Grippewelle wird zum Risikofaktor für Unternehmen

Der Grund: Die knapp bemessene Mitarbeiterzahl bei gleichzeitig anziehender Konjunktur macht die Unternehmen für krankheitsbedingte Ausfälle anfällig. Trotz niedriger Krankenstände gibt daher fast jede zweite Fach- und Führungskraft an, dass ihr Unternehmen wegen erkrankter Mitarbeiter bereits Aufträge verloren hat. Rund 90 Prozent der Befragten sahen sich gezwungen, Fertigungstermine zu verschieben. Das ist das Ergebnis der Studie „Rationalisierungsrisiken“ des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) in Hamburg und handelsblatt.com.

Insbesondere die Produktion ist von krankheitsbedingten Arbeitsausfällen betroffen. 57,5 Prozent der Topmanager schätzen, dass wenn ein Großteil der Belegschaft an den Folgen einer Grippe erkrankt, die Warenherstellung erheblich gefährdet ist oder zum Erliegen kommt. 44,1 Prozent der Betriebe sehen die Kundenbetreuung betroffen, gefolgt vom Vertrieb mit 43,9 Prozent. Für robuster halten die Firmenchefs dagegen ihre Forschungsbereiche (18,9 Prozent) und den Einkauf (9,4 Prozent).

Die Folgen für den Geschäftsverlauf sind gravierend: In Industrie und Handwerk verzeichneten bereits 58 Prozent der befragten Betriebe krankheitsbedingte Auftragsverluste. Im Dienstleistungssektor mussten gut 42,1 Prozent der Befragten entsprechende Auftragseinbußen hinnehmen.

Als Ursache für die kritische Lage führen die Unternehmen vor allem Rationalisierungseffekte an. 47,5 Prozent der Entscheider bestätigen, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten Arbeitsplätze abgebaut haben. Davon waren besonders Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitern betroffen. Ganz oben auf der Liste steht das produzierende Gewerbe. 60 Prozent der befragten Fach- und Führungskräfte aus Industrie und Handwerk strichen in den letzten zwölf Monaten Stellen, die nicht wieder neu besetzt wurden.

Die volkswirtschaftlichen Schäden wären erheblich. Für Gesamtdeutschland rechnet das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) bei einer weitgehenden Grippewelle mit wirtschaftlichen Schäden in Höhe von bis zu 75 Milliarden Euro. Das entspricht etwa zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes. Hinzu kommen Kosten im Gesundheitssystem und Arbeitsausfälle. Experten gehen bei einer Pandemie sogar von bis zu 600.000 Krankenhauseinweisungen aus.

Eine Erkrankung von aktiven Mitarbeitern wird damit zum erheblichen Risiko für Unternehmen. Infektionskrankheiten, wie jüngst das Magen-Darm Norovirus oder die angekündigte Grippewelle sorgen für Schlagzeilen. International wird vor allem das Vogelgrippevirus H5N1 in Asien als Bedrohung wahrgenommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt bereits seit Jahren vor den Folgen einer durch das gefährliche Vogelgrippevirus ausgelösten Pandemie.

In den ersten sechs Monaten nach Ausbruch einer weitgehenden Grippewelle steht den Betroffenen kein geeigneter Impfstoff zur Verfügung. Der Grund dafür ist, dass das Antigen erst nach Ausbruch der Grippewelle entwickelt werden kann. Denn Pandemien gehen immer auf das Konto einer veränderten Variante des Virus, so dass ein Gegenmittel nicht auf Verdacht hergestellt werden kann. Doch selbst wenn dies glückt, ist damit wenig gewonnen. Denn der Impfstoff kann nicht über Nacht für alle Bedürftigen hergestellt werden, da es an Produktionskapazitäten fehlt. Bis ein Impfstoff da ist, befindet sich die Pandemie bereits auf ihrem Höhepunkt. In der Übergangszeit sind daher antivirale Medikamente die einzig effektiven Maßnahmen zur Abwehr. Der nationale Notfallplan des Robert-Koch-Instituts sieht daher den Einsatz von Anti-Grippe-Mitteln vor.

Viele Unternehmen in Deutschland sind auf eine Pandemie nur unzureichend vorbereitet. Fast die Hälfte der Betriebe verfügt derzeit über keinen Notfallplan, der beim Ausbruch einer weit reichenden Grippewelle die Betriebsabläufe gewährleistet. Die Nachlässigkeit macht dabei auch vor den Chef-Etagen der renommierten DAX-Unternehmen nicht halt. So sind beispielsweise zwölf der dreißig Großkonzerne im deutschen Aktienindex weder auf eine Pandemie vorbereitet noch arbeiten sie an entsprechenden Notfallplänen. Die Sorglosigkeit ist auch unter Unternehmen mit internationaler Ausrichtung verbreitet. Weniger als die Hälfte der Befragten, deren Mitarbeiter geschäftlich häufig nach Übersee reisen, verfügen über eine Sicherheitsstrategie. Nur etwas mehr als jeder Vierte gibt an, dass er antivirale Medikamente für seine Mitarbeiter bevorratet. Ebenso viele verfolgen nur die simple Strategie, Reisen ins Ausland streichen.

Hintergrundinformationen:

Diese Presseinformation basiert auf einer Online-Umfrage, die vom Institut für Management- und Wirtschaftsforschung in Kooperation mit handelsblatt.com durchgeführt wurde. Von Dezember 2006 bis Januar 2007 wurden insgesamt 314 Fach- und Führungskräfte aus allen Branchen befragt.

IMWF – Institut für Management- und Wirtschaftsforschung

Das IMWF wurde aus der Erfahrung heraus gegründet, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Ausarbeitungen und Marktanalysen für Entscheider in der Wirtschaft oftmals nicht die hinreichende Praxisnähe und Relevanz haben. In Folge dessen bleibt die Unterstützung wissenschaftlicher Institutionen durch Unternehmen oftmals hinter den Erwartungen der Lehrstühle zurück. Vor diesem Hintergrund versteht sich das IMWF als Plattform, auf der Kontakte zwischen Wissenschaft und an fundierter Aufarbeitung relevanter Management- und Wirtschaftsthemen interessierter Unternehmen geknüpft werden.

Dieses Netzwerk wird wesentlich durch Wilhelm Alms aufgebaut. Er hat als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Mummert Consulting vielfältige Erfahrungen mit der Umsetzbarkeit von Forschungsergebnissen in der Managementpraxis gesammelt und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Brückenschläge zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu initiieren.

Media Contact

Roland Heintze presseportal

Weitere Informationen:

http://www.imwf.de

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