Krampfader-Operationen oft mangelhaft ausgeführt
Ein Fünftel der in Krankenhäusern an Krampfadern operierten Patienten liegt schon zum zweiten Mal mit demselben Problem auf dem OP-Tisch. Mehr als zwei Drittel von ihnen deshalb, weil bei der ersten Operation nicht sauber gearbeitet wurde. Das ergab eine deutschlandweite Studie unter Leitung der RUB-Kliniken für Dermatologie und Gefäßchirurgie im St. Josef Hospital (Direktoren: Prof. Dr. Peter Altmeyer, Prof. Dr. Achim Mumme). Werden Krampfadern nicht vollständig entfernt, bleibt ein Stumpf der entfernten Vene übrig, aus dem sich wiederum neue Aussackungen bilden, die erneut operiert werden müssen. „Zur Vermeidung dieser Rezidive, deren Beseitigung jährlich schätzungsweise 40 Millionen Euro kostet, sollte auf Konzepte zurückgegriffen werden, die in anderen Bereichen der Medizin bereits Früchte getragen haben: Spezialisierung und Mindestmengenregelung“, fordert einer der Studienleiter Prof. Dr. Achim Mumme.
Unsauber operiert – neue Krampfader
Krampfaderoperationen gehören in Deutschland zu den häufigsten Operationen überhaupt. Jedes Jahr werden etwa 320.000 Patienten pro Jahr an Krampfadern operiert. „Nach der Entfernung einer kranken Vene können sich natürlich anderswo zeitlebens neue Krampfadern bilden, ebenso wie Karies nach einer Zahnbehandlung jederzeit wieder neu auftreten kann“, erklärt einer der Studienleiter, PD Dr. Markus Stücker. Eine häufige Ursache scheinbar neu aufgetretener Krampfadern ist aber auch eine unvollständige Entfernung der Krampfader bei der ersten Operation. Eine erste Studie an Patienten des Venenzentrums der Ruhr-Universität an Patienten, die an einem Rezidiv operiert wurden, hat diesen Verdacht der Ärzte in den letzten Jahren erhärtet. In einer deutschlandweiten Multicenterstudie, an der Venenzentren in Bochum, Bad Bertrich, Freiburg, Magdeburg, München, Saarlouis und Stade beteiligt waren, gingen die Mediziner dem Problem nun auf den Grund. Die Ergebnisse präsentierten die Forscher auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (4.bis 7. Oktober 2006 in Rostock).
Patienten sollten zum Spezialisten gehen
Bei 417 Patienten mit einer Zweitoperation an Leistenkrampfadern wurde das in der Operation entnommene Gewebe histologisch unter dem Mikroskop untersucht. In 279 Fällen (66,9 %) Prozent) zeigte sich, dass eine technisch falsch durchgeführte erste Operation die Ursache des Rezidivs darstellte. Beim Ersteingriff war die krankhaft veränderte Stammvene (Vena saphena magna) nicht komplett entfernt worden. Der verbliebene Rest (Saphenastumpf) konnte zum Ausgangspunkt für ein so genanntes Leistenrezidiv werden. Die hohe Fehlerquote bestätigte sich in jedem der beteiligten Zentren. „Offenbar existieren Qualitätsprobleme nicht nur regional, sondern in ganz Deutschland“, folgert Professor Mumme. Experten im Auditorium der Tagung forderten Qualitätssicherungsmaßnahmen, die sich in anderen Bereichen der Medizin bereits bewährt haben, wie Spezialisierung und Mindestmengenregelungen. „Patienten sollten Krampfadernoperationen unbedingt von Gefäßspezialistendurchführen lassen, die eine hohe Fallzahl vorweisen können“, so Prof. Mumme.
Weitere Informationen
Priv.-Doz. Dr. med. Markus Stücker, Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum, Tel. 0234/509-0, E-Mail: m.stuecker@derma.de
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