Wie deutsche Maschinenbauer ihren Innovationserfolg sichern

Der deutsche Maschinenbau ist Weltspitze – dank seiner Fähigkeit, kundenspezifische Produktionsausrüstungen zu entwickeln, die höchste Anforderungen an Qualität, Präzision und Flexibilität erfüllen. Woher diese hohe Innovationskraft kommt, hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung untersucht.

Am Geld allein kann es nicht liegen: Die Ausgaben der Branche für Forschung und Entwicklung liegen im Vergleich zu typischen Hochtechnologiebranchen auf mittlerem Niveau. Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut Fraunhofer ISI vielmehr darin, dass die deutschen Maschinenbauer ihre Ressourcen für Forschung und Entwicklung in besonderer Weise mit dem Einsatz neuer Konzepte der Produktentwicklung wie Simultaneous Engineering, Virtual Reality oder Entwicklungskooperationen mit externen Forschungseinrichtungen oder anderen Unternehmen verknüpfen.

Das Karlsruher Institut hat untersucht, wie verbreitet diese Konzepte sind und welche Innovationseffekte sie haben. Danach nutzen bereits 39 Prozent der Maschinenbauer das Prinzip paralleler Entwicklungsprozesse (Simultaneous Engineering) und damit mehr als in anderen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes (24 Prozent). Noch deutlicher ist der Vorsprung bei der virtuellen Produktentwicklung und Simulation (Virtual Reality): Diese nutzen bereits 58 Prozent der Betriebe, im gesamten Verarbeitenden Gewerbe sind es nur 35 Prozent. Mehr als die Hälfte der Maschinenbaubetriebe unterhält zudem Kooperationen mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen. Dass bei allen drei Konzepten noch erhebliches Potenzial schlummert, zeigt die Tatsache, dass viele Betriebe in den kommenden zwei Jahren solche Verfahren einführen wollen.

Der Einsatz dieser Konzepte im Produktentwicklungsprozess lohnt sich, wie insbesondere das Beispiel des Simultaneous Engineering belegt: Betriebe mit parallelen Produktentwicklungsprozessen haben einen deutlich höheren Anteil an Produkt- und Marktneuheiten als die Konkurrenz. Allerdings ist dieser Erfolg zum Teil auch abhängig von der Höhe des Aufwands für Forschung und Entwicklung: So profitieren Betriebe mit unterdurchschnittlichen FuE-Investitionen am stärksten von der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und erzielen hierdurch im Schnitt dreimal höhere Umsatzanteile mit Marktneuheiten als vergleichbare Unternehmen ohne derartige Kooperationsbeziehungen. Unternehmen, die selbst einen hohen Aufwand für Forschung und Entwicklung betreiben, profitieren hingegen eher von Kooperationen mit anderen Unternehmen. Für den Einsatz der virtuellen Produktentwicklung konnten dagegen keine unmittelbaren Innovationseffekte beobachtet werden. „Technikeinsatz alleine garantiert offenbar noch keinen Innovationserfolg“, sagt Projektleiter Steffen Kinkel. Erst im Zusammenspiel mit den passenden Rahmenbedingungen, so die Vermutung der ISI-Autoren, kann diese Technologie ihr volles Potenzial entfalten.

Die Mitteilung Nummer 41 „Strukturen und Treiber des Innovationserfolgs im deutschen Maschinenbau“ aus der Erhebung „Modernisierung der Produktion“ zum Download: http://www.isi.fraunhofer.de/i/dokumente/pi41.pdf

Kontakt: Dr. Steffen Kinkel
Telefon: (0721) 6809 -311
E-Mail: steffen.kinkel@isi.fraunhofer.de
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI untersucht Chancen technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat, Gesellschaft und Umwelt. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik regionaler Märkte und die Innovationspolitik.

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