Systemische Familientherapie: Wissenschaftliche Studie belegt Wirksamkeit und Langzeiterfolge

Die Forschungsstudie basiert auf mehr als 80 so genannten RCT-Studien (randomisierte, kontrollierte Studien). Die Verbände wollen mit ihrer Expertise der Systemischen Familientherapie auch in Deutschland zu einer offiziellen Anerkennung verhelfen. Trotz ihrer hohen Wirksamkeit ist sie in der Psychotherapeutenausbildung bisher nicht als Therapieverfahren zugelassen und kann in der ambulanten Behandlung nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden.

Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie für Störungen im Kindes- und Jugendalter ist durch Forschungsstudien – vor allem aus den USA – besonders gut belegt. Das Gutachten wertet 50 RCT-Studien aus, von denen 44 die Wirksamkeit der Systemischen Therapie eindeutig belegen. Das gilt insbesondere für schwere Störungen, die in Familien viel Leid und im Gesundheitssystem hohe Kosten verursachen: Drogenmissbrauch, Störungen des Sozialverhaltens, jugendliche Delinquenz, Essstörungen und die Bewältigung von körperlichen Krankheiten. Bei diesen Störungen ist die Systemische Familientherapie eines der international am besten untersuchten und erfolgreichsten Verfahren.

Die Wirksamkeit bei Störungen im Erwachsenenalter ist ebenfalls gut belegt. Hier führt die Expertise 27 RCT-Studien an, die zeigen, dass Systemische Therapie hoch wirksam ist. Das gilt insbesondere für die Bereiche Substanzstörungen, Depression, Essstörungen, psychische Störungen bei somatischen Krankheiten sowie für Schizophrenie.

Die kontrollierten Studien belegen neben der hohen Wirksamkeit des Verfahrens nach Ende der Therapie eine gute Langzeitwirkung: Bei Kontrolluntersuchungen in bis zu vier Jahren nach Abschluss der Therapie zeigt die Systemische Therapie bessere Ergebnisse als konkurrierende Verfahren. Außerdem ist die Abbruchrate geringer. So können mit Systemischer Therapie/Familientherapie beispielsweise mehr Drogenabhängige in Therapien gehalten werden als bei anderen Therapieansätzen.

Die Systemische Therapie/Familientherapie ist darüber hinaus ein besonders kostengünstiges Therapieverfahren aufgrund einer vergleichsweise geringen Sitzungszahl. Durch die „Mitbehandlung“ des sozialen Umfeldes kommt es zudem auch bei den Angehörigen des Patienten zu positiven Effekten. Systemische Familientherapie kann somit zu erheblichen Kosteneinsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem beitragen.

Die beiden Verbände DGSF und SG haben ihre Expertise dem Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie vorgelegt, der psychotherapeutische Verfahren wissenschaftlich begutachtet. „Wir sind überzeugt, dass die Systemische Therapie/Familientherapie einen wesentlichen, innovativen Beitrag zur Theorie und Praxis der Psychotherapie leistet und in Zukunft auch in Deutschland eine wichtige Säule für das Gebäude der Psychotherapie darstellen wird“, schreiben die beiden Vorsitzenden Dr. Cornelia Oestereich und Dr. Wilhelm Rotthaus in ihrem Vorwort zur Expertise. Über die staatliche Zulassung einer Ausbildung in Systemischer Therapie hatte bereits kürzlich das Verwaltungsgerichts Düsseldorf zu entscheiden. Dabei urteilte das Gericht, dass die Systemische Familientherapie aufgrund ihrer weltweit großen Verbreitung als wissenschaftlich anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren anzusehen sei.

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF): Bernhard Schorn, Pohlmanstraße 13, 50735 Köln, Telefon (0221) 61 31 33, Telefax (0221) 9 77 21 94, E-Mail: schorn@dgsf.org, www.dgsf.org

Systemische Gesellschaft (SG): Franziska Becker, Waldenserstraße 2-4, Aufgang D,10551 Berlin, Telefon (030) 53 69 85 04, Telefax (030) 53 69 85 05, E-Mail presse@systemische-gesellschaft.de, www.systemische-gesellschaft.de

Verantwortlich: Bernhard Schorn, DGSF

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