18 Prozent der deutschen Buben verhaltensauffällig

Fast 18 Prozent der Buben und 11,5 Prozent der Mädchen in Deutschland weisen Verhaltensauffälligkeiten oder emotionale Probleme auf. Das ist das Ergebnis der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie KiGGS des Robert Koch-Instituts. Knapp 18.000 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren wurden für die Studie untersucht. Nun liegen die ersten Ergebnisse auf rund 380 Seiten vor.

Die schwerwiegendste Erkenntnis ist, dass Kinder aus sozial benachteiligten Familien nicht nur in einzelnen Bereichen wie etwa Gesundheit oder Lebensqualität schlechtere Ergebnisse aufweisen. In der Gruppe der sozial Benachteiligten findet man eine Häufung von Risikofaktoren wie Unfälle, Krankheit, Übergewicht, Umweltbelastungen, eine schlechtere gesundheitliche Versorgung und psychische Auffälligkeiten. In Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status sind rund 28 Prozent der Kinder und Jugendlichen auffällig. Bei Familien der oberen sozialen Schicht liegt die Zahl bei lediglich 15,5 Prozent.

Das Krankheitsgeschehen bei Kindern und Jugendlichen wird geprägt durch das Zusammenwirken von Risiko- und Schutzfaktoren und durch eine Verschiebung von akuten zu chronischen Krankheiten und von somatischen zu psychischen Störungen. „Dies lässt die These einer 'neuen Morbidität' entstehen, die vorrangig von Störungen der Entwicklung, der Emotionalität und des Sozialverhaltens bestimmt ist“, meint Studienleiterin Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung am Robert Koch-Institut. Die häufigsten Störungen im Bereich der psychischen Gesundheit sind Verhaltensprobleme – 17,6 Prozent der Jungen und 11,9 Prozent der Mädchen sind davon betroffen -, gefolgt von emotionalen Problemen und Hyperaktivitätsproblemen. „Zwischen diesen Schutzfaktoren und dem gesundheitlichen Risikoverhalten sind deutliche Zusammenhänge zu erkennen“, meint Kurth. Zum Beispiel rauchen Hauptschüler fünfmal häufiger als die Gleichaltrigen auf dem Gymnasium.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist eine deutliche Verschiebung von akuten zu chronischen Erkrankungen bei Minderjährigen. Zu den häufigsten chronischen Krankheiten gehören Bronchitis (13,3 Prozent), Neurodermitis (13,2 Prozent) und Heuschnupfen (10,7 Prozent). 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als übergewichtig. Auffällig am Studienergebnis ist auch, dass der Zuckerkonsum bei den Kindern und Jugendlichen relativ hoch ist. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen gab an, dass sie täglich Obst und Gemüse zu sich nimmt. Dieser Anteil wird aber mit zunehmendem Alter immer geringer. Drei Viertel der Teilnehmer gaben an, nur einmal im Monat Fastfood zu konsumieren.

An der KiGGS-Untersuchung nahmen 17.641 Jungen und Mädchen an 167 Orten teil. Auf der Basis von Befragungen und medizinischen Untersuchungen, einschließlich Laborbefunden, entstand ein einzigartiger Pool von Informationen. Auch der Sozialstatus der Kinder wurde über die Bildung und die berufliche Stellung der Eltern sowie das Haushaltsnettoeinkommen abgebildet. Erstmals sei es auch gelungen, Personen mit Migrationshintergrund entsprechend ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung an einer deutschlandweiten Gesundheitsuntersuchung zu beteiligen und repräsentative Daten für diese Gruppe der Kinder und Jugendlichen zu erheben.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.kiggs.de http://www.rki.de

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