Bürgerkriege feuern Hungersnöte an

Als wäre eine Katastrophe nicht genug: In den meisten Staaten in Süd-Asien und in Afrika, in denen bittere Hungersnot zum Alltag gehört, herrscht auch politische Unruhe oder Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Bewaffnete Gruppen nutzen Hunger als Waffe, in dem sie Plantagen, Felder und Nahrungsmittellager zerstören oder Hilfslieferungen plündern, berichtet das International Food Policy Research Institute IFPRI.

Im so genannten Global Hunger Index, der von der IFPRI und der deutschen Welthungerhilfe erstellt wurde, haben die Experten 119 Staaten untersucht. „Wir haben drei Indikatoren anaylysiert: den Prozentsatz der Unterernährten, den Prozentsatz der Kinder unter fünf Jahren mit Untergewicht sowie die Kindersterblichkeit bis zu einem Alter von fünf Jahren“, so Iris Schöninger, Koordinatorin für Entwicklung und Politik bei der Welthungerhilfe, im pressetext-Gespräch. „Alle drei Komponenten wurden gleich gewichtet. Daher lässt sich daraus ein gesamtes Bild ableiten“, erklärt die Expertin. An den Indikatoren könne man feststellen, dass Kinder am meisten gefährdet sind. Die am meisten benachteiligten Staaten sind Burundi, Äthopien, Eritrea, Sierra Leone und die Demokratische Republik Kongo. „In manchen Staaten wie etwa in Somalia fehlen Daten, daher wurden sie nicht berücksichtigt“, erklärt Schöninger.

Ein zentrales Ergebnis der Studie sei gewesen, dass die Hungersituation in Konfliktländern sehr viel höher sei als in anderen Staaten, meint Schöninger. In einer Studie der Welternährungsorganisation FAO wurde von Experten die Situation in der sudanesischen Provinz Darfur als derzeit schlimmstes humanitäres Problem beschrieben. Dieser Tatsache stimmt auch Schöninger zu. Sie sieht neben einer direkten Unterstützung der Organisation auch das politische Druckmittel als Möglichkeit. „Wir fordern die deutsche Regierung auf, politischen Druck auf die Regierung im Sudan auszuüben, denn in Darfur ist die Situation nur deshalb so, weil der Staat es toleriert.“ Schöninger verweist auf kleine, aber immerhin existierende Fortschritte in Sierra Leone. „Kollegen von vor Ort berichten von kleinen Erfolgen.“ Es bleibe zu hoffen, dass das politische Gleichgewicht, das derzeit labil ist, bestehen und dass die gesamte Region friedlich bleibe.

Thema des diesjährigen Welternährungstags war „Investition in die Landwirtschaft für Lebensmittelsicherheit“. Ansatzweise laufe das Projekt gut an, wie FAO-Generaldirektor Jacques Diouf ausführte. Der Schuldennachlass habe zu einer vermehrten Investition in der Landwirtschaft geführt, dennoch gebe es noch viel zu tun. „Wenn das Millenniumsziel, die Halbierung des Welthungers bis 2015, erreicht werden soll, müssen 19 Mrd. Dollar in Landwirtschaftsprojekte und zusätzliche fünf Mrd. Dollar für sofortige Nahrungsmittelhilfen bereit gestellt werden“, erklärte Diouf. Der globale Hunger Index könnte helfen, so hoffen die Experten der IFPRI, dieses Ziel tatsächlich zu erreichen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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