Lärm aktiviert Gehirn für besseres Sprachverständnis

Britische Wissenschaftler haben den Mechanismus entdeckt, mit dem das Gehirn auch bei lauten Hintergrundgeräuschen – etwa in Diskotheken oder in großen Menschenmengen – Sprache sinnvoll verarbeitet. Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“ berichten, arbeiten in solchen Situationen verschiedene Regionen des Gehirns zusammen und versuchen diejenigen Geräusche aus der Umgebung herauszufiltern, die in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden können. Auf Grundlage dieser Studie wollen die Wissenschaftler die Bedingungen für Menschen, die auf Cochlear Implantat (CI) – eine Art technischer Hörprothese – angewiesen sind, verbessern.

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler das Gehirn mit Hilfe der Magnetresonanztomografie. In normalen Situationen sind nur der rechte und linke Schläfenlappen an der Identifizierung von Geräuschen beteiligt. Wird die Hörleistung allerdings durch Hintergrundgeräusche reduziert, werden auch noch andere Gehirnregionen aktiviert, wie die Forscher nachweisen konnten. Eine dieser speziellen Bereiche ist der Gyrus angularis, wo Scheitel-, Schläfen und Hinterhautlappen aufeinander treffen. Der Gyrus angularis gehört zu den Assoziationsarealen in der Großhirnrinde.

„Wenn in einer lauten Umgebung die Geräusche in irgendeiner Form vorhersehbar sind, werden offensichtlich zusätzliche Bereiche des Gehirns aktiviert“, sagt Jonas Obleser vom Institute of Cognitive Neuroscience. „Wir glauben, dass das Gehirn die Sätze in einem Kurzzeitgedächtnis speichert. Dort werden so langer verschiedene Interpretationen durchgespielt, bis ein sinnvoller Zusammenhang entsteht.“

Die Wissenschaftler hoffen nun, dass ihre neuen Ergebnisse dazu beitragen, das Hörerlebnis für Menschen mit CI zu erleichtern. „Mit einem CI werden die Hörnerven von Patienten elektronische stimuliert“, sagt Carmen Kronewettleitner von MED-EL gegenüber pressetext. Es ersetzt damit die natürliche Reizübertragung der Sinneszellen. „Menschen mit CI können Sprache verstehen und aktiv mit anderen Menschen kommunizieren“, sagt die Expertin. In geräuschvoller Umgebung sei die Leistung der Geräte allerdings stark eingeschränkt. Die britischen Wissenschaftler wollten mit ihrer Studie die Erfahrungen von Menschen mit CI simulieren.

Media Contact

Christoph Marty pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer