Erste bundesweite Studie zu naturwissenschaftlichen Vorkenntnissen der Studienanfänger in Humanmedizin

„Wir wollen mehr über den Zusammenhang zwischen vorhandenen naturwissenschaftlichen Kompetenzen von Studienanfängern und ihrem weiteren Abschneiden im Medizinstudium erfahren“, umschreibt Prof. Dr. Johannes Schulze vom Fachbereich Medizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main das Kernanliegen seines jüngsten wissenschaftlichen Projekts. Denn viele Abiturienten verfügen zwar über sehr gute Noten, aber nicht unbedingt in den für ein Medizinstudium wichtigen naturwissenschaftlichen Fächern.

Eine genaue Antwort zu dieser Frage liefert eine von Professor Schulze im Wintersemester 2003/2004 initiierte und bundesweit einzigartige Studie, die jetzt online erreichbar ist unter www.egms.de/de/journals/zma/index.shtml und in der die summarischen Ergebnisse zusammengefasst sind.* Sie erfasst die aktiv nutzbaren naturwissenschaftlichen Vorkenntnisse der Studienanfänger der Humanmedizin.

Hierzu wurden etwa 3000 Studierende des ersten vorklinischen Semesters an 14 deutschen Universitäten in den ersten Wochen des Studiums gebeten, eine Kurzklausur mit 40 offen zu beantwortenden Fragen zur Biologie, Chemie, Mathematik und Physik zu beantworten. Alle Fragen bezogen sich auf Wissensstoff der Oberstufe, zum Teil auch der Mittelstufe, und entsprachen maximal einem Grundkurs-Wissen. Auf die Erfassung der Vorkenntnisse in anderen relevanten Fächern wie Deutsch oder Englisch wurde bewusst verzichtet, da eine quantitative Erfassung dieser Fähigkeiten als schwieriger erschien.

„Die Ergebnisse belegen, dass Medizinstudienanfänger nur über ein begrenztes naturwissenschaftliches Vorwissen verfügen. Auch wenn wenige Teilnehmer hervorragende Vorkenntnisse mitbringen, wurden von den 40 Fragen im Mittel weniger als die Hälfte richtig beantwortet“, berichtet Prof. Schulze. Dies betreffe vor allem Fragen zur Physik und Chemie mit im Mittel weniger als 25 Prozent richtigen Antworten, während in Biologie etwa 50 Prozent richtige Antworten erreicht worden seien. Keine Unterschiede hätten sich dabei zwischen Abiturienten aus unterschiedlichen Bundesländern ergeben.

Nach Ansicht des Medizinprofessors belegen die Ergebnisse dieser Studie zum ersten Mal, welche Kenntnisse bei der Mehrheit der Studienanfänger vorausgesetzt werden können. Dies sei wichtig, um sowohl den Dozenten als auch den Studierenden eine Orientierung zu geben, welches Vorwissen vorausgesetzt wird (und gegebenenfalls von den Studierenden noch selbstständig erarbeitet werden muss). Andererseits belegen die Ergebnisse auch, in welchem Umfang die in den Lehrplänen der Gymnasien vorgegebenen Lernziele zum Abitur auch erreicht werden.

Die Daten dienen als Grundlage für eine prospektive Studie zum Zusammenhang zwischen dem Abiturwissen und dem Studienerfolg. Erst danach lässt sich sagen, welche Relevanz die in dieser Studie erfassten Wissensbereiche für das vorklinische, beziehungsweise klinische Studium haben.

* Dülmen, M., Koliussis, C., Ludwig R., Schulze, J., Naturwissenschaftliche Vorkenntnisse deutscher Studienanfänger in der Humanmedizin, in: GMS Z Med Ausbild 2006; 23(4):Doc64 (20061115)

Für weitere Informationen:

Prof. Dr. Johannes Schulze
Dekanat des Fachbereichs Medizin
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M.
Fon (0 69) 63 01 – 56 81
Fax (0 69) 63 01 – 59 22
E-Mail J.Schulze@em.uni-frankfurt.de
Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/ Main
Fon (0 69) 63 01 – 77 64
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