Risiken und Schutz für Chips & Co

Wie sicher ist RFID wirklich? Die Antwort auf diese Frage hängt ganz vom Einsatzgebiet der Funktechnik ab. Zusammen mit dem Fachgebiet Mikroelektronische Systeme (MES) der Technischen Universität Darmstadt und dem Technologie-Zentrum Informatik (TZI) der Universität Bremen hat das Fraunhofer-Institut SIT deshalb eine anwendungsspezifische Analyse zur RFID-Sicherheit durchgeführt. Auf Grundlage von Experteninterviews mit Branchenkennern entwickelten die Verfasser typische Anwendungsbeispiele für die Bereiche Automotive, Handel und die Pharmabranche.

Die Studie beschreibt diese konkreten Szenarien, ermittelt systematisch die relevanten Sicherheitsrisiken und nennt Maßnahmen, mit denen eine sichere Anwendung von RFID-Systemen gewährleistet werden kann. Aus den ungelösten Herausforderungen leitet die Studie weiterführende Fragestellungen für Forschung und Entwicklung ab, welche der deutschen Forschung und Industrie helfen können, zielgerichtet die derzeitigen technologischen Engpässe zu überwinden. Die Studie wurde im Rahmenprogramm Mikrosysteme 2004-2009 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Projekträger Mikrosystemtechnik VDI/VDE Innovation + Technik betreut. Sie lässt sich unter www.sit.fraunhofer.de/rfidstudie2007 kostenlos herunterladen.

Mit Hilfe der RFID-Technik (Radio frequency identification) lassen sich Informationen auf Chips speichern, die dann per Funk schnell und einfach ausgelesen werden können. Insbesondere Unternehmen mit anspruchsvollen Logistikprozessen versprechen sich von der Anwendung der Technik eine schnellere und bessere Warenverfolgung und Produktionsplanung sowie daraus resultierende Kostenreduzierungen. Ohne ausreichende Absicherung können RFID-Systeme jedoch leicht ausfallen oder lassen sich von Angreifern in bestimmten Situationen manipulieren oder sabotieren. „Wer RFID-Systeme erfolgreich anwenden möchte, sollte deshalb bereits bei der Systemauswahl IT-Sicherheitsaspekte beachten und seine Systeme anschließend entsprechend dem Einsatzbereich auch richtig einstellen und absichern“, sagt Fraunhofer-Mitarbeiter Ulrich Waldmann, einer der Mitautoren der Studie. „Wer das nicht tut, riskiert unter Umständen das Scheitern seines RFID-Projekts und Schäden für sein Unternehmen.“

Ergebnis der Studie: Bei einer tieferen Integration der RFID-Technologie in den Produktionsprozess und die Lieferketten der Automobilindustrie wird der Aspekt der Informationssicherheit in den Vordergrund rücken. Nur wenn die Daten ausreichend geschützt sind, lassen sich Manipulationen und Systemausfälle verhindern. Der erfolgreiche RFID-Einsatz in der Automobilindustrie wird deshalb besonders davon abhängen, wie gut es gelingt, kryptographische Verfahren zur Authentisierung und Verschlüsselung zu entwickeln. Bei der sicheren Verwendung von RFID-Systemen in Lieferketten des Handels bildet die Funktionssicherheit einen wesentlichen Bestandteil des Sicherheits¬konzepts. Aus Akzeptanzgründen gilt es zudem, Fragen des Datenschutzes zu adressieren. In der pharmazeutischen Lieferkette bilden eindeutige schreibgeschützte Tag-Kennungen die Basis für Echtheitsprüfung, Erkennung von Duplikaten und das Abrufen von Produktinformationen. Eigentlich notwendige Authentisierungsverfahren gegen Tag-Cloning und Produktfälschungen, werden jedoch nicht eingesetzt. Solche Sicherheitsmaßnahmen lassen sich noch nicht effizient genug auf preiswerten Tags einer offenen Lieferkette implementieren, ohne ein Schlüsselmanagement und aufwändige Synchronisationsmechanismen zu erfordern.

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Oliver Küch idw

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