Therapie bei Typ-2-Diabetes oft mangelhaft: Schlechte Blutzuckereinstellung trotz Insulin

Wenn Diät und Tabletten den Blutzucker nicht mehr ausreichend senken, spritzen viele Typ-2-Diabetiker zusätzlich Insulin. In Deutschland erhält jeder Fünfte diese Kombinationstherapie. Im Prinzip ist dies eine ideale Mischung: Die Tabletten stärken die körpereigenen Insuline, und was fehlt, wird über die Spritzen ergänzt. Dr. Petra Ott, Dresden, und weitere Wissenschaftler ermittelten in der „Diabetes in Germany (DIG)-Studie“ jedoch, dass Patienten mit der Kombinationstherapie die schlechtesten Blutzuckerlangzeitwerte haben.

Die DIG-Studie ist eine repräsentative Stichprobe von 4020 Diabetikern. Sie untersucht, wie Diabetes-Patienten in Deutschland versorgt werden und welche Therapieformen am günstigen für die Blutzuckerwerte sind. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die generell gute Versorgung der Patienten durch einen frühen Beginn der Insulintherapie verbessert werden könnte.

Dr. Petra Ott und ihre Kollegen führen die schlechten Ergebnisse der Kombinationstherapie darauf zurück, dass Ärzte den Beginn hinauszögern oder zu einer einmaligen Insulin-Injektion am Abend raten. Diese „Bedtime-Therapie“ erzielt zwar, wenn sie mit Langzeit-Insulinen durchgeführt wird, eine über den gesamten Tag andauernde gleich bleibende Wirkung. Das eigentliche Problem, die kurzen, aber hohen Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten, blieben jedoch bestehen, so Dr. Ott. Eine Intensivierte Konservative Insulintherapie (ICT) würde dies vermeiden. Sie setzt allerdings voraus, dass die Patienten vor jeder Mahlzeit ihren Blutzucker messen und lernen den Bedarf abzuschätzen. Vielen Typ-2-Diabetikern ist das zu kompliziert. Für sie gibt es eine vereinfachte Form, die mahlzeitenbezogene Insulintherapie. Dabei spritzen die Diabetiker nach festen Regeln vor den Mahlzeiten ein kurzwirkendes Kunstinsulin. Doch auch diese abgeschwächte Variante zur ICT wird zu selten eingesetzt.

Die Expertin sieht vor allem bei jüngeren Diabetikern Handlungsbedarf. Bei ihnen waren die Werte trotz Kombinationstherapie am schlechtesten. Dabei ist eine gute Blutzuckereinstellung bei jüngeren Patienten besonders wichtig. Sie sind wegen der langen Lebenserwartung am stärksten von den Spätfolgen des Diabetes betroffen.

Quelle:
Pressemitteilung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)
Studie:
P. Ott, I. Benke, C. Köhler, M. Hanefeld:
Praxis der Insulintherapie bei Typ 2 Diabetikern im Rahmen der DIG (Diabetes in Germany) Studie. Diabetologie 2006; 1: 366-373
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DDG
Beate Schweizer
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931 295, Fax: 0711 8931 167
Schweizer@medizinkommunikation.org

Media Contact

idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer