Gehirnzellen regenerieren sich auch bei Erwachsenen

Das Vorhandensein von neu entstandenen Zellen in einer Gehirnregion, die für die Verarbeitung von Gerüchen verantwortlich ist, haben Wissenschafter der Sahlgrenska akademin bei Menschen mittleren Alters und bei Senioren nachgewiesen. Die Ergebnisse der in Science veröffentlichten Studie liefern einen weiteren Hinweis darauf, dass die Regeneration von Gehirnzellen auch bei Erwachsenen stattfindet. Frühere Studien haben die so genannte Neurogenese auch bei zahlreichen anderen Arten nachgewiesen. 1998 wurde diese Regeneration erstmals im Hippokampus des Menschen nachgewiesen.

Das Team um Peter Eriksson untersuchte, ob die Neurogenese auch in anderen Regionen des erwachsenen Gehirns stattfindet. Sie konzentrierten sich dabei auf die Gehirne von Krebspatienten, die Injektionen mit Bromodeoxyuridin (BrdU) erhalten hatten. Die chemische Markierung von BrdU wird in die DNA von neuen Zellen aufgenommen, die sich kurz nach der Injektion bildeten. Bei der Untersuchung der durch den Krebs geschädigten Gehirne zeigte sich, dass sich BrdU-positive Zellen im so genannten Riechkolben gebildet hatten. Dieser Bereich des Gehirns ist für die Verarbeitung von Gerüchen zuständig. Da die Patienten zwischen 38 und 70 Jahre alt waren, bewiesen die Ergebnisse, dass die Neurogenese in dieser Gehirnregion auch bei Erwachsenen stattfindet.

Experten gehen laut New Scientist davon aus, dass das Entstehen neuer Neuronen im Riechkolben auch im fortgeschrittenen Alter helfen kann, neue Gerüche zu erkennen und sich an diese zu erinnern. Eriksson geht davon aus, dass der Mensch mehr auf seinen Geruchssinn vertraut als bisher angenommen. Die Kennzeichnung mit BrdU ermöglichte den Wissenschaftern auch in den Ventrikeln ein Reservoir von Stammzellen im Gehirn zu identifizieren, die sich zu Neuronen entwickeln. Bei der Untersuchung von Gehirnproben fanden die Forscher in jeder Gehirnhälfte einen Kanal, der die Ventrikel mit der für den Geruchssinn zuständigen Region verbindet. Dieser Kanal hat einen Durchmesser von rund 1,5 Millimetern und eine Länge von 35 Millimetern. Laut Eriksson war das Team sehr erstaunt, dass diese anatomische Struktur bisher noch nicht entdeckt worden war. Neue Gehirnzellen wandern über diesen Kanal in den Riechkolben. Laut Sebastian Brandner vom University College London sind vergleichbare Strukturen bei Nagetieren bereits bekannt.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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