Europäische Akademie GmbH legt neue Studie zu gesellschaftlichen Herausforderungen durch innovative Eingriffe in das Gehirn vor
In den vergangenen Jahren hat es eine Vielzahl derartiger Meldungen über Ge- und Missbrauchsmöglichkeiten neurowissenschaftlicher Innovationen gegeben. Dabei fällt es nicht nur Laien schwer, zwischen aktuellen Anwendungen und mehr oder weniger nahe liegenden Zukunftsperspektiven zu unterscheiden. Entsprechend schwankt die Debatte über neue Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Gehirn zwischen euphorischen Vorwegnahmen neuer Therapieoptionen und finsteren Befürchtungen bezüglich selbstentfremdeter Individuen oder auf Hirndoping basierender Wettbewerbsgesellschaften.
Die neue Studie der Europäischen Akademie GmbH bietet in dieser Situation eine rationale Orientierungshilfe. Sie ist hervorgegangen aus der zweieinhalbjährigen Arbeit einer interdisziplinären Projektgruppe, bestehend aus Neurowissenschaftlern, Medizinern, Philosophen und einem Juristen. Im ersten Teil des Buches berichten die Experten aus erster Hand über derzeitige Möglichkeiten und Entwicklungsperspektiven in den Bereichen Psychopharmakologie, Neurotransplantation, Neuroprothetik und elektrische Stimulationstechniken. Der zweite Teil analysiert die wichtigsten Bedenken gegen diese Interventionen aus philosophischer und juristischer Perspektive und versucht dabei sorgfältig zwischen begründeter Besorgnis und technikfeindlicher Panikmache zu trennen.
Die Autoren ziehen praxisbezogene Schlussfolgerungen, die einen verantwortbaren Umgang mit den neuen Eingriffen in das Gehirn vorbereiten sollen.
Beispielsweise sind therapeutische Anwendungen solcher Interventionen anders zu beurteilen als Anwendungen, die auf Zwecke des „Enhancements“ abzielen, also auf die Verbesserung der psychischen Funktionen von Gesunden. So fallen bei Maßnahmen des Enhancements Nebenwirkungen ungleich schwerer ins Gewicht. Dennoch ist es nach Ansicht der Autoren nicht prinzipiell verwerflich, wenn sich Personen auf eigenes Risiko dazu entscheiden, ihre geistigen Fähigkeiten durch geeignete Techniken zu verbessern. Allerdings sollten sie dies auch auf eigene Kosten tun, denn die Finanzierung solcher Maßnahmen sollte grundsätzlich nicht durch das Gesundheitssystem finanziell gefördert werden.
Veröffentlichung:
Reinhard Merkel, Gerhard Boer, Jörg Fegert, Thorsten Galert, Dirk Hartmann, Bart Nuttin, Steffen Rosahl: Intervening in the Brain. Changing Psyche and Society (Band 29 der Reihe Ethics of Science and Technology Assessment, hrsg. von C. F. Gethmann), Springer Verlag, Berlin 2007, ISBN-10 3-540-46476-X
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.ea-aw.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.
Neueste Beiträge
Klimakrise gefährdet alpine Ökosysteme
Gebirge sind vom Klimawandel besonders betroffen: Sie erwärmen sich schneller als das Flachland. Mit der Erwärmung schwindet die Schneedecke und Zwergsträucher dringen in höhere Lagen vor – mit starken Auswirkungen…
Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft
Forschende an der ETH Zürich haben Bakterien im Labor so herangezüchtet, dass sie Methanol effizient verwerten können. Jetzt lässt sich der Stoffwechsel dieser Bakterien anzapfen, um wertvolle Produkte herzustellen, die…
Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren
Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…