Singen die Berliner noch?

Wozu sollten Großstädter selbst singen, wenn MP3-Player und andere omnipräsente Musikberieselungen das für ihn übernehmen können? In der Literatur findet man viele Hinweise darauf, dass Singen als allgemeine Kulturtätigkeit spürbar abnimmt. Chöre überaltern und werden geschlossen, Singen als geselliger Zeitvertreib ist uncool, und moderne Küchen eignen sich nicht als Aufführungsort für selbst vergessene Schauergesänge. Singen bald nur noch Profis?

Eine Antwort auf die Frage gibt das Projekt „Singen in Berlin“. Das Projekt präsentiert sich während der diesjährigen Tenso Days Berlin 2006 und gehört zum Raum des Wissens, den Studierende der Musikwissenschaft der TU Berlin gestaltet haben.

Zeit: 3. – 5. November 2006, der Raum des Wissens ist geöffnet von 9.30 Uhr bis 22.00 Uhr

Ort: Radialsystem V, Holzmarktstraße 33, 10243 Berlin

Unter Leitung der Musikwissenschaftlerin Priv. Doz. Dr. Martha Brech sind die Studierenden der Frage von zwei Seiten her nachgegangen. So wurden in einer Untersuchung 184 Mitglieder und Leiter von sieben sehr unterschiedlichen Laienchören zu ihrer Motivation zum Singen, ihrer musikalischen Ausbildung und Sängerlaufbahn, dem Repertoire, den Aufführungen und dem sozialen Chorleben in einem Fragebogen und teilweise ausführlichen Interviews befragt. In einer zweiten Untersuchung wurden 101 Passanten in einer Einkaufszone um Auskünfte zu ihrem individuellen Gesangsverhalten gebeten.

Die Ergebnisse sind nicht nur erstaunlich, sie widersprechen teilweise auch den allgemeinen Einschätzungen: Tatsächlich praktizieren die meisten Menschen irgendeine Form des Singens, heute jedoch versteckter und absichtlich für andere schlechter hörbar als zu früheren Zeiten. Zudem zeichnen sich altersspezifische neue Gesangsformen (wie Karaoke und Fußballgesänge) ab.

Dies mag ein Grund sein, warum in der Choruntersuchung ein relativ hohes Durchschnittsalter zu verzeichnen ist. Doch auch deutlich jüngere Menschen singen im Chor, bleiben aber letztlich wie die älteren Chorsänger meist in ihrer Altersgruppe. Chöre, so scheint es, sind nicht nur musikalische, sondern auch soziale Einheiten. So wundert es nicht, dass die meisten Chorsänger dem Repertoire ihres Chores einen geringeren Stellenwert beimessen als dem Spaß am Singen. Genauere Einzelheiten, auch zu den untersuchten Chören, wird die Präsentation zeigen.

Tenso ist ein internationales Netzwerk professioneller Chöre zur Förderung zeitgenössischer Musik. Einmal im Jahr werden die Arbeitsergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. In diesem Jahr werden in drei Konzerten der beteiligten Chöre aus Lettland, Frankreich und Deutschland während der Tenso Days Berlin 2006 fünf Werke uraufgeführt und zahlreiche deutsche Erstaufführungen zu hören sein.

Ausführliche Informationen zum Raum des Wissens der TU Berlin und zu den Tenso Days Berlin 2006 finden Sie auf der Homepage: www.tenso-days.com

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Priv. Doz. Dr. Martha Brech, Institut für Sprache und Kommunikation der TU Berlin, Fachgebiet Musikwissenschaft, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin, Tel./Fax: 030/314-22235, E-Mail: m.brech@t-online.de

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Ramona Ehret idw

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