KPMG-WZL-Studie: Standortübergreifendes F&E-Management gewinnt an Bedeutung

Das hat eine gemeinsame Studie von KPMG und dem Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen ergeben, für die 40 in Deutschland ansässige Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 Mio. und 5,2 Mrd. Euro befragt wurden. Jedes zweite Unternehmen gab an, die Zahl seiner F&E-Standorte in den kommenden fünf Jahren erhöhen zu wollen. Die Bedeutung Deutschlands als F&E-Standort, gemessen an der Verteilung des F&E-Budgets, wird für die Befragten in den nächsten fünf Jahren aber tendenziell abnehmen.

Besonders Osteuropa und Asien, insbesondere China, schreiben die Unternehmen in Zukunft eine wichtigere Rolle zu. Als Hauptgründe werden dafür in der Automobilbranche die Kosten genannt, im Maschinen- und Anlagenbau die Marktnähe. „Ein effizientes und standortübergreifendes Management von Forschung und Entwicklung (F&E) entwickelt sich zum entscheidenden Erfolgsfaktor“, verdeutlicht Professor Günther Schuh, Direktor am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen die zukünftige Herausforderung.

Wie die Umfrage ergab, besitzen Westeuropa und insbesondere Deutschland eine starke Bedeutung für die Forschung und Entwicklung der befragten Unternehmen. Im Maschinenbau werden 90 Prozent des F&E-Budgets in Deutschland ausgegeben, was auf die überwiegend mittelständische Struktur der Unternehmen zurück zu führen ist. Die Automobilindustrie ist mit 73 Prozent Budgetanteil für Deutschland stärker international ausgerichtet. Über den Aufbau von ausländischen Produktionsstätten hinaus wird auch das Offshoring von F&E-Leistungen immer häufiger thematisiert. Die Studie wird durch Case Studies ergänzt, die die Notwendigkeit der Unternehmen verdeutlicht, neue Modelle des Managements von F&E Standorten einzuführen. Dies reicht von unternehmensübergreifenden Kooperationsformen und Clusterbildungen bis hin zu global integrierten Unternehmen.

Professor Günther Schuh: „Um die Qualität des Endprodukts im Entwicklungsverbund sicherzustellen, werden erfahrene Entwickler aus der Zentrale beteiligt, mit engem Kontakt zu Kunden und Produktionsexperten. Eine Verschiebung des Kompetenzprofils einheimischer Entwickler hin zur System- und Integrationskompetenz ist entsprechend zu beobachten“. Dieter Becker, Partner und Leiter Industrial Markets Advisory bei KPMG: „Die Studie hat ergeben, dass vor allem die zunehmende Zerfaserung der Wertschöpfungskette eine systematische Vorgehensweise für das Standortmanagement von F&E erfordert.“

Standort-Benchmarking noch nicht selbstverständlich

Bei der Auswahl eines Entwicklungsstandorts ist für jedes vierte Unternehmen die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter entscheidend. Auch der Aufbau von Know-how und die Einbindung in das F&E-Netzwerk spielen für viele Befragten eine wichtige Rolle. Die Einordnung eines Standorts und seiner Leistung kann nur erfolgen, wenn Ergebnisse vorliegen, die sich mit denen anderer Standorte vergleichen lassen. Benchmarkings dienen also der Erfolgsmessung eines Standorts und unterstützen die Transparenz über Kosten. Doch regelmäßige Benchmarkings erfolgen lediglich bei knapp 40 Prozent der Unternehmen.

Oft keine Abbruchkriterien definiert

Etwa ein Drittel der befragten Unternehmen gab an, mit der bisherigen F&E-Verlagerung unzufrieden zu sein. Die übrigen sind zwar mit ihrer bisherigen Verlagerungsentscheidung zufrieden, bei der Umsetzung begegneten jedoch auch diese Unternehmen zahlreichen Herausforderungen und zum Teil sogar erheblichen Problemen. Doch knapp die Hälfte der befragten Unternehmen definiert im Vorfeld einer F&E-Verlagerung keine Abbruchkriterien. Ein Drittel entscheidet projektspezifisch, und lediglich 20 Prozent der Befragten machen sich Gedanken über mögliche Ausstiegsszenarien. Dieter Becker: „Die größte Herausforderung der F&E-Verlagerung liegt, neben kulturellen, sprachlichen und fachlichen Problemen im Management des daraus resultierenden global verteilten Entwicklungsprozesses. Eine systematische Vorgehensweise für das Standortmanagement, kontinuierlicher Wissensaustausch und einheitlich standortübergreifende Entwicklungsprozessstandards führen zu signifikanten Verbesserungen der F&E Performance.“

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Marita Reuter presseportal

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