Hungrige Spatzen singen die traurigsten Songs

Singammern, die in ihren jungen Jahren zu wenig Nahrung bekommen haben, sind nach jüngsten Erkenntnissen auch als erwachsene Tiere nicht mehr in der Lage die Elite-Partner zu finden. Offensichtlich entwickeln sich durch den Nahrungsmangel auch bestimmte Teile im Gehirn nicht so wie dies bei gesunden Artgenossen der Fall ist. Besonders betroffen sind jene Hirnregionen, die zum Lernen und zum Reproduzieren von Melodien zuständig sind, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist http://www.newscientist.com .

Scott MacDougall-Shackleton von der University of Western Ontario hat mit seinem Forscherteam Gehirne von 26-Tage-alten Singammern (Melospiza melodia) untersucht. 50 Prozent der Tiere bekamen während der kurzen Zeit eine um ein Drittel verringerte Nahrungsmenge, während die andere Hälfte die normale Menge erhielt. Die Forscher haben entdeckt, dass bei Vögeln, die weniger Nahrung bekommen hatten, eine Hirnregion namens High Vocal Center (HVC) wesentlich kleiner war, als bei den anderen. „Diese Region im Hirn ist dafür zuständig, die Gesänge zu lernen, aufzunehmen und zu singen“, so der Forscher. Diese HVC-Region könne mit dem Sprachzentrum im menschlichen Hirn, etwa der Broca und Wernicke-Areale, verglichen werden.

In vorangegangenen Studien hatten Forscher festgestellt, dass die Spatzen erst ab einem Alter von 30 Tagen lernen, ihre Lieder zu singen. „Unsere Studie hat erstmals deutlich gezeigt, dass zu wenig Nahrung diese Hirnregionen schon zu einer Zeit beeinflussen, bevor die Tiere tatsächlich zu singen beginnen“, so der Wissenschaftler. Die verringerte Nahrungsmenge macht der Forscher verantwortlich dafür, dass offensichtlich wichtige Proteine zum Wachstum des Gehirnes fehlen. Bekannt sei außerdem, dass normales Hirnwachstum durch Stresshormone eingeschränkt werde und dass Nahrungsmangel die Stresshormonwerte stark ansteigen lässt.

Das eingeschränkte Gesangsrepertoire sei aber für die Tiere ein echtes Handicap. Der melodiöse und komplexe Gesang der Ammern dient nämlich nicht nur zur Revierverteidigung, sondern auch zum Anlocken des Weibchens. „Weibchen hören auf den Gesang ihres zukünftigen Partners, denn dieser verrät, ob er gesund und kräftig und wie er mit dem Stress der ersten Lebenstage fertig geworden ist“, führt MacDougall-Shackleton aus. Ein interessanter Aspekt war der Umstand, dass die HVC-Region auch bei weiblichen Ammern, die nicht singen, durch das Nahrungsminderangebot kleiner war, als bei gut ernährten. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diesen Weibchen wahrscheinlich die Fähigkeit fehlt die besten Gesänge und damit auch die „fittesten“ Männchen zu erkennen. Die nunmehrige Untersuchung wird auch durch Studien an Zebra-Finken und Staren erhärtet. Bei diesen Vogelarten hatten Forscher ebenfalls festgestellt, dass Mangelernährung zu weniger erfinderischen Gesangsmelodien führte. Ein belgischer Ornithologe hatte in einer Studie entdeckt, dass nicht nur Nahrung, sondern auch andere Stressfaktoren wie Umweltverschmutzung bei Meisen das Gesangsrepertoire eingeschränkten.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uwo.ca

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