Regenerative Medizin hat großes Potenzial in Deutschland

Die regenerative Medizin, die sich mit dem Ersatz von erkranktem Gewebe und der Unterstützung von gestörten Organfunktionen beschäftigt, verspricht vielen Patientinnen und Patienten Hilfe. Deutschland nimmt in der Regenerativen Medizin in Wissenschaft und Wirtschaft im internationalen Vergleich einen Platz an vorderster Front ein. Das belegt eine Studie, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) jetzt vorgelegt hat und die erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme über die wissenschaftliche und wirtschaftliche Situation beinhaltet.

Eine Analyse der Stärken und Schwächen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ergab, dass das Bundesforschungsministerium und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Investitionen in Höhe von insgesamt 230 Millionen Euro seit 1990 eine gute wissenschaftliche Grundlage geschaffen hat. Allerdings bestehen Hemmnisse bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in Produkte und Therapien. Die von der Unternehmensberatung Capgemini Deutschland erarbeitete Studie „Regenerationstechnologien für Medizin und Biologie – Beiträge für ein strategisches Förderkonzept“ sieht daher Handlungsbedarf insbesondere bei der Erstattungspraxis durch die Krankenkassen und den geltenden Zulassungsverfahren für medizinische Produkte sowie den Anforderungen an klinische Studien. Diese Rahmenbedingungen sind national und international sehr unterschiedlich und haben einen enormen Einfluss auf die Anwendung eines Produktes im Markt. Sie stellen für die mehr als 60 überwiegend kleinen und mittelständischen High-Tech-Unternehmen auf dem Gebiet der Regenerativen Medizin in Deutschland derzeit das größte Entwicklungshemmnis dar.

Die Untersuchung konzentriert sich auf medizinische Entwicklungen, bei denen in den nächsten fünf Jahren die Markt- oder Anwendungsreife zu erwarten ist. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Patientenzahlen wurden vier Felder mit exemplarischem Charakter für die Regenerative Medizin ausgewählt. Das unmittelbare Marktpotential bei Hautersatzprodukten für chronische Wunden, Zelltherapien zur Reparatur der Leber und der Reparatur von gelenknahen Knochendefekten schätzt die Studie in Deutschland jeweils auf zunächst rund 150 Millionen Euro pro Jahr. Einen größeren Markt mit mehr als eine Milliarde Euro Umsatz pro Jahr prognostizieren die Experten dem noch jungen Forschungsgebiet Herz in den Indikationen Myokardinfarkt und kongestives Herzversagen. Dazu gehören zum Beispiel Ersatzzellen zur Reparatur geschädigter Herzareale sowie gezüchtete Herzklappen. Steigende Patentanmeldungen sowie eine große Forschungsdynamik weisen noch über dieses kurzfristige Marktpotenzial hinaus, ohne dass jedoch eine seriöse Prognose des zu erwartenden Marktvolumens schon heute möglich wäre.

Um die Entwicklung neuer medizinischer Verfahren zu beschleunigen, empfiehlt die Studie unter anderem, bereits in Förderbekanntmachungen die Marktorientierung stärker zu berücksichtigen. Klinische und gesundheitsökonomische Studien zum Nachweis der Kosten-Nutzen-Effizienz sollen stärker gefördert werden, um den von den Kostenträgern geforderten Nachweis des Nutzens und der Wirtschaftlichkeit von Produkten der Regenerativen Medizin zu erfüllen. Außerdem sollen Experten aus der Forschung verstärkt mit Vertretern der Kostenträger und Zulassungsbehörden in Netzwerken zusammenkommen. Wichtiges Mittel sind laut Studie auch die geplante EU-Zulassung von Produkten der Regenerativen Medizin und eine EU weite Harmonisierung der Kriterien, für eine Kostenerstattung.

Die Studie bildet mit ihrer umfassenden Analyse eine solide Basis, die alle Beteiligten in die Lage versetzt, den Technologietransfer in diesem Forschungsfeld gezielt voranzubringen und im Sinne der Hightech-Strategie deutschen Wissenschaftlern und Unternehmen den Weg zu einem erfolgreichen Technologietransfer zu ebnen.

Eine Kurzfassung der Studie „Regenerationstechnologien für Medizin und Biologie – Beiträge für ein strategisches Förderkonzept“ finden Sie im Internet unter www.biotechnologie.de

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Silvia von Einsiedel idw

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