HIV: Aussagekraft der Virenbelastung angezweifelt

Die Verdienste der Messung von HIV-Partikeln im Blut zur Vorhersage des Krankheitsverlaufes haben Wissenschaftler der Case Western Reserve University jetzt in Frage gestellt. Ihre Studie legt nahe, dass das Feststellen der Virenbelastung ein viel weniger zuverlässiges Verfahren zur Prognose des Verlustes der entscheidenden CD4-Immunzellen ist als bisher angenommen. Diese Forschungsergebnisse könnten zu einer Neueinschätzung des Zeitpunktes führen an dem eine Behandlung begonnen wird. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal of the American Medical Association veröffentlicht.

Die Vorhersage des Fortschreitens der Krankheit ist für die Behandlung von HIV-Patienten von entscheidender Bedeutung. Vor allem geht es um die Entscheidung, wann mit der so genannten hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) begonnen wird. HAART hat Millionen Menschen das Leben gerettet. Die häufig auftretenden starken Nebenwirkungen führen jedoch dazu, dass mit ihrem Einsatz erst begonnen wird, wenn es unbedingt erforderlich ist. Die bestehenden Behandlungsrichtlinien weisen Mediziner an, für die Bestimmung dieses Zeitpunktes die Virenbelastung zu ermitteln. HIV greift vor allem die CD4-Zellen an. Nimmt die Anzahl dieser Art weißer Blutkörperchen im Körper ab, verliert der Körper die Fähigkeit die Infektion zu bekämpfen. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von krankheitsbedingten Komplikationen erhöht sich.

Diese Theorie geht davon aus, dass je größer die Virenbelastung ist, desto schneller auch der Verlust der CD4-Zellen stattfindet. Die aktuelle Studie ergab, dass die Virenbelastung nur rund fünf Prozent der Abweichung von einer Person zu der anderen beim Ausmaß des Verlustes an CD4-Zellen erklären kann. Daraus folgt laut BBC, dass die Zerstörung dieser Zellen nicht als einfache Folge der im Blut vorhandenen Virusmenge angesehen werden kann. Vielmehr deutet sich an, dass die für den Krankheitsverlauf entscheidenden Faktoren komplexer sind. Dazu dürfte auch der Schaden gehören, den das Virus direkt im Immunsystem anrichten kann.

Der leitende Wissenschaftler Benigno Rodriguez erklärte, dass die Ergebnisse dieser Studie umfangreiche Auswirkungen auf das Verständnis haben können, wie HIV eine Erkrankung verursacht und wie in der Folge die Behandlung der Patienten zu gestalten sein wird. Die Forscher bedienten sich eines ausgeklügelten statistischen Modellverfahrens zur Feststellung der Virenbelastung und des Verlustes von CD4-Zellen bei mehr als 2.800 HIV-Patienten, die nicht behandelt wurden.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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