BtL-Realisierungsstudie: Neue Biokraftstoffe haben großes Potenzial

Demnach wäre in Deutschland ausreichend Biomasse für die großtechnische BtL-Produktion vorhanden, um 20 Prozent des heutigen Kraftstoffverbrauchs zu decken. Bis zum Jahr 2030 liege das technische Potenzial sogar bei bis zu 35 Prozent, dabei sei allerdings die zu erwartende Konkurrenz bei der Nutzung der Biomasse mit den Bereichen Strom, Wärme und Chemie nicht berücksichtigt. Die Kosten für die Produktion von einem Liter BtL-Kraftstoff lassen sich laut Studie auf unter 80 Cent senken, wenn die vorhandenen Optimierungspotenziale ausgeschöpft werden.

Der heutige Stand der Technologie erlaubt die Realisierung erster großtechnischer Anlagen zur BtL-Produktion, die für die Wahrung und den Ausbau der technologischen Spitzenposition Deutschlands auf diesem Gebiet von entscheidender Bedeutung sein wird. Parallel sorgen weitere Forschung, Entwicklung und Demonstration für die Umsetzung identifizierter Optimierungspotenziale und die Minderung der verbleibenden Risiken, so das Fazit der Studie.

„Biokraftstoffe sind bisher und auf absehbare Zeit die einzige erneuerbare Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Sie können einen wichtigen Beitrag für Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wertschöpfung im ländlichen Raum leisten“, erläuterte Clemens Neumann, Leiter der Abteilung Grundsatzangelegenheiten und Nachwachsende Rohstoffe im Bundeslandwirtschaftsministerium. Daher habe sich die Bundesregierung mit den Regelungen des Biokraftstoffquoten-Gesetzes das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2015 einen Biokraftstoffanteil von acht Prozent am gesamten Kraftstoffabsatz zu erreichen. Dabei würden die Biokraftstoffe der zweiten Generation, wie etwa BtL, zunehmend in den Vordergrund rücken. Diese könnten in Zukunft einen wesentlichen Teil des deutschen Kraftstoffbedarfs decken – und das vor allem mit Rohstoffen aus nachhaltig produzierenden einheimischen Land- und Forstwirtschaftsbetrieben.

„BtL erweist sich als eine der aussichtsreichsten Technologien zum Einsatz erneuerbarer Energien im Kraftstoffbereich“, betonte Dr. Thomas Schlick, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Dank ihres großen Potenzials zur CO2-Einsparung und Effizienzsteigerung können BtL-Kraftstoffe entscheidend dazu beitragen, die Klimabilanz des Verkehrs deutlich weiter zu verbessern.“ Aufgrund der Tatsache, dass BtL-Kraftstoffe vollständige Kompatibilität mit heutigen und künftigen Motorengenerationen aufweisen, könnten sie ohne technische Anpassungen in herkömmlichen Motoren zum Einsatz kommen – und das sofort, betonte Schlick. Deshalb unterstützten Automobilhersteller seit Jahren die Entwicklung und Produktion von BtL-Kraftstoffen. „Die Ergebnisse der heute vorgestellten Studie zeigen, dass die deutsche Automobilindustrie mit ihrem BtL-Engagement auf das richtige Pferd gesetzt hat“, so der VDA-Geschäftsführer.

Mit der Studie seien die Grundlagen für die Realisierung einer großtechnischen BtL-Produktion in Deutschland erarbeitet worden, erläuterte Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena. Ausgegangen wurde von einer Anlage, die rund eine Million Tonnen Biomasse pro Jahr verarbeitet. Potenzielle Investoren könnten anhand der Studie die Chancen und Risiken der großtechnischen BtL-Produktion besser einschätzen. Der Politik würden wichtige Anhaltspunkte über den weiteren Förderbedarf und die Schaffung geeigneter gesetzlicher und fiskalischer Rahmenbedingungen gegeben. „Die bis 2015 beschlossene Steuerbegünstigung des BtL-Kraftstoffs ist von zentraler Bedeutung, aus heutiger Sicht jedoch nicht ausreichend. Eine zeitlich befristete weitere Förderung über 2015 hinaus ist daher geboten“, betonte Kohler.

In der Studie wurden exemplarisch Biomassebeschaffungskonzepte für die Standorte Gelsenkirchen, Heilbronn, Leuna, Ludwigshafen, Wismar geprüft. Die Standorte unterscheiden sich sowohl im Biomasseumfeld (landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich) als auch in der Infrastruktur (Binnenland, Flusshafen, Seehafen). Alle Fünf erfüllen die grundsätzlichen Anforderungen – das heißt insbesondere, dass ausreichend Biomasse im Umland verfügbar ist oder günstig angeliefert werden kann. Erhebliche Synergieeffekte lassen sich durch die Integration der BtL-Produktion in bestehende Raffinerie- und Chemiewerke erzielen.

Von fünf untersuchten BtL-Technologievarianten erwiesen sich alle als grundsätzlich geeignet. „Mit Blick auf möglichst nachhaltige Produktionsverfahren sind weitere Anstrengungen in eine technologieoffene Forschung und Entwicklung erforderlich“, bekräftigte Dr. Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV). Optimierungspotenziale gebe es vor allem beim Wirkungsgrad der Kraftstoffsynthese. Auch die Zahl der Stunden, in denen die Anlagen dienstbereit zur Verfügung stehen, könne noch erhöht werden. „Voraussetzung für eine Realisierung ist ein robuster Business Case“, so Picard.

Anders als bei herkömmlichem Biodiesel können bei der BtL-Technologie verschiedene pflanzliche Rohstoffe vollständig verwertet werden, von Holz- und Bioabfällen bis hin zu eigens für die Kraftstofferzeugung angebauten Energiepflanzen. In Pilotanlangen wurden bisher verschiedene Herstellungsverfahren getestet. Dabei wird die Biomasse erst in ein Synthesegas umgewandelt. Dieses Gas wird gereinigt und im anschließenden Syntheseschritt zu flüssigem Kraftstoff verarbeitet. Pro Hektar lassen sich so bis zu 4000 Liter BtL-Kraftstoff gewinnen.

Eine Zusammenfassung der BtL-Realisierungsstudie steht im Internet unter: www.dena.de

Auftraggeber und Finanziers der BtL-Realisierungsstudie sind: Verband der Automobilindustrie (VDA), BASF AG, Deutsche BP AG, TOTAL Deutschland GmbH, Lurgi AG, Choren Industries GmbH. Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) unterstützte das Projekt mit Mitteln der Bundesministerien für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) sowie für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Die verschiedenen Studienteile wurden von unabhängigen Fachinstituten und Unternehmen erstellt (Ludwig Bölkow Systemtechnik GmbH, Fichtner GmbH & Co. KG, Rödl & Partner GbR, NORD/LB). Die dena leitete und koordinierte das Projekt.

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Dr. Philipp Prein presseportal

Weitere Informationen:

http://www.dena.de

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