Sprachförderung – Der Blick über den Tellerrand

Am Freitag, 26. Januar 2007 werden in der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin, Köpenicker Allee 39-57, 10318 Berlin, die Ergebnisse einer Studie zur Sprachförderung für mehrsprachige Kinder in der Schuleingangsphase vorgestellt. Thema des von 2004 – 2006 durchgeführten, von der EU-Kommission finanzierten Comenius Projekts Teacher Education for the Support of Second Language Acquisition (TESSLA) ist die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern zur Förderung des Zweitsprachenerwerbs in Kindergärten und Grundschulen.

Das Projekt ist durch die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung an die Leibniz Universität Hannover angebunden. Weitere Informationen finden sich auf der Website www.tessla.org.

Zwei Jahre erarbeiteten Entwicklungspsychologinnen und -psychologen, Erziehungs- und Sprachwissenschaftler und – wissenschaftlerinnen aus sechs Ländern Methoden für die pädagogische Praxis. Alle Beteiligten sind sich darin einig, dass mehrsprachige Kinder, die in ihrer Erst- oder Familiensprache gefördert werden, ein positives Bewusstsein ihrer Herkunftskultur bewahren und darüber hinaus auch kognitiv und psychisch beim Erlernen einer Zweitsprache unterstützt werden.

Prof. Inci Dirim von der Leibniz Universität vertritt die Meinung, dass sprachliche Defizite in Deutsch bei Kindern mit Migrationshintergrund nicht durch eine Dominanz der Herkunftssprachen verstärkt werden, sondern durch ein Lernumfeld, in dem die Besonderheiten des bilingualen Spracherwerbs nicht berücksichtigt werden. Meist sehen Lehrkräfte in der alltagssprachlichen Vermischung zweier Sprachen einen Mangel an verbaler Koordinationsfähigkeit. Laut Untersuchungen bei Schulkindern in Hamburg kann jedoch das Springen zwischen zwei Sprachen meist auf die Dialogsituation zurückgeführt werden, wie beispielsweise auf Themenwechsel oder auf die Wahl eines adäquaten Begriffs.

Eine weitere Basiskompetenz von Lehrkräften, die mit mehrsprachigen Kindern arbeiten, umfasst die Sprachdiagnostik. Prof. Monika Willenbring (KHSBerlin) und Dr. Birgit Lütje-Klose (Leibniz Universität) adaptierten den Individuellen Entwicklungsplan nach Eggert für den Bereich Sprache. Sprache wird hier nicht isoliert als verbales Ausdrucksvermögen betrachtet, sondern im Zusammenhang der gesamten physischen und psychischen Entwicklung des Kindes.

Die deutschen Wissenschaftlerinnen im Projekt TESSLA arbeiteten eng mit Expertinnen und Experten für Elementarpädagogik von der Marmara Universität Istanbul und der Universität Çanakkale zusammen. Unter der Leitung von Prof. Ayla Oktay und Prof. Alev Önder konnte in Istanbul das Modul Sprachförderung in der Lehrerausbildung etabliert werden. In der Türkei haben Projektpartner einen maßgeblichen bildungspolitischen Wirkungskreis erzielt. Auf Initiative von Professor Oktay, Mitglied der Ministerialkommission für frühkindliche Erziehung in der Türkei, wurde das Thema interkulturelle Pädagogik in den Bildungsplan für türkische Kindergärten aufgenommen.

Auf der Konferenz in Berlin besteht auch die Möglichkeit, didaktische Ansätze der Projektpartner aus Frankreich, Schottland, Deutschland und der Türkei näher kennen zu lernen.

Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Susanne Hermeling, M.A., von der Zentralen Einrichtung für Weiterbildung Telefon +49. 511.762-19797 oder per E-Mail unter Susanne.hermeling@zew.uni-hannover.de gern zur Verfügung.

Media Contact

Dr. Stefanie Beier Leibniz Universität Hannover

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

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