Heimwerker legen Wert auf Sicherheit und gute Beratung

250.000 Unfälle im Heimwerkerbereich gefährden nicht nur die Bastler, sie bedeuten auch einen spürbaren volkswirtschaftlichen Schaden.

„Das ist mit einem Pflaster nicht getan, diese Unfallopfer fallen bis zu fünf Tagen in ihrem Betrieb aus.“ So beschreibt Prof. Dr. Christian Averkamp vom Betriebswirtschaftlichen Institut Gummersbach (BIG) der Fachhochschule Köln die Situation. Die Unfallzahlen waren Anlass für die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), eine Studie zum Sicherheits- und Umweltbewusstsein bei Heimwerkermaschinen in Auftrag zu geben. Prof. Averkamp und seine Mitarbeiterin Dipl.-Ing. Amina Hadzeric ließen Studierenden-Gruppen bundesweit Interviews durchführen. Rund 900 Befragungen gab es vor Baumärkten, in Fußgängerzonen und in Einkaufspassagen, 250 weitere Rückmeldungen kamen per Internet (über www.heimwerkeruntersuchung.de).

Die Studie bestätigte viele Vermutungen: Für rund 60 Prozent der Käufer von Heimwerkergeräten spielen die Faktoren „Sicherheit, Ergonomie und Umweltverträglichkeit“ eine wichtige Rolle, nur 13 Prozent halten dies für unwichtig. Während junge Käufer nach dem Motto „Geiz ist geil“ schon mal spontan zum Billigprodukt greifen, legen z. B. 80 Prozent der über 60jährigen Wert auf Sicherheit und gute Handhabung. Frauen sind sicherheitsbewusster beim Kauf als Männer, für sie ist auch die persönliche Beratung wichtiger.

Überrascht war der Arbeitswissenschaftler Prof. Averkamp über den hohen Stellenwert der Kaufberatung im Geschäft: Auch in den Zeiten des Internets legen rund die Hälfte der Befragten Wert auf das persönliche Beratungsgespräch im Geschäft, nur 20 Prozent orientieren sich an Testberichten. Unerwartet war auch das Ergebnis, dass knapp die Hälfte der Befragten das CE-Kennzeichen nicht kannte. Es zeigt, dass das jeweilige Produkt den EU-Richtlinien zu Sicherheit und Umweltverträglichkeit entspricht. Sogar unter den Profi-Handwerkern wissen nur 40 Prozent mit dem „CE“ etwas anzufangen. Dagegen haben es unabhängige Prüf- und Zertifierungsstellen geschafft, das „GS“-Kennzeichen („geprüfte Sicherheit“) weithin bekannt zu machen: 83 aller Befragten kennen die Bedeutung dieses Prüfsiegels.

„Natürlich“, so bestätigt Prof. Averkamp, „sind die Geräte, die man aus dem Ladenregal kauft, grundsätzlich sicher.“ Bei den Billigangeboten (z. B. einer Bohrmaschine für 13 Euro) können Funktionalität und Ergonomie aber eingeschränkt sein. „Schnelleres Ermüden beim Gebrauch dieser Geräte oder nachlassende Konzentration durch zu großen Lärm können zu Unfällen führen.“

Auf der Grundlage der vorliegenden Ergebnisse wird Prof. Averkamp gemeinsam mit seiner Kollegin Prof. Dr. Marion Halfmann in den nächsten Monaten ein Marketingkonzept erstellen, damit Kunden den Aspekt „Sicherheit, Ergonomie und Umweltverträglichkeit“ zukünftig stärker in die Kaufentscheidung einbeziehen. Da gerade ältere Verbraucher beim Kauf von Heimwerkergeräten besonders auf den Sicherheitsaspekt achten, sollte diese Produkteigenschaft stärker in die Kundenberatung und die Werbe-Aussagen einfließen. Gerade vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung wird man der älteren Käufergruppe mehr Beachtung schenken müssen. Außerdem soll eine Aufklärungskampagne konzipiert werden, um über die Bedeutung von Prüfkennzeichen zu informieren. Das Interesse an der Studie ist groß: Schon in den letzten Wochen ließen sich die Unternehmen Praktiker und OBI die Ergebnisse der Befragung übermitteln.

Weitere Informationen:
Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften
Betriebswirtschaftliches Institut Gummersbach (BIG)
Prof. Dr. Christian Averkamp
Tel: (02261) 8196 365
Fax: (02261) 8196 15
E-Mail: averkamp@gm.fh-koeln.de

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Petra Schmidt-Bentum idw

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