"Blaue Polizei" im Stress – Studie zur Gefährdung von Wasserschutzpolizisten

Im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) analysierten erstmals Wissenschaftler das Gefährdungspotenzial bei Beamten, die auf Binnengewässern und Seewegen ihren Dienst tun. Mit im Boot: die beiden An-Institute der Uni Duisburg-Essen „Rhein-Ruhr Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP)“ und „Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST)“ sowie die Sozialforschungsstelle Dortmund (sfs). Bei einem bundesweiten Treffen zum Thema „Arbeitsschutz bei der Wasserschutzpolizei“ am 26. April hat das Forscherteam die Ergebnisse dieser Studie vorgestellt. Anwesend waren Vertreter der Wasserschutzpolizeien der Länder und der Bundespolizei, der zuständigen Innenministerien, der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie von Experteneinrichtungen.

Untersucht wurde an fünf verschiedenen Standorten in Deutschland. Auf Nordrhein-Westfalen mit dem Rhein und seinem ausgebauten Fluss- und Kanalnetz lag einer der Schwerpunkte. Forschungsobjekt war das 12-Meter-Boot auf dem Kanal mit zwei Besatzungsmitgliedern ebenso wie das 65-Meter-Schiff der Bundespolizei auf der Ostsee mit 14 Mann Besatzung.

Entstanden ist das Projekt unter anderem auf Initiative der GdP, denn die „Blaue Polizei“ ist in einer besonderen Situation. „Wasserschutzpolizisten haben eigentlich zwei Berufe, sie sind Polizisten und zugleich Schiffer bzw. Seeleute. Daraus ergeben sich spezielle Gefährdungen, die zuvor noch nicht von der Arbeitsschutzforschung untersucht worden waren“, erklärt Joachim Liesenfeld vom RISP, das bei der Studie die Federführung hatte. Als Beispiel führt Liesenfeld den Bootsübergang etwa von einem Rheinstreifenboot der Polizei auf Containerschiffe bei Fahrt an. Solche „Sprünge“ fänden bei jeder Schicht mehrfach zu Kontrollzwecken statt.

Insgesamt hat das Forscherteam 18 Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit der Polizisten identifiziert.* Vieles hängt mit der Ausstattung der Boote und Schiffe zusammen, vieles mit Fragen der Arbeitsorganisation. Insbesondere wenn Schlechtwetter und schwierige Einsatzsituationen zusammenkommen, ist die Arbeit von Wasserschutzpolizisten „Stress pur“.

Aber die Wissenschaftler wissen nicht nur die Schwachpunkte zu benennen, sie stellten bei der Veranstaltung auch Maßnahmen vor, wie die Gefährdungen beseitigt oder reduziert werden können das nämlich war das wesentliche Ziel des Projektes. Ihre Vorschläge reichen von technischen Veränderungen der Schiffskonstruktion und der Ausstattung bis hin zu Qualifizierung des Personals und Sicherheitstraining.

* 18 Gefährdungspunkte:
1 Fehlende Reling / schmales Gangbord
2 Rutschige/vereiste Oberflächen und sonstige Sturzgefahren
3 Aussetzen des Beibootes
4 Bootsübergänge
5 Radar – Strahlungsgefahren
6 Vibrationen und Lärm
7 Ergonomie
8 Schiffsbewegungen
9 Gefahrgut
10 Persönliche Schutzausrüstung
11 Erste Hilfe
12 Traumata und psychische Ängste
13 Monotonie und Unterforderung, Stress und Überforderung
14 Qualifikationen und Qualifizierung
15 Personalbemessung
16 Arbeitszeit
17 Demografie / Alternde Belegschaften
18 Führung und Beteiligung
Weitere Informationen und die Ergebnisse des Projekts „Sicherheits- und Gesundheitsschutzkonzepte für Polizeiboote auf See- und auf Binnenwasserstraßen“ sind über das RISP erhältlich:

Joachim Liesenfeld (RISP), Projektgruppe Arbeit – Bildung – Sozialer Wandel, Tel. 0203/280 99-14, Fax 0203 / 280 99-22, E-Mail: joachim.liesenfeld@uni-due.de

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Ulrike Bohnsack idw

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