Neue Hilfe zur nachhaltigen Behandlung von Depressionen

Sie kennen wiederkehrende Phasen, in denen Sie über Wochen hinweg unter gedrückter Stimmung, Hoffnungslosigkeit oder Interesselosigkeit litten? Waren die Beschwerden begleitet von Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen oder Appetitmangel? Sie ziehen sich dann vor der Umwelt zurück und können den Alltag nicht mehr bewältigen? Wer diese Fragen mit Ja beantwortet, leidet möglicherweise unter einer wiederkehrenden Depression.

Depressionen sind die häufigste psychische Erkrankung. In Deutschland leiden ca. drei Millionen Menschen an Depressionen. „Und jeder Dritte wird wahrscheinlich in seinem Leben irgendwann eine Depression durchleben“, weiß Prof. Dr. Ulrich Stangier von der Universität Jena. „Viele Betroffene glauben, dass es sich nur um eine einmalige Phase handelt. Das ist leider nicht so. Vielfach ist nicht bekannt,“, so der Jenaer Psychologe, „dass die Rückfallgefahr bei Depression sehr hoch ist“. 60-80 Prozent der erstmalig Erkrankten erleiden im Verlauf ihres Lebens weitere depressive Phasen: bei diesen Risikopersonen sind es im Durchschnitt vier Phasen im Leben.

Rückfälle sind jedoch kein unvermeidliches Naturgesetz, sie lassen sich verhindern. Lange Zeit gab es nur die Möglichkeit, über einige Jahre hinweg oder dauerhaft antidepressive Medikamente zu nehmen. Nun stehen neue psychologische und psychiatrische Behandlungsansätze zur Verfügung, die speziell zur Prävention von Rückfällen eingesetzt werden. Bisher waren sie in Deutschland jedoch kaum bekannt. Derzeit läuft an den Universitäten Jena und Frankfurt am Main eine Studie an, in der erstmalig zwei Behandlungskonzepte erprobt werden, die neueste Verfahren und Therapieformen kombinieren.

Die Behandlung wird an verschiedenen Kliniken in Raum Hessen und Thüringen angeboten. Wissenschaftliche Leiter der Studie sind Prof. Dr. Ulrich Stangier und PD Dr. Ralf Schlösser (beide Universität Jena), Prof. Dr. Arnd Barocka und Dr. Thomas Heidenreich (beide Frankfurt) sowie Prof. Dr. Martin Hautzinger (Universität Tübingen).

Die Teilnehmer der Studie sollten mindestens drei depressive Episoden in ihrem Leben erlitten haben. Geprüft wird, welche der beiden folgenden Behandlungsformen langfristig besser depressive Rückfälle verhindert: eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung, die an den persönlichen Risikofaktoren für die Auslösung von Rückfällen ansetzt und Fähigkeiten einübt, den Risikofaktoren entgegenzuwirken; und eine psychiatrische Beratung, in der intensive Informationen über Symptome, Ursachen und Verlauf von Depressionen sowie Risikofaktoren für die Auslösung von Rückfällen vermittelt werden. Ziel ist es, Rückfälle besser zu erkennen und zu verhindern. Beide Behandlungen umfassen 16 Termine, verteilt über acht Monate. Teilnehmer der Studie können die psychiatrische Routinebehandlung, in der Regel eine medikamentöse Behandlung, begleitend zu der Studientherapie, fortsetzen.

Die Behandlungen werden an insgesamt 15 kooperierenden Einrichtungen in Thüringen und Hessen angeboten.

Interessierte wenden sich bitte an das jeweilige Studienzentrum in

Thüringen:
Dipl.-Psych. Jan Schönebaum, Tel. 03641 / 945178,
E-Mail: jan.schoenebaum[at]uni-jena.de
Hessen:
Dipl.-Psych. Christine Hilling, Tel. 069 / 79823810,
E-Mail: depressionsprojekt[at]psych.uni-frankfurt.de

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Axel Burchardt idw

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