwarten. Wiederholt liefert die Studie Anzeichen dafür, dass der Spagat zwischen Familie und Beruf noch immer hauptsächlich von Frauen geleistet werden muss. Es konnte aber auch gezeigt werden, dass traditionelle Familienbilder unter den jüngeren Personalverantwortlichen der Region weniger verbreitet sind.

Als erfreulich stuft Dr. Andreas Wüst den Befund ein, dass familienfreundliche Maßnahmen aus Sicht der Unternehmen nicht primär dazu dienen, das eigene Image aufzupolieren oder sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Die Personalverantwortlichen der Unternehmen sagen, ihnen ginge es vor allem um zufriedene Beschäftigte, die sich dann auch dem Unternehmen stärker verbunden fühlten. Neben der Politik sehen sich die Unternehmen auch selbst in der Pflicht. Das lässt den Schluss zu, dass sie es ernst mit der Familienfreundlichkeit meinen.

Die Studie wird unter Schirmherrschaft des Heidelberger Oberbürgermeisters Dr. Eckart Würzner am Abend des 17. Juli 2007 im Prinz Carl Palais in Heidelberg der Öffentlichkeit vorgestellt. Unmittelbar darauf wird die Studie unter
„http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/papers/vereinbarkeitsstudie07.pdf“;

online abrufbar sein.

Kontakt und weitere Informationen:

Dr. Andreas M. Wüst, Diplom-Soziologe Christian Stumpf
MZES, Universität Mannheim
Postfach
68131 Mannheim
Telefon: 0621-181-2879
E-Mail: Unternehmensbefragung@mzes.uni-mannheim.de
Andrea Kiefer
Forum Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Metropolregion Rhein-Neckar
N 7, 5-6
68161 Mannheim
Telefon: 06212-12987-41
E-Mail: andrea.kiefer@m-r-n.com
Dörthe Domzig
Amt für Chancengleichheit, Stadt Heidelberg
Rathaus, Marktplatz 10
69117 Heidelberg
Telefon: 06221-58-15500
E-Mail: chancengleichheit@heidelberg.de

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Achim Fischer idw

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